Kein Weihwasser, geschlossener Sarg: Trauer in Zeiten von Corona

Damit sich das Coronavirus nicht weiter rasant verbreitet, gelten im
Südwesten strenge Regeln. Auch die Bestatter passen sich an. Wie
werden Bestattungen künftig aussehen?

Stuttgart (dpa/lsw) - Die Corona-Krise hat auch Folgen für die Art
und Weise, wie in Baden-Württemberg Tote beerdigt werden und ihre
Angehörigen Abschied nehmen. Die Landesinnung Bestattungsgewerbe hat
wegen des Ansteckungsrisikos Empfehlungen an ihre Mitglieder
ausgesprochen. «Wir empfehlen, kein Weihwasser oder Erde am Grab zur
Verfügung zu stellen - die nimmt ja jeder in die Hand», sagte
Geschäftsführer Sebastian Rother. Landesinnungsmeister Frank
Friedrichson ergänzte, Trauerfeiern sollten im Freien statt in
geschlossenen Räumen stattfinden. Das Abschiednehmen am offenen Sarg
sei zudem tabu.

In einer Verordnung, die am Samstag in Kraft getreten ist und dazu
beitragen soll, die Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen, stellt
das Land einige Regeln für Gottesdienste und Bestattungen auf.
Veranstaltungen und sonstige Zusammenkünfte in Kirchen, Moscheen und
Synagogen seien nun grundsätzlich untersagt, heißt es darin. Aber es
gibt Ausnahmen. Gottesdienste im kleinsten Rahmen zur Aufzeichnung
und medialen Verbreitung zählen dazu. Auch Erd- und Urnenbestattungen
sowie Totengebete sind erlaubt, wenn sie unter freiem Himmel mit
nicht mehr als zehn Teilnehmern stattfinden.

Zudem sei es verboten, dass bei Aufbahrungen zum Beispiel in
Leichenhallen mehrere Menschen gleichzeitig die Leiche besichtigen,
heißt es weiter in der Verordnung des Kultusministeriums.

Zuvor hatten Gemeinden eigene Regeln auf den Weg gebracht. In
Schwäbisch Gmünd etwa sollen Trauerfeiern laut der Stadt nur im
Freien stattfinden, die Teilnehmer sind nach Angaben der Stadt vom
Mittwoch auf den engsten Familienkreis und auf Freunde zu
beschränken. In Stuttgart darf «sich eine kleine Trauergemeinde mit
maximal zehn Personen» während der Bestattung am Grab oder der
Urnenwand zusammenfinden. Die Landeshauptstadt hat auf allen 42
Friedhöfen die Feierhallen geschlossen.

Bestatter zählen nach Angaben der Landesinnung seit vergangenem
Dienstag zu den Berufen der sogenannten kritischen Infrastruktur.
Dazu zählen auch Ärzte, Pfleger und Polizisten. Sie übernehmen
wichtige gesellschaftliche Aufgaben und haben in Zeiten von Schul-
und Kitaschließungen Anspruch auf Notbetreuung ihrer Kinder.
«Außerdem bekommen wir besser Zugang zu Desinfektionsmitteln - das
ist essenziell für uns», erläuterte Friedrichson.

In Baden-Württemberg steigt die Zahl der Infektionen mit dem
Coronavirus rasant, 17 infizierte Menschen sind mit Stand
Freitagabend bislang gestorben. Sollten Bestatter in Kontakt mit
infizierten Verstorbenen kommen, gelten auch dafür strenge Regeln.
«Sie sollten in desinfektionsgetränkte Tücher eingewickelt und in
einen Sarg gelegt werden, der verschlossen sein muss», sagte
Friedrichson.

Die Bestattungsinnung hat 229 Mitgliedsunternehmen, deren
wirtschaftliche Weiterentwicklung sie fördern will. Die Innung
versteht sich als Berufsstands- und Interessensvertretung.