Corona-Schutz am Arbeitsplatz wird bundesweit Pflicht

Wegen der Corona-Krise sind viele Beschäftigte in Kurzarbeit oder
arbeiten im Homeoffice. Wenn sie irgendwann an ihren regulären
Arbeitsplatz zurückkehren, wird dort vieles anders sein als früher.

Berlin (dpa) - Die Hygiene- und Infektionsschutzvorschriften am
Arbeitsplatz werden wegen der Corona-Krise deutlich verschärft. Auch
dort soll nach einem Beschluss des Bundeskabinetts vom Donnerstag das
Abstand-Halten die oberste Maxime werden. Wo dies nicht möglich ist,
müssen Arbeitgeber notfalls einen Mund-Nase-Schutz zur Verfügung
stellen. An diesem Freitag stehen weitere Beratungen von Bund und
Ländern an. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey hat ihre
Länderkollegen zu einer Telefonkonferenz eingeladen. Das Thema: eine
gemeinsame Linie für die Ausweitung der Kinder-Notbetreuung finden.

BUNDESWEITE STANDARDS FÜR CORONA-SCHUTZ AM ARBEITSPLATZ

Arbeitnehmer in Deutschland müssen sich wegen der Corona-Krise auf
strengere Hygiene- und Infektionsschutzvorgaben am Arbeitsplatz
einstellen. Für die schrittweise Rückkehr von mehr Beschäftigten
sollen künftig neue bundesweit einheitliche Regeln greifen, die das
Bundeskabinett am Donnerstag beschloss. Konkret wird unter anderem
grundsätzlich vorgegeben, dass ein Abstand von mindestens 1,5 Metern
zu anderen Menschen auch bei der Arbeit einzuhalten ist - und zwar in
Gebäuden, im Freien und in Fahrzeugen. Dafür müssten Absperrungen,
Markierungen oder Zugangsregelungen umgesetzt werden. Wo dies nicht
möglich ist, seien alternativ etwa Trennwände zu installieren. Ist
auch das nicht machbar, sollen die Arbeitgeber Nase-Mund-Bedeckungen
für Beschäftigte, Kunden und Dienstleister zur Verfügung stellen.

KEINE GROßEN FAMILIENFESTE FÜR DEN SOMMER PLANEN

Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) rät trotz der leichten Lockerungen
der Corona-Maßnahmen davon ab, Familienfeste wie zum Beispiel
Hochzeiten für den Sommer zu planen. Bei der aktuellen Lage könne man
das nicht empfehlen, sagte er im Interview bei «BILD Live». «Die
Gefahr, dass man sie kurzfristig wieder absagen muss, weil das Virus
noch den ganzen Sommer über im Land sein wird, ist einfach zu groß.»

Veranstaltungen mit 150 Gästen aus dem ganzen Bundesgebiet zum
Beispiel seien wegen des Infektionsgeschehens momentan nicht gut. Die
Bundesregierung werde die Lockerungsmaßnahmen alle zwei Wochen
präzisieren, betonte Braun. Veranstaltungen mit mehr als 1000
Teilnehmern würden aber bis August «ganz sicher» untersagt bleiben.

KARLSRUHE POCHT AUF VERSAMMLUNGSFREIHEIT AUCH IN CORONA-ZEITEN

Das Bundesverfassungsgericht pocht auch in der Corona-Krise auf die
grundgesetzlich geschützte Versammlungsfreiheit. Im Eilverfahren
kippten die Richter das Verbot zweier Demonstrationen in Gießen als
zu pauschal, wie das Gericht in Karlsruhe am Donnerstag mitteilte.
Die Stadt erlaubte die für Donnerstag und Freitag angemeldeten
Kundgebungen daraufhin unter Auflagen. Die Behörden in Gießen waren
davon ausgegangen, dass die hessische Corona-Verordnung Versammlungen
von mehr als zwei Personen, die nicht zusammenleben, generell
verbiete. Tatsächlich besteht nach Auffassung der Verfassungsrichter
zum Schutz der Versammlungsfreiheit ein Entscheidungsspielraum. Die
Stadt Gießen musste die Demos deshalb neu prüfen.

FRISEURHANDWERK RECHNET MIT KUNDENANSTURM BEI WIEDERÖFFNUNG

Für die Tage nach der Wiederöffnung der Friseurläden rechnet das
Handwerk mit einem Kundenansturm. «Das Streben nach Schönheit ist was
ganz Menschliches, und gerade in Zeiten der Pandemie möchte man sich
diesen kleinen Luxus sicherlich gönnen», sagte am Donnerstag der
Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen
Friseurhandwerks, Jörg Müller. Die Nachfrage werde hoch sein. Die
Herausforderung werde darin bestehen, einen Mundschutz für Friseure
und für Kunden bereitzustellen. Viele Kunden brächten sicherlich
einen mit, aber die meisten Betriebe würden eigene Masken anbieten.
«Wir werden außerdem sehen, dass Haarschnitte und andere
Dienstleistungen nur am gewaschenen Haar durchgeführt werden können.»


