Liebe in Zeiten von Corona: Hochzeiten nur noch im kleinen Kreis

Die Liebe stirbt bekanntlich zuletzt. Doch gilt das auch in
Ausnahmesituationen? Brautpaare wollen sich weiterhin den Schwur der
Liebe geben. Ist das trotz Coronavirus in Brandenburg möglich?

Potsdam/Neuhardenberg/Teltow (dpa/bb) - Die Liebe hat es schwer in
Zeiten von Corona - zumindest, wenn sie durch eine Ehe besiegelt
werden soll. Ein großes Fest im Schloss mit vielen Gästen ist derze
it
nicht drin. Stattdessen ist an vielen Orten in Brandenburg nur noch
der ganz kleine Rahmen erlaubt. Noch können die Standesämter nach
eigenen Angaben nicht absehen, ob deshalb viele Eheschließungen
abgesagt werden. In den Kirchen sind Trauungen bis Ende April
abgesagt - weil keine Gottesdienste mehr veranstaltet werden dürfen.

Anja Breddin vom Schloss Wulkow in Neuhardenberg (Märkisch-Oderland)
spürt schon jetzt die Auswirkungen: Acht Hochzeitsfeiern musste sie
bis Ende April absagen. Für drei Paare konnte ein Ersatztermin noch
in diesem Jahr gefunden werden, alle anderen müssen auf das kommende
Jahr warten. Immerhin: «Die Brautpaare sind tiefenentspannt», sagt
die Geschäftsführerin.

«Wir hoffen, dass das im Mai durch ist», sagt Breddin weiter. Dann
sind nämlich 15 Hochzeiten geplant. Zum Sommer hin startet dann die
Hochsaison, im August finden wöchentlich fünf Feiern statt. Die
Location im Osten Brandenburgs lebt davon, Hochzeiten auszurichten.
80 bis 90 Brautpaare feiern hier pro Jahr. In diesem Jahr konnten
erst sieben Feiern stattfinden. «Wirtschaftlich ist das eine
Riesenkatastrophe. Wir haben aktuell keine Einnahmen», sagt Breddin,
die sieben Mitarbeiter hat. Trotzdem ist sie optimistisch: «Wenn das
überstanden ist, werden die Partys noch luxuriöser, und die Menschen
werden wieder lachen.»

Doch bis dahin heißt es: klein, aber fein feiern. Das Land
Brandenburg hatte seine Weisung an die Standesämter diese Woche nach
Inkrafttreten der neuen Corona-Eindämmungsverordnung noch einmal
verschärft: waren neben dem Brautpaar zunächst noch Trauzeugen und
gegebenenfalls eigene Kinder zur Trauung zugelassen, gilt dies jetzt
nur noch für betreuungspflichtige Kinder, also zum Beispiel
Kleinkinder, teilte das Innenministerium mit. Eheschließungen an den
romantischen Außenstandorten sind bis Ende April verboten. 

In Cottbus finden alle Hochzeiten - auch schon vor der Verschärfung -
ohne Gäste statt - auch ohne Trauzeugen. Die Hochzeitsgesellschaft
darf auch nicht vor dem Rathaus auf das Brautpaar warten,
erklärt eine Sprecherin. Spalier-Stehen, Reis-Werfen und Sektempfang
sind also nicht drin. Immerhin: «Wir haben kein Kussverbot
ausgesprochen», sagt die Sprecherin.

In Potsdam dürfen die Heiratswilligen ihre eigenen minderjährigen
Kinder noch mitbringen. Und auch in Wittenberge (Prignitz) wurde die
Zahl der Anwesenden reduziert. Waren zunächst Trauzeugen noch
erlaubt, sei auch das nun nicht mehr möglich. «Wir halten uns an die
Weisung des Ministeriums», sagt ein Sprecher. Unabhängig davon werd
e
von Fall zu Fall entschieden. «Wir fragen zum Beispiel vorab, ob sich
die Gäste in Risikogebieten aufgehalten haben», sagt der Sprecher.

Das Standesamt Teltow (Potsdam-Mittelmark) setzt Eheschließungen bis
zum 19. April sogar ganz aus. Diese Entscheidung habe die Stadt «nach
gründlicher Abwägung und entsprechender Empfehlung des Landkreises»
getroffen. «Uns ist bewusst, dass diese Entscheidung für die
betroffenen Brautpaare sehr einschneidend ist, da ihre Trauung ein
ganz besonderes Ereignis in ihrem Leben sein sollte», heißt es in
einer Mitteilung. Bei einem neuen Termin würden die Brautleute
bevorzugt behandelt. Die Standesbeamten würden dazu Kontakt mit ihnen
aufnehmen. Andere Sicherheitsvorkehrungen - beispielsweise das Tragen
von Mundschutz - sind aber in keinem der angefragten Standesämter
vorgesehen.