Erste Thüringer Kommunen bereiten Maskenpflicht wegen Corona vor

Nach dem Vorbild Österreichs sollen in Jena Geschäfte bald nur noch
mit Schutzmasken betreten werden dürfen. Auch andere Kommunen planen
einen solchen Schritt. Der Nutzen von Masken zur Abwehr des
Coronavirus ist jedoch umstritten.

Jena (dpa/th) - Wegen der Corona-Pandemie preschen erste Thüringer
Kommunen mit einer Maskenpflicht voran. Nach Jena kündigte auch der
Kreis Nordhausen am Dienstag eine entsprechende Verfügung an. Weitere
Details für den Kreis sollten am selben Tag erarbeitet werden. Das
Landratsamt des Saale-Orla-Kreises, wo Anfang März die erste
Corona-Infektion in Thüringen auftrat, hält von einem solchen Schritt
dagegen derzeit wenig.

Nach Angaben der Jenaer Stadtverwaltung soll das Tragen eines
Mund-und-Nasen-Schutzes in Verkaufsstellen, dem öffentlichen
Nahverkehr und Gebäuden mit Publikumsverkehr verpflichtend werden.
Die Umsetzung soll schrittweise erfolgen, sagte Oberbürgermeister
Thomas Nitzsche (FDP) der Deutschen Presse-Agentur. «Wir wollen so
die weitere Verbreitung des Virus innerhalb der Stadt durch
Tröpfcheninfektion beim Niesen oder Husten eindämmen.» Es gehe nicht

um den Eigenschutz, sondern um den Schutz anderer wie Verkäufer,
Busfahrer und Pfleger. Neben Masken seien auch Tücher oder Schals als
Schutz möglich, wenn sie Nase und Mund bedeckten. Zudem seien die
Bürger aufgerufen, selbst Mundschutze zu nähen.

Die Universitätsstadt gilt in Thüringen als einer der Brennpunkte der
Corona-Pandemie mit inzwischen mehr als 100 bestätigten Infektionen.
Mit dem Schritt folgt sie dem Vorbild Österreichs. Die dortige
Regierung hatte am Montag eine Mundschutzpflicht unter anderem für
Einkäufe in Supermärkten angekündigt. Dabei ist der Nutzen der Masken

umstritten: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht im Kampf
gegen die Ausbreitung des Coronavirus keinen Nutzen im allgemeinen
Mundschutz-Tragen. Es gebe keinerlei Anzeichen dafür, dass damit
etwas gewonnen wäre, sagte der WHO-Nothilfedirektor Michael Ryan am
Montag in Genf. Vielmehr gebe es zusätzliche Risiken, wenn Menschen
die Masken falsch abnähmen und sich dabei womöglich infizierten.

Das Landratsamt Schleiz will dem Beispiel daher nicht folgen. «Das
Tragen eines Mundschutzes dient mehr der gefühlten Sicherheit als
einem tatsächlichen Schutz vor Sars-CoV-2», erklärte der Leiter des
dortigen Pandemiestabes Torsten Bossert. Masken, die wirklichen
Schutz böten, seien nicht in ausreichender Menge verfügbar, um weite
Teile der Bevölkerung auszurüsten. «Hier sollte das medizinische
Personal Vorrang genießen.» Bossert betonte, wer die Abstandsregel
von mindestens eineinhalb Metern einhalte, brauche keinen Mundschutz.
Von Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln, wo der Abstand
schwierig einzuhalten sei, sei aktuell ohnehin abzuraten.