Über 40 Prozent der Conti-Produktion ruhen - 30 000 in Kurzarbeit

Noch steht längst nicht alles still bei Continental. Aber der
zweitgrößte Autozulieferer der Welt muss - wie viele andere Firmen
der Branche - mit enormen Folgen der Corona-Pandemie fertig werden.

Hannover (dpa) - Beim Autozulieferer Continental haben der
Nachfrageeinbruch und die Lieferkettenprobleme wegen der Corona-Krise
deutliche Einschnitte in der Produktion zur Folge. Wie das
Unternehmen am Mittwoch berichtete, stehen vor allem im Kerngeschäft
mit der Autotechnik sowie in der Reifensparte inzwischen weltweit
mehr als 40 Prozent der insgesamt 249 Standorte still. Besonders
Werke in Europa und Amerika seien betroffen. Dabei gehe es um «wenige
Tage bis einige Wochen» vorübergehender Unterbrechungen.

In Deutschland sei für die Hälfte der Beschäftigten, rund 30 000
Menschen, Kurzarbeit angemeldet. Personalchefin Ariane Reinhart
sagte: «Unser gemeinsames Ziel ist der Schutz unserer Mitarbeiter
sowie der Erhalt von Arbeitsplätzen.» Die Kurzarbeit-Regelung gelte
an mehreren Standorten zunächst für mehrere Wochen, «je nach
Entwicklung der Marktlage» seien bis zu zwölf Monate möglich.

Der Dax-Konzern aus Hannover will zusätzliche Kosten kappen und
Investitionen verschieben. Ende Februar hatte Conti Zugriff auf
insgesamt rund 6,9 Milliarden Euro an Liquidität einschließlich
ungenutzter Kredite. Der Vorstand will im April auf 10 Prozent seines
Einkommens verzichten. Betriebsratschef Hasan Allak kritisierte, dass
das Kurzarbeitergeld jedoch nicht an allen Standorten gleichermaßen
aufgestockt werde. Dies löse «starkes Befremden» aus. Auch Aktionär
e
müssten sich beteiligen, etwa durch einen Dividendenverzicht.

Aus aktueller Sicht solle die Produktion in Europa Ende April oder
Anfang Mai wieder anlaufen, sagte Vorstandschef Elmar Degenhart. Die
nur knapp vier Wochen alte Jahresprognose muss der Konzern wegen der
extrem unsicheren weiteren Entwicklung schon wieder einstampfen. Es
sei derzeit auch nicht abzuschätzen, wann ein neuer Ausblick gegeben
werden könne. Bisher hatte der Continental-Vorstand für das laufende
Geschäftsjahr 42,5 bis 44,5 Milliarden Euro Umsatz erwartet.

Im ersten Quartal bekam Conti die Krise bereits deutlich zu spüren.
Der Umsatz dürfte nur zwischen 9,4 und 9,8 Milliarden Euro betragen.
Der Anteil des bereinigten Ergebnisses vor Zinsen und Steuern am
Umsatz - eine wichtige Ertragsgröße - zwischen 2 und 3 Prozent
liegen, im Autogeschäft soll der Wert auf null sinken. Ein Jahr zuvor
hatte Conti noch rund 11 Milliarden Euro erlöst, bei einer
Gewinnspanne von 8,1 Prozent im laufenden Geschäft.

Der konjunkturelle Abschwung und Umbruch in der Branche hin zu
E-Mobilität und Digitalisierung sowie die Corona-Risiken ließen
Continental zuletzt schon mit Sorge ins neue Geschäftsjahr blicken.
Der Zulieferer meldete Anfang März einen Milliardenverlust für 2019 -
und stellt sich jetzt auf weitere schwierige Monate ein. Staatliche
Liquiditätshilfen brauche man aus derzeitiger Sicht aber nicht.