Bestatter fordern ausreichend Schutzkleidung und Systemrelevanz Von Christiane Bosch, dpa

Mit italienischen Zuständen rechnen Hamburger Bestatter derzeit
nicht. Dennoch muss sich etwas ändern, damit sie in Corona-Zeiten
voll arbeitsfähig bleiben. Denn ohne den Einsatz dieser Berufsgruppe
dürfte es chaotisch werden.

Hamburg (dpa/lno) - Hamburger Bestatter fürchten, im Falle einer
Verschärfung der Corona-Pandemie nicht ausreichend mit Schutzkleidung
und Desinfektionsmitteln versorgt zu sein. «Wir haben jetzt vermehrt
Klagen gehört, dass es zeitlich knapp ist, dass die Bestände immer
kleiner werden und es einfach derzeit nicht ausreichend auf dem Markt
gibt», sagte Uwe Kaltenbach, Geschäftsführer der Bestatter-Innung
Hamburg, der Deutschen Presse-Agentur. «Wir wollen jetzt auch keine
Panik machen, denn die Bemühungen sind ja da. Aber der Markt ist
derzeit eben leer und die Lage verschärft sich allmählich.»
Kaltenbach forderte deshalb, dass die Bestatter - natürlich neben den
Kliniken, Praxen und Pflegeeinrichtungen - bevorzugt ausgestattet
werden müssten.

Die Bestatter würden zudem derzeit mit den Behörden der Hansestadt im
Gespräch sein, damit ihre Branche als systemrelevant eingestuft wird.
Das sei wichtig, damit beispielsweise die Kinderbetreuung für
Mitarbeiter im Bestattungswesen sichergestellt werden kann. «Die
Bestatter müssen zudem in der Lage sein, die Toten mit ihren Autos
zeitnah aus der Wohnung oder dem Heim abholen zu können. Die
Bewegungsfreiheit muss gewährt sein, wenn die Ausgangsregeln noch
weiter verschärft werden.» Gerade bei Erdbestattungen müssten die
Toten zeitnah beigesetzt werden.

Bisher habe die Corona-Krise kaum Einfluss auf die alltägliche Arbeit
der Bestatter. «Noch sind wir gut ausgestattet. Aber eben nur bis zu
einem bestimmten Punkt», sagte auch Bestatter Kay Seemann aus
Blankenese. Bei den sogenannten FFP3-Schutzmasken gebe es
beispielsweise derzeit «Lieferzeiten von bis zu acht Wochen und
horrende Preise, die man nicht außer Acht lassen darf». Er hat
bereits mehr Särge als üblich in seinem Unternehmen stehen, «um
eventuellen Lieferengpässen vorzubeugen».

Zustände wie in Italien, mit mehreren hundert Toten am Tag und
entsprechenden Massentransporten, könne man zwar nicht ausschließen.
Aber die Bestatter in Hamburg gehen nicht davon aus. Geschäftsführer
Kaltenbach: «Wir müssen damit rechnen, dass es mehr wird. Mit solchen
Zuständen wie in Italien rechnen wir nicht.»

Die Branche sehe sich derzeit auf den möglichen Anstieg von Toten gut
vorbereitet. In erster Linie würden sich die Hamburger Bestatter
derzeit enger vernetzten, damit sie sich im Fall von deutlicher
Mehrarbeit wegen der Krise gegenseitig unterstützen können. Es gebe
noch keine Notdienste. «Wir gehen da relativ gelassen, aber
zielstrebig ran.» In der Hansestadt gibt es der Innung zufolge etwa
60 bis 70 Bestatter.

Auf Angehörige hat die Krise ebenfalls Auswirkungen: Große
Trauerfeiern mit mehreren Dutzend Gästen sind aufgrund des sich immer
weiter ausbreitenden Virus nicht mehr möglich. «Die Corona-Krise hat
ganz massiv die Gestaltung der Trauerfeiern geändert, weil
Zusammenkünfte nur noch in bestimmtem Umfang zulässig sind», so
Kaltenbach. So dürften noch maximal sechs Trauergäste zu den
Beerdigungen und anschließenden Trauerfeiern kommen. «Dabei ist
natürlich die Abstandsregelung einzuhalten.» Die katholische und die
evangelische Kirche in Hamburg lassen Trauerfeiern derzeit nur im
Freien zu.

Auch die Hamburger Friedhöfe bereiten sich auf die Pandemie vor. So
wurde die Verstorbenenannahme in Ohlsdorf geschlossen und das dortige
Krematorium außer Betrieb genommen, «um das Team als Reserve für
einen Ausfall am Öjendorfer Krematorium zu haben», wie ein Sprecher
sagte. Zudem bereiten sich die Hamburger Friedhöfe darauf vor, Urnen
wegen verschobener Urnen-Trauerfeiern zu lagern. Um mögliche
Ansteckungen mit dem neuartigen Coronavirus zu vermeiden, werden
zudem Beratungen zu Grab, Grabpflege, Vorsorge und Bestattung nur
noch am Telefon erledigt. Weil außerdem einige Mitarbeiter als
Reserve freigestellt wurden, erwartete der Sprecher zeitliche
Verzögerungen bei der anstehenden Frühjahrsbepflanzung.