Fußballer rücken zusammen: Signalwirkung durch Gehaltsverzicht

In Zeiten der Coronavirus-Krise sollen Solidaraktionen den
Zusammenhalt im Profifußball stärken. Einige Clubs sind
wirtschaftlich stark betroffen. Die erste Profimannschaft, die einen
Gehaltsverzicht verkündet hat, war Borussia Mönchengladbach.

Berlin (dpa) - Borussia Mönchengladbach hat den Anfang gemacht,
zahlreiche Fußball-Bundesligisten zogen nach: Mittlerweile verzichten
bei vielen Vereinen in der Bundesliga Spieler, Trainer und führende
Angestellte wegen der finanziellen Folgen der Coronavirus-Krise auf
Teile ihres Gehalts. Ein Überblick:

FC BAYERN MÜNCHEN: Die Stars und Verantwortlichen des FC Bayern
verzichten auf 20 Prozent ihrer Gehälter. «Wir Profifußballer sind
eine besonders privilegierte Berufsgruppe, für die es eine
Selbstverständlichkeit ist, finanzielle Abstriche zu machen, wenn Not
herrscht», sagte Kapitän Manuel Neuer den Tageszeitungen «tz» und
«Münchner Merkur». Mit der Maßnahme sollen auch drohende Nachteile

für die Mitarbeiter des deutschen Rekordmeisters vermieden werden.
Der FC Bayern ist der finanzstärkste Bundesligaverein. In der
vergangenen Double-Saison wiesen die Münchner für den Gesamtkonzern
einen Umsatz von 750,4 Millionen Euro aus. Der Personalaufwand der
FC Bayern München AG betrug 336,2 Millionen Euro.

BORUSSIA DORTMUND: Der BVB spart dank der Bereitschaft der Profis,
auf Teile ihres Gehaltes zu verzichten, nach eigenen Angaben einen
zweistelligen Millionenbetrag ein. Diese Summe werde «dabei helfen,
den BVB als einen der größten Arbeitgeber Dortmunds während der
Corona-Krise abzusichern und zu schützen», heißt es in der Erklärun
g
des Tabellenzweiten. Auch «die Verantwortlichen des Clubs sowie der
Trainerstab» schlossen sich den Sparmaßnahmen an. Geschäftsführer
Hans-Joachim Watzke wertete den Verzicht «als wertvolles Zeichen der
Solidarität sowohl nach außen als auch an unsere 850 Mitarbeiter».

RB LEIPZIG: Nationalspieler Marcel Halstenberg unterstützt in der
Corona-Krise eine Hilfsaktion von Kollegen - und wäre auch zu
weiteren Schritten bereit. «Klar, würde ich auf mein Gehalt
verzichten, um Mitarbeiter des Vereins zu unterstützen, wenn es zu so
einer heftigen Krise kommt», sagte der Verteidiger «bild.de». Der
RB-Profi sagte, er werde die Hilfsaktion von Leon Goretzka und Joshua
Kimmich #WeKickCorona mit einer Spende unterstützen. Auch sein
Mitspieler Lukas Klostermann unterstützt die Aktion.

BORUSSIA MÖNCHENGLADBACH: Sportdirektor Max Eberl freut sich über die
Bereitschaft der Profimannschaft, auf Gehalt zu verzichten, wenn sie
damit dem Club und den Mitarbeitern helfen kann. «Ich bin sehr stolz
auf die Jungs», erklärte Eberl. Er wertete diesen Schritt als klares
Signal und schloss sich an: «Wir stehen zusammen für Borussia, in
guten wie in schlechten Zeiten. Sie wollen etwas an Borussia
zurückgeben und damit auch an all die Fans, die uns unterstützen. Der
Trainerstab hat sich dem angeschlossen, genau wie unsere Direktoren
und Geschäftsführer.»

FC SCHALKE 04: Insbesondere nach der schlechten Jahresbilanz 2019 mit
einem Fehlbetrag von 26,1 Millionen Euro wurde das Thema freiwilliger
Gehaltsverzicht schnell aktuell. Der Mannschaftsrat signalisierte,
mit Kürzungen von bis zu 30 Prozent einverstanden zu sein. Auch das
Trainerteam um David Wagner und der dreiköpfige Vorstand mit
Alexander Jobst, Peter Peters und Jochen Schneider ist zu
Einschnitten bereit. Beschlossen ist bis jetzt aber noch nichts.

BAYER LEVERKUSEN: Führung und Spieler sind laut Sport-Geschäftsführer

Rudi Völler angesichts der Coronakrise zu einem Gehaltsverzicht
bereit. Darüber hat Völler am Montag mit Kapitän Lars Bender
gesprochen. «Wir machen uns Gedanken und die Spieler auch, das Signal
hat Lars mir gegeben. Alle sind gefordert, um dem eigenen Verein zu
helfen. Jeder muss seinen Beitrag leisten - und das gilt natürlich
auch für die Verantwortlichen», sagte Völler der «Bild».

VFL WOLFSBURG: Beim VfL Wolfsburg befindet sich die sportliche
Leitung zu dem Thema im Austausch mit der Mannschaft und dem
Mannschaftsrat. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen.

SC FREIBURG: Beim SC Freiburg ist über einen Gehaltsverzicht der
Profis noch keine Entscheidung getroffen worden. Dieser Punkt sei
intern im Gespräch, sagte ein Sprecher des Clubs.

TSG 1899 HOFFENHEIM: Gehaltsverzicht ist laut Sportchef Alexander
Rosen derzeit kein Thema, der Club sieht sich finanziell für die
Krise gut aufgestellt. Spieler und Mäzen Dietmar Hopp beteiligen sich
nach Vereinsangaben aber an einem Hilfsfonds der TSG.

