Leben mit der Corona-Krise - Tipps von «Astro-Alex» und Schröder-Kim

Berlin (dpa) - Schwangere, Familien, Bedürftige - Interessenvertreter
und Sozialorganisationen nehmen Gruppen in den Blick, die wegen der
Corona-Pandemie besondere Herausforderungen haben. Und für alle
Menschen in Isolation gibt Astronaut Alexander Gerst Tipps.

«ASTRO-ALEX» EMPFIEHLT: KLEINE PROJEKTE FÜR ISOLATION

Für Astronaut Alexander Gerst ist Selbstdisziplin wichtig, um die
Zeit in der Corona-Isolation gut zu überstehen. Man müsse sich Dinge
vornehmen, wie zum Beispiel alte Dias sortieren oder den
Frühjahrsputz auf der Terrasse, sagte Gerst. Auch auf der
Raumstation, wo die Astronauten auf engstem Raum für lange Zeit
zusammenleben müssen, sei das eine Taktik: «Bei uns war es wichtig,
dass wir immer was zu tun hatten, dass wir Projekte hatten.» Der
43-Jährige ist seit seiner Rückkehr von der Internationalen
Raumstation (ISS) im Dezember 2018 der Deutsche, der am längsten im
Weltraum war: 2014 verbrachte er 166 Tage im All, 2018 kamen 197
weitere hinzu.

SOYEON SCHRÖDER-KIM WIRBT FÜR MUNDSCHUTZ

Viele Asiaten hätten Angst, in Deutschland öffentlich Mundschutz zu
tragen, weil sie komisch angesehen werden, sagte Soyeon Schröder-Kim
(49) der dpa. «Ihnen will ich Mut machen. Ich jedenfalls gehe auch
künftig mit einem Mundschutz zum Einkaufen, weil ich damit die
Kassiererinnen und Kassierer schützen will. Und ich werde meinen Mann
bitten, künftig das Gleiche zu tun.» Die Koreanerin ist seit 2018 mit
Altkanzler Gerhard Schröder (75) verheiratet, derzeit stecken beide
wegen der Corona-Krise im Homeoffice in Hannover fest. Der Virologe
Christian Drosten räumte im NDR-Podcast mit dem Irrglauben auf, dass
man mit einer Maske sich selber schütze. Vielmehr könne man andere
schützen. Müsste aus gesellschaftlichem Druck heraus jeder eine Maske
tragen, dann fange die Maßnahme an, sehr viel Sinn zu machen, meinte
der Experte.

GYNÄKOLOGEN FORDERN: VÄTER IN DEN KREIßSAAL

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie (DGGG) hat Kliniken in
Deutschland aufgefordert, Väter auch in der Coronakrise zur Geburt
mit in die Kreißsäle zu lassen. «Die Kliniken haben dafür Sorge zu

tragen, dass die Väter wieder zu den Geburten zugelassen werden und
entsprechende Regelungen zu schaffen, die gleichzeitig den Schutz
aller im Kreißsaal unter diesen Bedingungen gewährleisten», sagte
Präsident Anton Scharl am Mittwoch. Wegen der Coronakrise dürfen
Väter bei Geburten teilweise nicht mehr in den Kreißsaal.

GESUNDHEITSWISSENSCHAFTLER: HILFEN FÜR FAMILIEN

«Nicht nur die Wirtschaft, auch die Familie braucht jetzt ein
Hilfsprogramm, wenn sie nicht zerstört werden soll», sagte Klaus
Hurrelmann, Bildungs- und Gesundheitswissenschaftler an der Hertie
School in Berlin. Familien würden «einem Stress-Test noch nie
gekannten Ausmaßes unterworfen». Besonders arme Haushalte bräuchten
nun finanzielle Unterstützung. Zudem seien «soziale Hilfen für alle,

die jetzt überfordert sind», nötig. Hurrelmann forderte zudem
Informationskampagnen für Eltern und Kinder «zur Bewältigung der
enormen Herausforderungen im plötzlich völlig veränderten
Familienleben».

