Vorstoß aus Regierung: Gutscheine statt Erstattung für Touristen

Bei abgesagten Flügen und Pauschalreisen konnten Konsumenten bislang
darauf vertrauen, dass sie ihr Geld schnell erstattet bekommen. Das
könnte in Corona-Zeiten bald nicht mehr gelten.

Berlin (dpa) - Bei stornierten Flügen und Pauschalreisen sollen
Konsumenten nach Vorschlägen aus der Bundesregierung künftig
Gutscheine erhalten anstelle von Erstattungen. Damit könnten
Fluggesellschaften und Reiseveranstalter in der Corona-Krise
finanziell entlastet und vor Liquiditätsengpässen bewahrt werden,
argumentierten Regierungsvertreter im Gespräch mit der Deutschen
Presse-Agentur.

Er mache sich um die Veranstalter große Sorgen, sagte der
Wirtschafts-Staatssekretär und Tourismusbeauftragte der
Bundesregierung, Thomas Bareiß (CDU). In den kommenden Wochen würden
enorme Rückerstattungen für ausgefallene Reisen fällig. Der
Branchenverband DRV gehe von 4,8 Milliarden Euro bis Ende April aus.
«Auch kerngesunde Unternehmen halten das nicht länger aus. In der Tat
könnte eine Gutscheinlösung hier Liquidität sichern.» Es sei aber
wichtig, dass der Kunde sicher bleibe, dass sein Geld nicht verloren
geht. Dies müsse auf eine ordentliche Grundlage gestellt werden,
sagte Bareiß.

DRV-Präsident Norbert Fiebig hatte für den Fall von Reisegutschriften
eine staatliche Garantie für die Kunden vorgeschlagen. Das geltende
Reiserecht sehe diese Lösung bislang nicht vor. «Wenn die
Bundesregierung die Reisewirtschaft in ihrer bestehenden Form
erhalten will, brauchen wir Lösungen, die auf die Branche
zugeschnitten sind», sagte Fiebig. Die Aufwendungen für Stornierungen
von Reisen wegen der weltweiten Reisewarnung müssten mit einer
«schnellen und unbürokratischen Beihilfe» ausgeglichen werden.

Auch die Luftverkehrsbranche brauche Entlastungen, damit ihre
Liquidität sichergestellt bleibe, sagte der Regierungs-Koordinator
für Luft- und Raumfahrt, Thomas Jarzombek (CDU). «Die Airlines
sollten die Möglichkeit bekommen, Gutscheine für Kunden auszustellen
- diese könnten sie dann einlösen, wenn der Flugbetrieb wieder
hochgefahren wird oder später auch auszahlen lassen. Dies würde die
Airlines und am Ende die Steuerzahler finanziell deutlich entlasten.»

Lufthansa und andere Gesellschaften versuchen derzeit, ihre Kunden
von konkreten Erstattungsanträgen für stornierte Flüge abzuhalten.
Sie gewähren aktuell lange Fristen, um die bereits bezahlten Tickets
auf andere Flüge im Laufe des Jahres umzubuchen. Lufthansa bietet
dafür sogar einen Bonus von 50 Euro an. In den professionellen
Buchungssystemen etwa für Reisebüros hat der Konzern die
automatisierte Erstattung einseitig gestoppt.

Zur geplanten Erhöhung der Ticketsteuer am 1. April sagte Jarzombek,
diese sei von der Branche nicht als vorrangiges Problem beschrieben
worden. «Derzeit wird kaum Luftverkehrssteuer gezahlt, weil sie sich
nach der Anzahl der tatsächlichen Passagiere richtet. Andere Abgaben
belasten die Branche derzeit mehr.» Es sei aber wichtig,
Gebührensprünge beim Wiederhochfahren des Betriebs zu vermeiden, etwa
bei den Gebühren für die Flugsicherung.

Insgesamt leidet der Luftverkehr wie wohl keine zweite Branche unter
den Folgen der Corona-Pandemie. Der Verkehr ist weltweit drastisch
zurückgegangen, in Europa ist im Vergleich zum Vorjahr nicht einmal
mehr jeder vierte Flieger unterwegs. Den Airlines droht im laufenden
Jahr nach Schätzungen ihres Weltverbandes IATA ein Umsatzrückgang von
bis zu 252 Milliarden US-Dollar (233 Mrd Euro), was einem Anteil von
44 Prozent der Erlöse aus 2019 entsprechen würde.

Die Reisewarnung der Bundesregierung wegen der Corona-Krise gilt
vorerst bis Ende April und betrifft damit auch die Osterferien. Auch
die Reisebüros benötigten dringend Unterstützung, mahnte
DRV-Präsident Fiebig. Diese müssten bereits erhaltenen Provisionen an
die Veranstalter zurückführen. «Das werden auch viele Reisebüros
nicht stemmen können», warnte Fiebig.