1934 Corona-Infektionen im Norden - Dringender Günther-Appell

Das ist eine eindringliche Bitte: Die Schleswig-Holsteiner sollen zu
Ostern die Anti-Corona-Regeln unbedingt einhalten, mahnt
Regierungschef Günther. Experten beraten über Exit-Strategien. Kritik
an der Regierung gibt es auch.

Kiel (dpa/lno) - Ministerpräsident Daniel Günther hat die
Schleswig-Holsteiner aufgerufen, auch über Ostern die strengen
Verhaltensregeln gegen das neue Coronavirus zu befolgen. «Halten Sie
die Regelungen, die wir in Schleswig-Holstein beschlossen haben,
genauso ein wie an den anderen Wochenenden», sagte der CDU-Politiker
am Donnerstag in einer Videobotschaft. Es gebe vorerst keine
Lockerungen. «Wir wollen, dass Sie Abstand halten», betonte Günther.

«Wir wollen den Abstand von mindestens anderthalb Metern und bitte in
der Öffentlichkeit mit maximal zwei Personen unterwegs sein. Das gilt
explizit auch an Ostern.»

Günther kündigte auch für die Zeit nach dem 20. April klare
Entscheidungen an. Absoluten Vorrang habe es, Menschenleben zu
retten. «Wir tun alles als Landesregierung, um Leben zu schützen.
Aber wir können nicht verhindern, dass Menschen durch Corona
sterben.» Die Regierung könne aber verhindern, dass Menschen sterben,
weil nicht genug getan und nicht genügend Kapazitäten aufgebaut
wurden. Mit Kritik an der Strenge der Bestimmungen könne er gut
leben, sagte Günther.

Wegen der Pandemie dürfen keine Touristen in das Land einreisen.
Schleswig-Holsteiner können Tagesausflüge machen. Ausgenommen sind
Inseln und Halligen. Besitzer von Zweitwohnungen dürfen nicht dorthin
fahren, um sie zu nutzen. Bis über Ostern hinaus gelten strenge
Kontaktbegrenzungen; die Bildung größerer Gruppen ist untersagt. An
Familientreffen im privaten Raum dürfen maximal zehn Angehörige
teilnehmen, sofern der Haushalt selbst nicht größer ist. Die Polizei
kontrolliert auch über die Feiertage die Einhaltung der Vorschriften.
Verstöße können mit Bußgeldern geahndet werden.

Die Festlegung auf zehn Familienangehörige war in der Öffentlichkeit
zum Teil als Lockerung interpretiert worden. Dies sei nicht der Fall,
sagte Günther. Zuvor habe es gar keine Festlegung auf eine Zahl für
Familien gegeben. SPD-Fraktionschef Ralf Stegner kritisierte die
Informationspolitik. «Die widersprüchliche Kommunikation zu
Familienbesuchen (auch aus anderen Ländern) über Ostern, finde ich
wenig gelungen, und sie trägt zur Verwirrung bei», twitterte er.

Ein von Günther berufenes interdisziplinäres Expertengremium beriet
am Donnerstag über Voraussetzungen, unter denen ein Hochfahren des
gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und öffentlichen Lebens
ermöglicht werden könnte - unabhängig von einem konkreten Datum. Die

Runde wird ein weiteres Mal vor der Schaltkonferenz der
Länderregierungschefs mit Kanzlerin Angela Merkel am Mittwoch tagen.

Die Zahl der gemeldeten Corona-Infektionen stieg auf 1934. Laut
Regierung waren das bis Mittwochabend 104 Fälle mehr als nach der
Meldung vom Vortag. Die Zahl der Todesfälle erhöhte sich von 28 auf
36. Unter Berufung auf Schätzungen des Robert-Koch-Instituts gab die
Regierung an, seit Beginn der Epidemie seien 1050 Menschen genesen -
also über die Hälfte der Infizierten. Derzeit werden 156
Corona-Patienten in Kliniken behandelt, ein Plus von 3 zum Vortag.

Die Lehrergewerkschaft GEW reagierte skeptisch auf den Fahrplan für
die Schulabschlussprüfungen. Die Abitur-Prüfungen sollen am 21. April
starten und die anderen Prüfungen im Mai folgen. Aus GEW-Sicht wird
die Gesundheit von Lehrern und Schülern gefährdet. Es sollten nur
Lehrer in die Schulen geholt werden, deren Anwesenheit als Aufsicht
erforderlich ist. Die GEW-Landesvorsitzende Astrid Henke bezweifelte
die Umsetzbarkeit der organisatorischen und hygienischen Vorgaben.

Das Verwaltungsgericht bestätigte das Verkaufsverbot für zubereitete
Speisen von mobilen Verkaufsständen aus. Nach dem Beschluss sind die
Antragsteller, die einen Hähnchengrill-Wagen haben, von dem Verbot in
der Landesverordnung zur Virus-Bekämpfung betroffen. Nicht
ortsgebundene oder temporäre Angebote für den Außerhausverkauf von
«mitnahmefähigen Speisen» müssten ausnahmslos schließen. Die mobi
len
Verkaufsstellen seien geeignet, unerwünschte Ansammlungen Wartender
hervorzurufen. Genau das soll mit der Verordnung verhindert werden.

Das Gesundheitsministerium beschrieb ein Sonderproblem: Demnach
sollen Betreiber öffentlicher Gebäude, die wegen der Coronakrise
geschlossen sind, für ein Durchspülen der Trinkwasserleitungen
sorgen. Dies müsse mindestens alle 72 Stunden geschehen. Damit soll
ein Aufwachsen von Bakterien wie Legionellen verhindert werden.

Im Zuge der Corona-Krise zeigten im Land bis Ende vergangener Woche
20 200 Betriebe Kurzarbeit an. Das waren laut Agentur für Arbeit 2400
Betriebe oder 13,5 Prozent mehr als am 30. März. Es sei noch
ungewiss, wie viel Kurzarbeit wirklich geleistet werde, sagte die
Regionalchefin Margit Haupt-Koopmann. «Jede Anzeige auf Kurzarbeit
bedeutet, dass Arbeitsplätze erhalten werden.» In Kurzarbeit sind vor
allem Betriebe aus dem Gastgewerbe, der Gesundheitsbranche und dem
Einzelhandel.

Die Bischöfe der Nordkirche ermunterten dazu, das Osterfest trotz
Corona-Krise zu begehen. Dafür gebe es Anlass genug, wenn auch unter
nie gekannten Bedingungen, heißt es in einem Schreiben an die fast
1000 Gemeinden in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und
Hamburg. «Ich wünsche uns allen das derzeit notwendige
Durchhaltevermögen, Vertrauen und die Zuversicht, dass wir gemeinsam
gestärkt aus dieser Krise hervorgehen», erklärte Landtagspräsident

Klaus Schlie CDU).

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