Minister Müller: «Corona wird nicht die letzte Pandemie sein»

Berlin (dpa) - Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hofft, dass die
Weltgemeinschaft aus der Coronavirus-Pandemie auch Lehren für
ständige Epidemien wie Masern oder Cholera ziehen kann. «Das glaube
ich, denn Corona wird nicht die letzte Pandemie gewesen sein», sagte
Müller der «Schwäbischen Zeitung» und den Zeitungen der Neuen
Berliner Redaktionsgesellschaft (Donnerstag). Mit einer
vorausschauenden Politik und einer Stärkung globaler
Gesundheitsstrukturen könne viel erreicht werden, sagte der Minister.

Unter anderem schlägt Müller vor, die Weltgesundheitsorganisation
(WHO), zu einem «Welt-Pandemie-Center» auszubauen: «Mit einem
genauen Monitoring der Virus-Ausbrüche, wirksameren Maßnahmen zur
Bekämpfung und einem globalen Forschungsverbund.» Experten hätten
bereits 40 weitere Viren identifiziert, die das Potenzial haben,
Pandemien auszulösen, warnte Müller. «Wir müssen und wir können u
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dagegen wappnen - Corona ist daher auch ein Weckruf für stärkere
internationale Zusammenarbeit», sagte er der Zeitung.

Insbesondere setzt Müller demnach auf die Europäische Union, in der
Deutschland ab Juli für sechs Monate die Ratspräsidentschaft
übernimmt. Die Konsequenz der derzeitigen Krise dürfe «nicht der
Rückzug in das nationale Schneckenhaus sein.» Vielmehr gehe es darum,
die Handlungsfähigkeit der EU zu stärken. «Das wird zur
wirtschaftlichen und politischen Überlebensfrage Europas», sagte
Müller. Dazu müssten die Brüsseler Institutionen neu aufgestellt
werden, der EU-Haushalt müsse auf die Zukunftsfragen wie
Gesundheit, Klima und nachhaltiges Wirtschaftswachstum eine neue
Antwort geben. «Das wird die wichtigste Aufgabe der
EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands sein», sagte Müller.