RUND 133 000 INFIZIERTE UND 3740 TOTE IN DEUTSCHLAND

In Deutschland sind bis zum Donnerstagnachmittag mehr als 133 200
Infektionen mit dem neuen Coronavirus registriert worden - am Vortag:
waren es 130 300. Mindestens 3740 mit dem Erreger Sars-CoV-2
Infizierte starben bislang bundesweit (Vortag: 3456). Das geht aus
einer Auswertung der Deutschen Presse-Agentur hervor, die die
neuesten Zahlen der Bundesländer berücksichtigt. Nach Schätzungen des

Robert Koch-Instituts (RKI) haben in Deutschland rund 77 000 Menschen
die Infektion überstanden. Experten rechnen auch in Deutschland mit
einer hohen Dunkelziffer nicht erfasster Fälle. Die höchsten Zahlen
aller Bundesländer hat Bayern mit mehr als 35 500 nachgewiesenen
Fällen und mindestens 1070 Toten.

RUSSLAND VERSCHIEBT GROßE SIEGESPARADE AM 9. MAI

Russland verschiebt die große Militärparade zum 75. Jahrestag des
Sieges der Sowjetunion über den Hitler-Faschismus. Grund sei die
Krise um die Coronavirus-Pandemie, teilte Kremlchef Wladimir Putin
nach Angaben der Agentur Interfax am Donnerstag in Moskau mit. Für
Russland ist die symbolträchtige Parade am 9. Mai das wichtigste
politische Ereignis in diesem Jahr. Geplant war die größte Parade in
der russischen Geschichte mit Gäste aus vielen Staaten, darunter
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Die Risiken wegen des Virus
erlaubten keine Vorbereitung auf die Parade, sagte Putin. Sie solle
aber noch in diesem Jahr stattfinden. Einen Termin gab es noch nicht.

PAKETVERSAND NACH CHINA WIEDER MÖGLICH

Die Deutsche Post will ab sofort den Versand von Paketen nach China
wieder ermöglichen. Die Volksrepublik sei «das erste von solchen
Exportbeschränkungen betroffene Land, bei dem diese Einschränkungen
vollständig wieder aufgehoben werden können», sagte ein Post-Sprecher

der Deutschen Presse-Agentur. Es könne aber weiter zu Verzögerungen
bei der Zustellung kommen. Als Ursprungsort der Corona-Pandemie war
China - einschließlich der Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macau
- auch das erste Land, in das der Versand von Paketen seit Mitte
Februar eingeschränkt wurde.

ERNEUT MILLIONEN ERSTANTRÄGE AUF ARBEITSLOSENHILFE IN DEN USA

Wegen der Zuspitzung der Corona-Pandemie haben in den USA in der
vierten Woche nacheinander Millionen Menschen einen Erstantrag auf
Arbeitslosenhilfe gestellt. In der Woche bis zum 11. April wurden 5,2
Millionen Neuanträge registriert, wie das US-Arbeitsministerium am
Donnerstag mitteilte. Damit haben innerhalb eines Monats in den USA
rund 22 Millionen Menschen ihren Job verloren. Allein in der Vorwoche
hatten 6,6 Millionen Menschen einen Erstantrag auf Unterstützung
gestellt. Die Erstanträge gelten als Indikator für die kurzfristige
Entwicklung des Arbeitsmarkts in der größten Volkswirtschaft der Welt
- und deuten inzwischen auf einen dramatischen Wirtschaftseinbruch
hin.

ROCKFESTIVALS WERDEN ABGESAGT

Wegen der verlängerten Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie haben die
Veranstalter die Zwillingsfestivals «Rock am Ring» und «Rock im Park
»
Anfang Juni abgesagt. Das teilte der Veranstalter Live Nation am
Donnerstag in Frankfurt mit. Zuvor war bereits das
Heavy-Metal-Festival im schleswig-holsteinischen Wacken gestrichen
worden. Die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten der Länder
hatten sich am Mittwoch zwar auf erste vorsichtige Lockerungen in der
Coronavirus-Krise verständigt. Großveranstaltungen aber sind den
Beschlüssen zufolge aber bis zum 31. August grundsätzlich untersagt.

VORERST KEIN HANDSCHLAG MEHR FÜR NEUBÜRGER IN DÄNEMARK

Dänemark will in der Corona-Krise auf den obligatorischen Handschlag
bei Einbürgerungszeremonien vorerst verzichten. Die Vorschrift wurde
wegen des Ansteckungsrisikos beim Händeschütteln ausgesetzt, wie das
Ausländer- und Integrationsministerium am Donnerstag mitteilte.
Bislang mussten angehende dänische Staatsbürger bei der Einbürgerung

die Hand eines Bürgermeisters oder anderen Offiziellen schütteln.
Damit sollten sie Respekt gegenüber Behörden beweisen und zeigen,
dass sie sich an die dänischen Gesetze halten wollen. Die Regierung
will den Handschlag wieder einführen, wenn die Gesundheitsbehörden
ihre Empfehlungen zur Ansteckungsminimierung ändern.