Corona-Problemtypen: Von «Kampfjogger» bis «Kassenschlangentrottel» Von Gregor Tholl, dpa
Feindbilder vereinfachen die Welt. In der Corona-Krise hat fast jeder
so sein Hassobjekt - etwa den «Kampfjogger», «Kassenschlangentrottel
»
oder «Verschwörungstheoretiker». Ein Überblick.
Berlin (dpa) - In Zeiten der Corona-Pandemie mit
Ausgangsbeschränkungen und Abstandsempfehlungen wirken Nudel- und
Klopapier-Scherze fast schon wie von gestern. Längst sind neue
Feindbilder entstanden. Eine Auswahl mit Augenzwinkern:
KAMPFJOGGER: Viele schildern Erlebnisse mit Joggern, die an ihnen
vorbeipreschen und ohne jedes Problembewusstsein rumkeuchen. Die
«taz» polemisierte: «Sie sind die SUVs unter den Fußgängern.»
Sogenannte Kampfjogger schauten beim Laufen nicht nach links und
rechts. «Wenn sie eng an Spaziergängern vorbeirauschen, spüren diese
den Windhauch einer überlegenen Lebensform.» Der SUV unter den
Fußgängern sei kein Asket, der beim Laufen zu sich selbst komme,
sondern wolle «in seinem optimierten Dasein wahrgenommen werden».
JAMMERLAPPEN: Mancher sieht zurzeit ein Gejammer auf hohem Niveau
unter der Stuckdecke des Altbaus. «Klar, mit den Kindern ist es
gerade schwierig. Tägliches Homeoffice plus Ersatzkita/Ersatzschule
in einer Wohnung, das ist Stress», schrieb Jochen-Martin Gutsch beim
«Spiegel». «Trotzdem möchte ich manchmal sagen: Bitte nicht jammern
oder beschweren. Heult leise.» Anscheinend sei in der Krise einigen
ein bisschen die Relation verloren gegangen. «Das Gefühl für das
eigene, sehr privilegierte Leben.» Es fehle den meisten an wenig bis
gar nichts, außer dass sie zu Hause sitzen müssten. «In unserem
warmen Homeoffice, von dem wir vor Corona gern geträumt haben.»
KASSENSCHLANGENTROTTEL: Anderthalb bis zwei Meter Abstand in der
Schlange an der Supermarktkasse? Immer noch Fehlanzeige bei manchen.
Im übertriebenen Klischee regen sich solche Leute dann am Telefon -
Kassierer gern wie Lakaien behandelnd - noch darüber auf, dass andere
Leute in dieser Krise so dumm seien. Dabei bemerken sie nicht, dass
der Abstand zur Person vor ihnen nur noch 30 Zentimeter beträgt.
VERSCHWÖRUNGSTHEORETIKER: Sie posten bei Facebook oder leiten via
WhatsApp weiter - ganz unschuldig tuend mit dem Kommentar «Spannende
Sichtweise», «Fundstück» oder «Lesen und selbst entscheiden!».
Meist
läuft es darauf hinaus, dass alle Virologen und natürlich die Medien
verblendet sind außer einem bestimmten Außenseiter. Die Regierungen
haben sich außerdem gegen ihre Bevölkerungen verschworen und wollen
sie ruinieren. Das Gute: Wer einem jetzt mit Blödsinn auffällt, muss
ja nach der Krise nicht mehr zum Bekanntenkreis gehören.
KRISENVERKITSCHER: Sauberere Luft und Gewässer, weniger Konsum, keine
Angst, mehr etwas zu verpassen, weil ja eh alles ausfällt - viele
wollen der Corona-Krise etwas Positives abgewinnen. Manche sehen in
der Krise und dem Virus auch einen Weckruf für mehr Bescheidenheit
oder Klimaschutz. Die Pandemie zu einer Rache der Natur oder gar
Gottes oder einer Erweckungsbewegung umzudeuten und die Zeit danach
utopisch aufzuladen, führt aber schnell zu politisch fragwürdigen
Fantasien - Motto: Kampf der Überbevölkerung oder gegen eine
angeblich schuldige Menschengruppe.
UNGENIERTE INFLUENCER: Oliver Pocher führte einen Kampf via Instagram
gegen Influencer, die während der Corona-Krise weitermachten wie
bisher und zum Beispiel sinnlose Produkte bewerben. Abgesehen von der
Werbung für zum Beispiel überteuerte Fitness-Produkte regte sich
Pocher vor allem darüber auf, dass viele Influencer bei ihrem
Geschäftsgebaren auch ihre kleinen Kinder vorführen.
DENUNZIANT: In überspitzter Form stehen sie auf dem Balkon und weisen
Passanten beim Spazierengehen zurecht: «Das ist aber keine
Kernfamilie», «Dieser Abstand ist zu gering, ich rufe die Polizei».
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) empfiehlt derweil, Verstöße gegen
die Ausgangsbeschränkungen «in einem höflichen Miteinander» erst
einmal im Privaten anzusprechen.
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