Die verschobene Trauer - Bestatter und die Corona-Zeit

Ein Trauerfall ist eine sensible Angelegenheit. In der Corona-Krise
ist die Situation aber eine noch größere Herausforderung und auch
Bestatter sind vor neue Probleme gestellt.

Gotha/Schmalkalden (dpa/th) - Thüringens Bestattern fehlt nach
Verbandsauskunft Schutzausrüstung für die Corona-Epidemie. «Wir haben

zwar punktuell über die Landesregierung etwa Masken, Handschuhe und
Desinfektionsmittel erhalten, aber bei 260 Bestattern in Thüringen
ist die Menge überschaubar», sagt der stellvertretende Vorsitzende
des Bestatterverbands Thüringens, Ronald Häring. Denn
Zugangsbeschränkungen sähen vor, dass Bestatter nur noch mit
Vollschutzausrüstung Tote etwa in Pflegeheimen und Krankenhäuser
abholten. Dabei gehe es nicht nur um Menschen, die nach einer
Infektion mit dem Coronavirus gestorben sind, sondern auch um andere
Verstorbene, so Häring.

«Bei unseren eigentlichen Tätigkeiten haben wir jetzt zwar nicht mehr
zu tun, aber gibt es andere Herausforderungen», sagt Häring und
bezieht sich damit etwa auf die Einschränkungen bei Trauerfeiern. «Da
müssen wir jetzt noch sensibler auf die Angehörigen reagieren.»

Laut der Thüringer Verordnung zu Maßnahmen zur Eindämmung des
Coronavirus müssen Trauerfeiern unter freiem Himmel stattfinden und
es darf etwa nur ein sehr enger Kreis an Verwandten dabei sein. «Da
gibt es dann teils auch Zwietracht unter den Angehörigen, wer jetzt
dabei sein darf, es hat also psychologische Auswirkung», so Häring.

Alternativ sei es auch möglich, die Beisetzungen zu verschieben, bei
Erdbestattung allerdings nur um einige Tage. Für Urnenbestattungen -
wie in Ostdeutschland üblich - sei der Termin bis zu sechs Monate
schiebbar. Solange würden die Urnen in den Krematorien gelagert. «Ich
habe den Eindruck, etwa 50 Prozent wünschen einen baldigen Abschluss
im kleinen Kreis, die anderen tendieren zum Verschieben.»

Durch das Verschieben sieht Häring allerdings ein weiteres Problem
kommen. Um einen Stau zu verhindern, sollten Angehörige etwa zu
Beisetzungen in der ersten Wochenhälfte bereit sein. Umgekehrt
müssten aber auch Friedhofsträger - in der Regel Kommunen - flexibler
werden. «Sinnvoll wäre es etwa, statt vier Trauerfeiern dann sechs
oder sieben an einem Tag zu ermöglichen», so Häring.

Vor allem zeige die Corona-Krise, dass mehr Einheitlichkeit auch bei
der Bestattungsgesetzgebung nötig sei. «Wir lernen jetzt dazu und der
Föderalismus ist an dieser Stelle nicht zufriedenstellend», sagt
Häring. Zudem wäre es seiner Meinung nach sinnvoll, Bestatter
bundesweit als systemrelevant anzuerkennen, damit diese etwa Anspruch
auf Kinderbetreuung haben, auch wenn Schulen und Kitas geschlossen
sind.