Erste Hilfsgelder fließen - Covid 19-Patienten aus Italien nach MV

Die Hilfsmaschinerie springt an: Ersten Firmen in
Mecklenburg-Vorpommern hat das Land Geld überwiesen. Für die
Bevölkerung werden die Testmöglichkeiten auf das neuartige
Coronavirus verbessert.

Schwerin (dpa/mv) - Die Soforthilfe für Corona-geschädigte Firmen in
Mecklenburg-Vorpommern kommt bei den ersten Betrieben an. Wie
Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) mitteilte, hat das
Landesförderinstitut am Donnerstag mit der Auszahlung der staatlichen
Zuschüsse an Solo-Selbstständige, Kleinst- und Kleinunternehmen
begonnen, die wegen der Corona-Krise massive Umsatzeinbrüche
verzeichnen.

Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) warnte zugleich vor einer
zu frühen Lockerung der Kontaktverbote und Geschäftschließungen. Mit

15 Infizierten je 100 000 Einwohnern sei der Nordosten zwar derzeit
bundesweit das am geringsten betroffene Bundesland. Dennoch: «Ich
will ganz klar sagen, dass wir nach Rücksprache mit Medizinern keine
Entwarnung geben können», sagte sie. Der Verband Deutscher
Grundstücksnutzer hatte eine Lockerung der Reisebeschränkungen nach
MV gefordert. Danach sollten Bürger aus anderen Bundesländern ihre
Datschen und selbst genutzten Ferienwohnungen im Nordosten aufsuchen
können, was ihnen seit einer Woche untersagt ist.

Schwesig bot an, sechs schwerkranke Covid 19-Patienten aus Italien in
Kliniken des Landes aufzunehmen. Dafür kämen die Uni-Kliniken in
Rostock und Greifswald sowie die Klinik in Schwerin in Frage, sagte
sie. Mecklenburg-Vorpommern habe sich medizinisch gut auf die
Infektionswelle vorbereitet und große, derzeit jedoch noch nicht
erforderliche Behandlungskapazitäten für Schwerstkranke aufgebaut.

Die Testmöglichkeiten für die Bevölkerung werden verbessert. Im
Landkreis Vorpommern-Greifswald nahmen am Donnerstag zwei mobile
Abstrichzentren ihre Arbeit auf. Dafür stellte die
Verkehrsgesellschaft des Kreises zwei Busse zur Verfügung, wie die
Kreisverwaltung in Anklam mitteilte. Die Teams, die aus jeweils drei
Mitarbeitern des Gesundheitsamtes bestehen, werden festgelegte und
mit den Kommunen abgestimmte Orte anfahren. Sie könnten pro Standort
50 Tests vornehmen.

Die Landesregierung reagiert auch auf Kritik an der Schließung
mehrerer Corona-Testzentren am vergangenen Wochenende. In den bislang
13 Abstrichzentren würden künftig generell auch an den Wochenenden
Patienten mit typischen Krankheitssymptomen auf eine Covid
19-Infektion getestet, kündigte Schwesig nach Beratungen des
Kabinetts mit führenden Medizinern des Landes an. Nach Angaben des
Landesamtes für Gesundheit und Soziales wurden landesweit bislang
mehr als 12 000 Personen auf das neuartige Coronavirus getestet, 265
davon bis zum späten Donnerstagnachmittag positiv. 16 Menschen wurden
beziehungsweise werden in Kliniken behandelt, davon drei auf
Intensivstationen. Erstmals sind auch Altenheime betroffen - am
Donnerstag wurden vier Fälle in drei Heimen in Rostock und im
Landkreis Vorpommern-Greifswald festgestellt.

Die Nachfrage der Wirtschaft nach den staatlichen Überbrückungshilfen
ist nach Glawes Worten riesig. Mehr als 80 000 Mal sei das
Antragsformulare bisher heruntergeladen worden, 10 000 ausgefüllte
Anträge seien bis Donnerstagmittag schon beim Landesförderinstitut
eingegangen. Die Höhe der Soforthilfe ist gestaffelt. So können
Firmen mit ein bis fünf Beschäftigten 9000 Euro, Unternehmen mit
sechs bis zehn Arbeitsplätzen 15 000 Euro bekommen. Das Geld soll vom
Bund kommen, wird zunächst aber vom Land vorgestreckt. 125 Millionen
Euro stellt das Land selbst für größere Firmen bereit. Diese
Zuwendungen betragen 25 000 Euro bei 11 bis 24 Arbeitsplätzen und bis
zu 40 000 Euro bei 25 bis 49 Beschäftigten.

Die am Mittwoch verhängte Einreisesperre für Erntehelfer aus Rumänien

und anderen Ländern zwingt unterdessen die Spargelbauern in
Mecklenburg-Vorpommern zum Umplanen. So setzt Bäuerin Yvonne von
Laer, die das Edelgemüse in Tieplitz bei Güstrow (Landkreis Rostock)
großflächig anbaut, nun auf Hilfskräfte aus der Region. Agrarminister

Till Backhaus (SPD) appellierte an Beschäftigte aus Hotellerie und
Gastronomie, die derzeit wegen der Zwangsschließungen ihrer Häuser in
Kurzarbeit sind, als Erntehelfer einzuspringen.

Der Hof Denissen in Wöbbelin (Landkreis Ludwigslust-Parchim) mit rund
65 Hektar Spargelanbau hat Glück: Rund 30 Saisonarbeiter aus Rumänien
und Polen sind schon vor der vom Bundesinnenministerium am Mittwoch
verkündeten Sperre angereist. Weitere 26 Arbeitskräfte wechselten aus
anderen Bereichen des Unternehmens, wie Restaurant und Café, die
schließen mussten, auf die Felder. Im April komme sie damit hin und
dann müsse man weitersehen.

Der Chef von Karls Erdbeerhof, Robert Dahl, sagte, es könnten bei ihm
in Rövershagen Ende April Probleme auftreten, wenn die ersten
Erdbeeren erntereif seien. Dann würden die ersten rund 100
Erntehelfer benötigt. Deren Zahl steigere sich im Laufe der Saison
auf bis zu 800.