Himmeroder Mönch: «Wir können aus der Krise lernen»
Als letzter Mönch im Kloster Himmerod hat Bruder Stephan Erfahrung
mit dem Alleinsein. Er kommt gut damit klar - hat aber ein offenes
Ohr für alle, denen dies in Corona-Zeiten schwer fällt.
Großlittgen (dpa/lrs) - Der in der Corona-Krise verordnete Rückzug
ins Private kann nach Ansicht des Himmeroder Mönches Stephan Senge
(86) durchaus lehrreich sein. «Wir können lernen, diese vielen
Termine, unser totales Eingespanntsein und dieses «Ich habe keine
Zeit» zu überdenken», sagte der Pater, der als letzter verbliebener
Zisterzienser-Mönch im Kloster Himmerod in der Südeifel lebt. Und
sich zu fragen, was einem selbst wirklich wichtig sei: Über Dinge
nachzudenken, «die ein bisschen weiter weg liegen wie Gott oder
Mitmenschen betreffen», sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Die Krise könne auch eine Chance für die Kirche sein. «Es gibt ja
doch vieles, was im Raum Kirche mit Fragezeichen versehen ist», sagte
der Mönch. Es sei wichtig, sich neu zu fragen: «Wie hat Jesus gelebt,
was hat er getan und um was ging es ihm wirklich?» Vielleicht sei das
nicht das, was im Laufe der Jahrhunderte daraus gemacht worden sei.
«Kirche im Sinne von «Es war schon immer so» gibt es nicht.»
Bruder Stephan ist nach dem Rückzug des Zisterzienser-Ordens im
Herbst 2017 als letzter Mönch in Himmerod geblieben. Er lebt seit
mehr als 60 Jahren in dem Kloster und gilt als «das Gesicht von
Himmerod». Das Kloster in Großlittgen ist nach wie vor eine beliebte
Anlaufstelle: Es gibt ein Gästehaus für Schulklassen, Jugendgruppen
und Einzelne - mit etlichen Angeboten. Dann die Kirche, die Kapelle,
den Klosterladen.
In der aktuellen Corona-Pandemie kann aber niemand kommen, viele
mussten ihre Besuche absagen. «Wir haben Hunderte von Briefen und
Anrufe bekommen von Menschen, die schreiben, sie wären so gerne
gekommen», berichtete der Mönch. Auch um Ostern hätten sich viele
Gäste zu Tagen der Besinnung auch aus Luxemburg, den Niederlanden und
Belgien angemeldet. «Auch wir bedauern das sehr.»
Derzeit telefoniert Bruder Stephan viel. Die Menschen riefen ihn an,
auch wegen der Einsamkeit. «Das ist für viele ein Riesenproblem.» Wie
zum Beispiel ältere Menschen in Pflegeheimen, die keinen Besuch
bekommen dürfen. «Ich spreche mit ihnen, egal zu welcher Uhrzeit»,
sagte er.
Er selbst sei nicht einsam. «Es ist meine Art, ein bisschen
zurückgezogen zu leben. Nicht mitten im Betrieb zu sein, aber
trotzdem aktiv zu sein auf verschiedenste Weise.» Zudem lebe er ja
«in einer kleinen Hausgemeinschaft». Und er schreibe gerade an einem
neuen Buch und betreibe weiter seine Entwicklungshilfe im Südsudan.
Er fürchte sich nicht, dass er an dem Coronavirus erkranken könne.
«So viel Angst um das bisschen Leben habe ich eigentlich nicht.» Er
sei aber natürlich vorsichtig, halte Distanz. Dass sei aber am
Kloster auch nicht schwierig. «Wir haben den Vorteil, dass wir hier
auf ländlichem Gebiet wohnen.» Nach wie vor treibe er Sport in der
«herrlichen Natur»: «Ich gehe jeden Tag raus.»
Das Kloster war 1134 vom Zisterzienser-Mönch Bernhard von Clairvaux
gegründet worden. Der Konvent war 2017 wegen Personalmangels und
angespannter Finanzen aufgelöst werden - das Kloster ging in den
Besitz des Bistums Trier über. Eine Nachfolge-Gemeinschaft für das
Kloster sei noch nicht in Sicht, sagte der Priester.
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