Corona-Regeln werden eingehalten - Aufnahmestopp in Klinik
Ein sonniger Karfreitag, doch die Menschen in Rheinland-Pfalz und im
Saarland sollen zu Hause bleiben. Derweil haben sich in einer Klinik
14 Mitarbeiter infiziert - und das Haus kann keine neuen Patienten
aufnehmen.
Mainz (dpa/lrs) - Das Wetter lockt nach draußen, doch Ausflugsorte
bleiben gesperrt. Die Zahl der Infizierten steigt weiter und das
Kreiskrankenhaus in Grünstadt mit 14 infizierten Mitarbeitern nimmt
keine Patienten mehr auf. Die wichtigen Themen vom Karfreitag und vom
Gründonnerstag im Überblick:
DISZIPLIN: Trotz des warmen Frühlingswetters am Karfreitag haben sich
die Rheinland-Pfälzer und Saarländer an die Corona-Regeln gehalten.
Das berichteten die Polizeipräsidien im Land. «Die Leute halten sich
dran und ich bin sehr zufrieden damit», sagte ein Sprecher der
Polizei in Kaiserslautern. Allerdings sei der Parkplatz Johanniskreuz
im Pfälzerwald vorsorglich gesperrt worden. Er ist gerade bei
Motorradfahrern ein beliebtes Ausflugsziel. Auch rund um das
Naherholungsgebiet Silbersee im Rhein-Pfalz-Kreis waren Parkplatz,
Privatstraße, Rundweg und See für Besucher gesperrt.
AUFNAHMESTOPP: Weil sich mindestens 14 Mitarbeiter des
Kreiskrankenhauses in Grünstadt (Kreis Bad Dürkheim) mit dem
Coronavirus infiziert haben, nimmt die Klinik keine neuen Patienten
mehr auf. «Bis auf Weiteres gilt ein Aufnahmestopp», sagte Udo
Langenbacher, Verwaltungsdirektor der Klinik, am Freitag. Patienten
der Intensivstation seien bereits in umliegende Krankenhäuser verlegt
worden. Nach Klinikangaben sind derzeit noch die 50 Patienten im
Haus, die weiter behandelt werden. Normalerweise versorgt das
Krankenhaus zwischen 130 und 150 Patienten.
INFEKTIONEN: Die Zahl der nachweislich mit dem Coronavirus
infizierten Menschen in Rheinland-Pfalz steigt weiter. Am Freitag
(Stand: 12:00 Uhr) gab es insgesamt 4592 bestätigte Sars-CoV-2 Fälle,
wie das Gesundheitsministeriums in Mainz mitteilte. Das sind 185 mehr
als am Vortag. Bislang sind demnach im gesamten Bundesland 60
infizierte Menschen gestorben. Die meisten Infektionen mit dem Virus
wurden in der Stadt Mainz registriert - bis Freitag waren in der
Landeshauptstadt 343 Fälle bekannt.
REZESSION: Deutschland steht nach Einschätzung der saarländischen
Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) vor einer «tiefgreifenden
Rezession». «Wie tiefgreifend und wie lange anhaltend sie sein wird,
wird natürlich davon abhängen, wie lange die Einschränkungen noch
gelten», sagte Rehlinger der Deutschen Presse-Agentur in Saarbrücken.
Sie sei aber zuversichtlich, «dass wir es schaffen, da auch wieder
herauszukommen». Wichtig sei dabei: «Diese Pandemie mit allen ihren
Auswirkungen braucht einen starken Staat, einen investierenden
Staat.»
ABSTAND: Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer
(SPD) hat die Bevölkerung in einer Fernsehansprache vor Ostern zu
diszipliniertem Abstandhalten in der Corona-Krise aufgerufen.
«Gemeinsam sind wir stärker als das Virus», sagte Dreyer am
Gründonnerstag in Mainz. Die Entwicklung der Infektionszahlen gehe in
die richtige Richtung, aber für eine Entwarnung gebe es noch keinen
Grund. «Bitte halten Sie weiter Abstand und schützen Sie sich und
andere», mahnte die Regierungschefin und wünschte den Menschen in
Rheinland-Pfalz gleichwohl schöne Momente über die Feiertage.
