Der erste Tag mit Kontaktverbot: Leere Plätze und Straßen in NRW

Das von der Landesregierung verfügte Kontaktverbot zeigt in
NRW Wirkung: Zum Start der neuen Woche waren nur wenige Menschen auf
den Plätzen und Straßen zu sehen. Die Krankenhäuser richten mit
Hochdruck neue Intensivbetten ein. Die Zahl der Toten stieg auf 40.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Leere Plätze, Straßen und Parks: Nach dem
erlassenen Kontaktverbot in der Corona-Krise waren am Montag kaum
noch Menschen in den sonst stark besuchten Innenstädten
Nordrhein-Westfalens zu sehen. Wo Berufstätige normalerweise in die
Bahnen strömen und Cafés bei strahlendem Himmel Besucher begrüßen,

herrschte gähnende Leere, wie dpa-Reporter am ersten Tag der
verschärften Einschränkungen des öffentlichen Lebens berichteten.
Auch auf den Autobahnen und Straßen der Großstädte waren nur noch
wenige unterwegs. Kein Vergleich zu den hunderte Kilometer langen
Staus, die sich sonst an einem Montagmorgen bilden.

Die Appelle von Politikern, Ärzten, Krankenschwestern und Pflegern,
nach Möglichkeit zuhause zu bleiben, zeigen offenbar Wirkung: «Die
Leute halten sich weitestgehend an die Vorgaben. Insgesamt kann man
feststellen, dass die Leute von Tag zu Tag sensibler geworden sind in
Hinblick auf die Vorkehrungen gegen das Coronavirus», sagte ein
Sprecher der Stadt Düsseldorf. In der Kölner Südstadt bestimmten am
Montagmorgen Mitarbeiter der Müllabfuhr in orangefarbenen Jacken das
menschenleere Straßenbild. Ab und zu waren Anwohner mit ihren Hunden
unterwegs. Vielerorts saßen kaum noch Fahrgäste in den Bahnen. Die
wenigen hielten mehrere Reihen Abstand.

Die Zahl der mit Coronavirus-Infizierten hat unterdessen die Marke
von 8000 überschritten. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums
(Stand: Montag, 16.00 Uhr) gab es im bevölkerungsreichsten Bundesland
8224 nachgewiesene Fälle und damit 863 mehr Fälle als am Tag zuvor.
Die Zahl der gemeldeten Todesfälle erhöhte sich dieser Statistik um
acht auf 40 in NRW. Die Kommunen berichteten unterdessen von weiteren
Fällen. So vermeldete der Kreis Wesel am Montag zwei Tote im
Zusammenhang mit dem Coronavirus, die in der Landesstatistik noch
nicht erfasst waren. Der Kreis Heinsberg sprach von über 1000
Infizierten.

In NRW werden mindestens 443 Menschen mit einer Covid-19-Erkrankung
im Krankenhaus behandelt. Davon seien 146 auf einer Intensivstation,
sagte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Von diesen
müssten 121 per Beatmungsgerät versorgt werden. Die Zahlen beruhten
auf Angaben von zwei Dritteln der Kliniken. Die Krankenhäuser bekämen
Hilfe, um ihre Behandlungskapazitäten zu erweitern. «Es ist wichtig,
dass wir in den nächsten Tagen und Wochen möglichst viele
Beatmungsplätze schaffen», sagte Laumann. Die Krankenhäuser hätten

6148 Intensivbetten, davon 4223 mit Beatmungsmöglichkeit. Aus ihren
Beständen könnten sie weitere 2600 Beatmungsplätze schaffen. Etwa ein

Prozent der Erkrankten benötige bislang eine Versorgung auf der
Intensivstation, hieß es.

Im Kampf gegen die rasante Ausbreitung des Coronavirus hatte die
Landesregierung noch härtere Einschränkungen des öffentlichen Lebens

beschlossen. Alle Ansammlungen ab drei Personen in der Öffentlichkeit
sind seit Montag verboten. Ausgenommen sind Familien sowie in einem
Haushalt lebende Personen - sie dürfen weiterhin gemeinsam in der
Öffentlichkeit unterwegs sein. Der Vorsitzende des NRW-Städtetags,
Hamms Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann (CDU), nannte die
Beschränkungen notwendig und verhältnismäßig. «Wer sich darüber

hinwegsetzt und unsolidarisch verhält, muss mit Konsequenzen
rechnen», erklärte er. Viele Millionen Menschen hätten bereits am
vergangenen Wochenende gezeigt, dass sie sich an die Regeln halten.

Nach strengeren Vorschriften für den Handel haben Supermarktketten am
Montag begonnen, den Einlass in ihre Filialen zu reglementieren. In
Nordrhein-Westfalen schreibt der Erlass der Landesregierung nun vor,
lediglich einen Kunden pro zehn Quadratmeter Ladenfläche zuzulassen,
um die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus zu verringern.

Seit Montag gilt auch für Restaurants und Gaststätten eine neue
Rechtsverordnung. Sie werden bis zum Ende der Osterferien am 19.
April grundsätzlich geschlossen: Nur Außer-Haus-Verkauf und
Lieferungen sind weiterhin möglich. Bei anderen
Dienstleistungsbetrieben, wo beim Kontakt mit den Kunden ein
Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann, muss die
Arbeit eingestellt werden. Das gilt unter anderem für Friseure,
Massagesalons und Tattoo-Studios. Außerdem verfügte die
NRW-Regierung, Besuche in stationären Pflegeheimen jetzt
grundsätzlich zu unterlassen.

Der Landrat des besonders betroffenen Kreis Heinsberg, Stephan Pusch
(CDU), hat derweil China um Unterstützung bei Schutzmaterialien
gebeten. Die im Kreis verfügbaren Masken oder Schutzkittel reichten
nur noch für ein paar Tage, schrieb Push am Montag in einem offenen
Brief an den chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping. «Soweit
der Krisenstab und die Krankenhäuser hier vor Ort nicht ausreichend
Schutzmaterialien besorgen können - was mehr als schwierig ist -
hätte das weitreichende schwere Folgen für das Gesundheitssystem im
Kreis Heinsberg und für die Menschen hier. In meiner Funktion als
Landrat bitte ich daher die Volksrepublik China um Unterstützung.»