AKTION MENSCH: FÖRDERUNG FÜR VEREINE UND EINRICHTUNGEN

Die Aktion Mensch legt wegen der Folgen der Corona-Pandemie ein
Soforthilfeprogramm in Höhe von 20 Millionen Euro auf. Ziel sei
schnelle und unbürokratische Unterstützung etwa von Menschen mit
Behinderung, deren Assistenzkräfte ausfallen, oder von sozial
schlechter gestellten Betroffenen, die etwa wegen der Schließung von
Tafeln nicht mehr mit Lebensmitteln versorgt werden können, teilte
die Förderorganisation am Mittwoch mit.

ARCHÄOLOGEN GRABEN TROTZ CORONA

Trotz der Corona-Krise laufen die archäologischen Grabungen in
Sachsen-Anhalt nach Plan. «Die Leute arbeiten an der frischen Luft
und weit auseinander, dadurch sind sie nicht gefährdet», sagte der
stellvertretende Landesarchäologe Alfred Reichenberger der Deutschen
Presse-Agentur. «Derzeit gibt es zwölf Grabungen, unter anderem in
Salzmünde und in Wernigerode.» In Salzmünde wird seit 2005 gegraben.

Dabei wurde ein 5500 Jahre altes Massengrab entdeckt. Die Menschen
der sogenannten Salzmünder Kultur waren Ackerbauern und Viehzüchter
und zelebrierten einen mysteriösen Ahnenkult.

WESTAUSTRALIEN: LIMIT BEI ALKOHOLKAUF

Der australische Bundesstaat Westaustralien beschränkt wegen der
Corona-Pandemie den Verkauf alkoholischer Getränke. Vorfälle in
Verbindung mit Alkoholmissbrauch sollten in Zeiten des «Social
Distancing» vermieden werden, weil sie Polizei, Rettungskräfte und
das Gesundheitssystem zu sehr belasteten, teilte die Regierung des
westlichen Bundesstaates mit. Jeder Kunde darf künftig wahlweise
maximal eine Kiste Bier, Cider oder Alkopops kaufen oder aber drei
Flaschen Wein oder einen Liter Spirituosen oder Likörwein.

WAFFENLÄDEN IN LOS ANGELES SCHLIESSEN

Der Sheriff von Los Angeles will sicherstellen, dass Waffenläden
während der Coronavirus-Krise geschlossen werden. Sheriff Alex
Villanueva kündigte an, dass seine Behörde die in Kalifornien
geltenden Auflagen für die Schließung «nicht lebensnotwendiger»
Geschäfte durchsetzen werde. Waffenläden und Striplokale müssten
demnach dicht machen. Lebensmittelgeschäfte, Banken oder Apotheken
sind in dem Westküstenstaat weiterhin geöffnet. Mit der Ausbreitung
des Coronavirus in den USA war in den letzten Wochen auch der Ansturm
auf Waffen und Munition gestiegen. Vor Waffenläden bildeten sich
teils lange Schlangen.

MADRID: HOTELZIMMER FÜR KRANKENHAUSPERSONAL

Im besonders heftig vom Coronavirus betroffenen Madrid haben mehrere
Hotels ihre Zimmer für Krankenhauspersonal zur Verfügung gestellt.
Klinikmitarbeiter, die entweder außerhalb der spanischen Hauptstadt
leben, wegen ihrer Dienstzeiten nah am Krankenhaus sein müssen oder
zu Hause mit gefährdeten Menschen wohnen, könnten sich in acht über
Madrid verteilte Hotels von den Strapazen bei der Arbeit erholen,
zitierten spanische Medien das Gesundheitsministerium der Region
Madrid. Mehrere Hotels werden bereits seit Tagen genutzt, um Hunderte
Covid-19-Patienten aufzunehmen und Krankenhäuser der Millionenstadt
zu entlasten. Die Region Madrid ist das Epizentrum der Krise in
Spanien.