Witze kennen keine Ausgangssperre - Humor in Zeiten der Corona-Krise Von Birgit Reichert und Wolfgang Jung, dpa

Dem einen bleibt das Lachen im Hals stecken, für den anderen ist ein
Witz ein wichtiges Ventil. Sind Scherze in einer schwierigen Lage
erlaubt? Sind Sie vielleicht sogar wichtig? Was sagen Berufskomiker?

Mainz/Bexbach/Bad Dürkheim (dpa/lrs) - Humor ist, wenn man trotzdem
lacht. Auch trotz Corona-Krise? Trotz Ängsten und Zweifeln? Nach
Ansicht des saarländischen Kabarettisten Gerd Dudenhöffer sind Witze
rund um Corona schon möglich. «Humor ist grundsätzlich ein gutes
Ventil in schlechten Zeiten», sagte Dudenhöffer (70), vor allem durch
seine Kunstfigur Heinz Becker bekannt, der Deutschen Presse-Agentur.
«Allerdings gilt auch da unbedingt das Prinzip, wie immer bei
Kabarett und Satire, mit Maß, Ziel und Fingerspitzengefühl.»

«Klar darf man über Corona Witze machen», sagte auch der Pfälzer
Mundart-Comedian Christian «Chako» Habekost (57). Kurt Tucholskys
Jobbeschreibung «Satire darf alles» sollte seiner Meinung nach immer
gelten. Lachen sei gesund und stärke erwiesenermaßen das Immunsystem.
«Nur stehen die Gesundheit und viele wirtschaftliche Existenzen auf
dem Spiel - da verstehen die meisten Menschen, verständlicherweise,
nicht so viel Spaß», betonte Habekost mit ernstem Unterton.

«Humor kann man noch weniger kontrollieren als ein Virus. Es gibt
keine Ausgangssperre für dumme Witze», sagte der Kabarettist Lars
Reichow (55) in Mainz. «Aber viele Menschen bekommen es jetzt mit der
Angst und fühlen sich unsicher und wie gelähmt.» Dagegen helfe Humor

in jedem Fall - weil er das Schwere leicht und erträglich mache.

Viele Künstler mussten wegen der Coronavirus-Epidemie Auftritte
absagen. Auch Dudenhöffer hat das Veranstaltungs-Aus getroffen. Von
seinem Bühnenprogramm «DOD» habe er schon 25 Termine bis Anfang Juni

verlegt. Dudenhöffer steht seit 1985 als nörgeliger Rentner Heinz
Becker mit Hosenträgern und «Batschkapp» auf der Bühne. Jedes Jahr

hat er rund 100 Auftritte. Er verkörperte die Rolle auch von 1992 bis
2004 in der TV-Serie «Familie Heinz Becker». 2015 war er vom Land
Rheinland-Pfalz mit dem Deutschen Kleinkunstpreis geehrt worden.

Auch Habekost hat es mit Absagen getroffen. «Wenn keiner lacht, hat
der Comedian nicht mal mehr eine gesundheitliche Funktion», sagte er
nur halb im Scherz. «Kein Wunder, dass unser Berufsstand im Moment
daheim hockt und schweigt und brütet. wohlwissend, dass dies nur die
Vorbereitung ist auf das, was kommt, wenn der Virus-Wahnsinn endlich
vorbei ist.» Dann werde nämlich «gelacht wie noch nie zuvor».

«Und dieses gemeinsame Lachen wird der kollektive psychologische
Impfstoff sein gegen das Vergessen und den Klopapiermangel im
Drogeriemarkt», meinte der Künstler mit dem charakteristischen
Haarzopf augenzwinkernd. «Kabarettisten gehören im weiteren Sinn zur
Familie der Lebensretter», unterstrich Reichow. «Also sollten wir den
Menschen jetzt Mut und Zuversicht geben - und etwas zu lachen»,
forderte der Kabarettist auf. «Not macht erfinderisch. Corona auch!»