INSOLVENZANGST: Die Wirtschaft in Rheinland-Pfalz stellt sich auf
Firmenpleiten in der Corona-Krise ein. «Es wird nicht ohne
Insolvenzen gehen», sagte Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP) am
Donnerstag während einer Videokonferenz des Wirtschaftsausschuss im
Landtag. Nahezu alle Branchen seien von der Pandemie betroffen. Zur
Gastronomie sagt der Präsident des Dehoga-Verbands, Gereon Haumann:
«Wir sind in ganz großer Sorge - uns erreichen täglich 300 Hilferufe
von Mitgliedsbetrieben, die in den nächsten Tagen die Existenz ihrer
Betriebe in Frage gestellt sehen.» Nach Ostern müsse die Auszahlung
der Löhne für über 100 000 Beschäftigte in Rheinland-Pfalz
vorbereitet werden, doch fehle es vielen Betrieben an der dafür
nötigen Liquidität.
WIRTSCHAFTSHILFEN: Unternehmen in Rheinland-Pfalz haben nach Angaben
der Investitions- und Strukturbank (ISB) bislang 11,5 Millionen Euro
an Zuschüssen des Bundes erhalten. Seit Ende März sind rund 60 000
Anträge eingegangen. Der Opposition geht die Bearbeitung zu langsam.
Es müsse möglichst schnell Liquidität für Betriebe her, sagte
CDU-Fraktionschef Christian Baldauf. «Ich kann das in diesem Land so
nicht erkennen.»
SCHUTZMASKEN: Alle Krankenhäuser, Pflegeheime, Rettungsdienste,
Dialysezentren, Polizei und Asyleinrichtungen in Rheinland-Pfalz
sollen voraussichtlich ab kommender Woche aus einer Halle der Mainzer
Kurmainz-Kaserne zentral mit Schutzausrüstung und
Desinfektionsmitteln versorgt werden. «Wir bauen gerade den
Verteilerschlüssel auf», sagte der Präsident des Landesamts für
Soziales, Jugend und Versorgung, Detlef Placzek. «Das Landesamt ist
von morgens bis abends mit der Beschaffung beschäftigt», sagte Dreyer
(SPD) bei der Ankunft einer Lieferung von 20 000 Litern
Desinfektionsmitteln. Es sei ein großes Netzwerk entstanden aus
Firmen, die ihre Produktion umgestellt hätten, THW, Deutschem Roten
Kreuz, Bundeswehr und Landesregierung.
LEHRKRÄFTE: Die geplante Einstellung neuer Lehrkräfte für das
kommende Schuljahr ist nach Angaben des Bildungsministeriums trotz
der Corona-Krise sichergestellt. Die Prüfungen könnten planmäßig
stattfinden, sobald die Schulen wieder geöffnet seien. Sollte dies
noch länger dauern, seien alternative Prüfungsformate vorgesehen.
PFLEGEKRÄFTE: Statt symbolischer Gesten für Pflegekräfte in der
Corona-Krise sollten die Kirchen die Arbeit ihrer Beschäftigten im
Gesundheitswesen mit gerechten Löhnen honorieren. Mit dieser
Forderung wandten sich die Unterzeichner eines Offenen Briefs an die
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Deutsche
Bischofskonferenz. In vielen Gesprächen zur Corona-Krise gehe es
immer wieder um die prekäre Situation der Beschäftigten im
Gesundheitswesen, sagte Initiator Uli Röhm aus Jugenheim in
Rheinhessen. Ein Grund für Personalnot und fehlenden Nachwuchs seien
die unzumutbaren Arbeitsbedingungen und die im Vergleich zu anderen
Branchen viel zu geringe Bezahlung. Wenn Diakonie und Caritas mit
gutem Beispiel vorangingen, seien die anderen Träger gezwungen, dem
zu folgen.
BEDÜRFTIGENHILFE: Eine private Initiative hat in Ingelheim am Rhein
mit der Ausgabe von Nahrungsmitteln an Bedürftige begonnen, die in
der Corona-Krise ihre bisherige Versorgung verloren haben.
«Obdachlose haben zum Teil seit drei Wochen keinen Zugang mehr zu
Wasser», sagte Michael Schieferstein vom Verein der FoodFighters. In
Not geraten seien jetzt aber auch Menschen, die nur geringfügig
verdienten und in der Corona-Krise aus einem Mini-Job entlassen
würden. Eine zweite Ausgabe in Ingelheim ist für Ostersonntag
geplant. Schieferstein will erreichen, dass dann auch Ausgabestellen
in Bingen und Bad Kreuznach eingerichtet werden können.
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