Mit eigenem Kugelschreiber, aber ohne Gäste: Hochzeit in Corona-Krise Von Regina Wank,dpa

Für viele Menschen ist die Hochzeit der schönste Tag im Leben und
will ausführlich geplant sein. Doch was, wenn das Coronavirus die
Pläne durchkreuzt? Daran hängt nicht nur das Glück von Paaren -
sondern auch eine ganze Industrie.

Berlin (dpa) - Das Coronavirus macht das Heiraten schnell zu einer
einsamen Angelegenheit - und unter Umständen zu einer teuren.
Absagen, Verschieben oder trotzdem durchziehen: Wie reagieren Paare,
Standesämter und Wedding Planner in der Corona-Krise?

DAS BRAUTPAAR: Angie König und ihr Mann haben im Februar
standesamtlich geheiratet, die große Feier war für Juni geplant. «Wir

sind eigentlich gerade in der Phase, wo wir alles dingfest machen»,
erzählt die 29-Jährige. Nun haben sie die Hochzeit auf nächstes Jahr

verschoben - «weil alles so unsicher ist». Auch das ist aber nicht
ganz einfach. Normalerweise müsse man die Termine mindestens ein Jahr
im Voraus blocken. Locations, Trauredner und Fotografen sind schnell
ausgebucht, gerade jetzt, wenn viele Paare ihre Feiern verschieben.
Denn auch im nächsten Jahr gibt es nur eine begrenzte Anzahl an Tagen
- aber unter Umständen ein Vielfaches an Hochzeitspaaren. Deswegen
überlegen die Beiden sogar, ihre Hochzeit auf Frühjahr 2022 zu
verlegen.

STANDESÄMTER: Eine normale Trauung ist derzeit in keinem Standesamt
mehr möglich. In München werden bereits vereinbarte Termine für die
Trauung noch durchgeführt, wie es auf dem Stadtportal heißt.
Allerdings ohne Trauzeugen oder Gäste - nur das Ehepaar und
gegebenenfalls ein Dolmetscher dürfen bei der Feier dabei sein. Man
will im Hinblick auf die Ansteckungsgefahr auf Nummer sicher gehen:
«Bitte bringen Sie zur Eheschließung eigene Kugelschreiber mit»,
heißt es.

Anders als in München ist im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick den
Angaben zufolge noch ein Fotograf erlaubt. Aber auch Trauzeugen
müssen hier draußen bleiben. In Frankfurt sitzen in den
Standesämtern, die noch geöffnet haben, die Beamten hinter Glas, um
sich vor einer Ansteckung zu schützen, wie die Behörde mitteilte.
Auch hier sind keine Gäste oder Fotografen gestattet. Die Paare, die
bereits einen Termin zur Trauung haben, würden kontaktiert, ob sie
ihren Termin auch unter diesen Umständen noch wahrnehmen wollen. Neue
Termine werden vorerst keine gemacht.

DIE HOCHZEITSPLANER: «Wir sind gerade sehr beschäftigt mit einem Plan

B für die Paare, die in den nächsten Monaten heiraten wollen",
erzählt die Hochzeitsplanerin Marie Alsleben. Sie rät dazu, Feiern im
April zu verschieben und bei Hochzeiten im Mai oder Juni einen
Ersatztermin zu suchen. Die Veranstaltungsorte zeigen sich meist sehr
kulant, sagt Alsleben - allerdings sei es dann nicht immer möglich,
an einem Samstag zu heiraten.

Derzeit leidet die ganze Branche: Viele Existenzen seien bedroht,
nicht nur bei Hochzeitsplanern, sondern auch bei Stylisten,
Fotografen und den Betreibern von Veranstaltungsorten, sagt Svenja
Schirk vom Bund Deutscher Hochzeitsplaner. «Wir als Dienstleister
haben Angst um unsere Existenz - denn die Umsatzeinbußen sind enorm».
Wie es weitergeht, ist auch hier offen: «Vielleicht kommen nach der
Krise viele Heiratsanträge, weil sich alle freuen, dass es
überstanden ist - oder aber die Paare wollen dann erstmal ihr Geld
zusammenhalten und verzichten auf eine Hochzeit», meint Alseben. Sie
hofft auf ersteres und blickt positiv in die Zukunft, denn: «Gerade
in Krisenzeiten wie jetzt ist es toll zu merken, wie sehr sich die
gesamte Hochzeitsbranche gegenseitig unterstützt.»