1. FC KÖLN: Nach Einschätzung von Geschäftsführer Alexander Wehrle

sind die Kölner Profis bereit, auf Teile ihres Gehaltes zu
verzichten. «Jeder Verein muss da zwar seinen eigenen Weg finden,
aber wir haben verantwortungsvolle Jungs bei uns, denen der Ernst der
Situation bewusst ist. Sie wissen um ihre privilegierte Stellung. Ich
habe unsere Spieler so kennen gelernt, dass sie im Fall der Fälle
bereit wären, auch ihren Beitrag zu leisten», sagte Wehrle. Gespräche

kündigte er «zu gegebener Zeit» an.

UNION BERLIN: Die Profis des 1. FC Union Berlin verzichten wie das
Trainerteam und Mitarbeiter auf Gehalt. «Diese Bereitschaft kann man
allen Beteiligten gar nicht hoch genug anrechnen», sagte Präsident
Dirk Zingler. «Wir werden die Herausforderungen der nächsten Monate
als Verein meistern und am besten gelingt das, wenn wir uns in der
Unionfamilie solidarisch verhalten.» Das Team der
Lizenzspielerabteilung erklärte sich dabei zu einem Gehaltsverzicht
bereit. Führungskräfte und Mitarbeiter stimmten Kurzarbeitsregelungen
zu, was ebenfalls verminderte Einnahmen bedeutet.

EINTRACHT FRANKFURT: Sportvorstand Fredi Bobic will sich bei dem
Thema nicht treiben lassen. Die Hessen wollen erst untersuchen, wie
groß der noch nicht absehbare finanzielle Schaden am Ende sein wird.
«Ich glaube, dass auch bei uns jeder seinen Beitrag leisten wird»,
sagte Bobic unlängst dazu. «Die Spieler selbst haben von sich aus
bereits positive Signale gesendet.»

HERTHA BSC: Auch beim Berliner Club wird das Thema Gehaltsverzicht
diskutiert. Es seien intern darüber Gespräche geführt worden, sagte
Sport-Geschäftsführer Michael Preetz zuletzt. «Letztlich wird sicher

jeder bei Hertha BSC einen Beitrag leisten, damit wir als Verein und
Gemeinschaft geschlossen durch diese Krise kommen.» Der Verein
ergreift im Zuge der Coronavirus-Krise mehrere finanzielle Maßnahmen.
Neben einem Reise- und Kontaktstopp gebe es auch einen «Investitions-
und Ausgabestopp», berichtete Finanz-Geschäftsführer Ingo Schiller.
Es wurden Betriebsferien bis einschließlich 3. April angeordnet.

FC AUGSBURG: Konkrete Entscheidungen gibt es bei dem Thema noch
nicht. Manager Stefan Reuter hatte aber erklärt, dass ein Verzicht
«kein No-Go» sein dürfe. Alle Beteiligten wollten schließlich, dass

es mit dem deutschen Fußball nach Corona weitergehe. «Da wird auch
jeder seinen Beitrag dazu leisten, wenn die genauen Zahlen auf dem
Tisch liegen», sagte Reuter zuletzt.

FSV MAINZ 05: Von der sportlichen Führung über die Profis bis zu den
Trainern und Betreuern werden alle im Verein auf Teile ihres Gehalts
verzichten. Es gebe eine «unglaublich hohe Solidarität», sagte
Sportvorstand Rouven Schröder. «Als wir im Mannschaftsrat darüber
gesprochen haben, war es kein Thema, nicht auf Gehalt zu verzichten.
Das war ein richtig schönes Zeichen.» Selbst nicht zu den
Großverdienern zählende Angestellte wie der Zeugwart beteiligen sich
an den Sparmaßnahmen.

FORTUNA DÜSSELDORF: Der Bundesliga-Drittletzte will den finanziellen
Folgen der Corona-Krise mit einem Maßnahmenpaket begegnen. Daran
sollen sich auch die Profis beteiligen. Ein Mittel sei «natürlich
auch, dass wir auf die Lizenzspieler zugehen und über Prämien und
Gehälter sprechen - mit einem klaren Konzept und Ideen, die
angemessen sind und die Spieler nicht überfordern werden», sagte
Vorstandschef Thomas Röttgermann der «Bild». Medienberichten zufolge

soll der Verzicht bei 20 Prozent liegen.

WERDER BREMEN: Die Profis und Verantwortlichen von Werder haben dem
Verein einen freiwilligen Gehaltsverzicht angeboten. «Der
Mannschaftsrat ist auf uns zugekommen, proaktiv», hatte
Sport-Geschäftsführer Frank Baumann am Montagabend gesagt. «Wir haben

Spieler, die sich mit Werder, den Mitarbeitern und den Fans absolut
identifizieren - gerade in schwierigen Zeiten. Deswegen kann jeder
davon ausgehen, dass Spieler, Trainerteam und Geschäftsführung mit
gutem Beispiel vorangehen und den Verein und vor allem die
Mitarbeiter unterstützen.»

SC PADERBORN: Konkrete Maßnahmen in puncto Gehaltsverzicht gibt es
noch nicht, es wird aber darüber beraten. «Natürlich ist das bei uns

auch ein Thema», sagte Verteidiger Luca Kilian, der mit dem
Coronavirus infiziert war. «Unser Mannschaftsrat ist da gerade in
Gesprächen mit der sportlichen Leitung. Ich denke, das sollte kein
Problem sein.»