Keine Millionäre: Frauenfußball in Corona-Krise auf solider Basis Von Ulrike John, dpa

Auch die Frauenfußball-Bundesliga ist im Stand-by-Modus. Sechs
Spieltage stehen in dieser Saison noch aus. Ein Gehaltsverzicht ist
kein Thema, da die Kickerinnen ohnehin nicht viel verdienen.

Frankfurt/Main (dpa) - Ganz Fußball-Deutschland diskutiert darüber,
wie es mit der Männer-Bundesliga weiter geht. Und die Frauen? Das
Wirtschaften auf bescheidenem Niveau könnte sich in der Corona-Krise
als Vorteil erweisen. «Die finanzielle Dimension ist nicht
vergleichbar mit der der Männer-Bundesliga, da die Zuschauereinnahmen
bei einigen Vereinen unter fünf Prozent ausmachen», sagte Siegfried
Dietrich, Vorsitzender des Liga-Ausschusses und Manager des 1. FFC
Frankfurt, der Deutschen Presse-Agentur.

Am Dienstag wird es eine weitere Videokonferenz des DFB-Ausschusses
Frauen-Bundesligen mit Vereinsvertretern und Verantwortlichen des
Deutschen Fußball-Bundes geben. «Wir werden mögliche Szenarien für

die Finalisierung der Saison durchgehen», sagte Dietrich.

Die Frauen würden sich auch am Vorgehen der Deutschen Fußball Liga
orientieren. Der Spielbetrieb in der 1. und 2. Männer-Bundesliga ruht
mindestens bis zum 30. April. Eine entsprechende Empfehlung des
DFL-Präsidiums werden die 36 Profivereine am Dienstag auf der
Mitgliederversammlung mit höchster Wahrscheinlichkeit beschließen.

Dietrich spricht dabei von einem «roten Faden», man orientiere sich
auch an den Vorgaben der Behörden. Schließlich sei die
Frauen-Bundesliga eine Profiliga mit zwölf Mannschaften und vielen
Mitarbeitern. Sechs Spieltage muss die Liga mit Spitzenreiter VfL
Wolfsburg noch absolvieren. Wolfsburg und der FC Bayern München sind
auch noch in der Champions League vertreten. Dietrich hofft, dass die
Spielzeit, gegebenenfalls auch ohne Zuschauer, zu Ende gebracht
werden kann. «Medial präsent zu sein und die sportlichen
Entscheidungen herbeizuführen, wäre nach meiner aktuellen
Einschätzung die bestmögliche Schadensbegrenzung», so der 62-Jährig
e.

Ein Gehaltsverzicht bei den Spielerinnen ist aktuell eher kein Thema.
Diese verdienen - bestenfalls - vierstellig. «Die Spielerinnen sind
die Hauptakteurinnen und brauchen jeden Euro für ihren
Lebensunterhalt», erklärte Dietrich. «Die Frauen-Mannschaften haben
nicht die finanziellen Mittel, um Wahnsinnssummen zu spenden», sagte
Ex-Nationalspielerin und Olympiasiegerin Lena Goeßling vom VfL
Wolfsburg in der Sport1-Sendung «Doppelpass» am Sonntag.

Auch ihre Teamkollegin und Nationalmannschaftskapitänin Alexandra
Popp hatte im «Kicker» drauf verwiesen, dass die Kickerinnen «keine
Großverdiener« seien: «Ich helfe mit Taten, gehe zum Beispiel für
unseren älteren Nachbarn im Haus einkaufen.» Allerdings spenden
mehrere Fußballerinnen des 1. FFC Turbine Potsdam ein Teil ihres
Gehalts dem Deutschen Roten Kreuz, auch anderswo gibt es
Spendenaktionen.

Während der Männer-Branche bei einem kompletten Saison-Abbruch
Einnahmeverluste in Höhe von rund 750 Millionen Euro drohen, müssen
die Frauen keine großen Verluste aus der TV-Vermarktung befürchten.
In Sachen Fernsehpräsenz habe man gegenüber den Sponsoren recht gute
Argumente, da es in der bisherigen Saison schon mehr Übertragungen
als ursprünglich geplant gab, sagte Dietrich. Er hofft, dass die
Sponsoren der Clubs und der Liga auch bei eventuellen Spielausfällen
in diesen schweren Zeiten mitziehen: «Das wäre ein großartiges und
für die wirtschaftliche Stabilität zugleich notwendiges Zeichen.»

Der stets optimistische Manager befürchtet nicht, dass der
Frauenfußball bei Clubs hinten runterfällt, die in der Corona-Krise
in eine finanzielle Schieflage geraten. «Da im Gesamtbudget zum
Beispiel eines FC Bayern München oder VfL Wolfsburg und auch der
anderen Lizenzvereine der Frauenfußball eher einen überschaubaren
Posten im Budget ausmacht, bin ich in so einem Fall optimistisch.»