Corona-Krise: Wildparks in Brandenburg stehen vor dem Aus

Die Frage, wie es weitergehen soll, stellt sich grade in vielen
Branchen. Durch den wegfallenden Tourismus brechen riesige Einnahmen
weg. Die Wildparks in Brandenburg wissen nicht, wie sie überleben
können.

Schorfheide/Baruth/Mark/Cottbus (dpa/bb) - Tier- und Wildparks in
Brandenburg sorgen sich wegen der Corona-Krise um ihr Überleben. Seit
Anfang der Woche sind ihre Pforten für Besucher geschlossen. Das
stellt vor allem privatwirtschaftliche Parks vor riesige Probleme -
sie finanzieren sich hauptsächlich durch Eintrittsgelder. «Die
nächsten vier Wochen kommen wir noch durch. Danach weiß ich nicht,
wie es weitergehen soll», sagt Imke Heyter, Geschäftsführerin des
Wildparks Schorfheide.

Dort leben derzeit 250 Wildtiere - darunter zwei Wolfsrudel, Elche
und Luchse. Sie müssen auch gefüttert und versorgt werden, wenn keine
Besucher da sind. Mit Hilfskrediten komme sie nicht weiter,
sagt Heyter - das würde eine Schließung des Wildparks nur
hinauszögern. «Ich schlafe gerade nicht gut. Zum ersten Mal in 24
Jahren Wildpark habe ich Angst, dass es nicht weitergeht.»

Auch Jan Tayeb, Geschäftsführer des Wildparks Johannismühle, hat noch

Rücklagen für die kommenden vier bis sechs Wochen - mehr
nicht. «Zwischen Ostern und dem Ende der Sommerferien machen wir
sonst unsere Jahreseinnahmen», sagt er. Die Ferienwohnungen auf dem
Gelände darf er aber jetzt nicht vermieten, Besucher dürfen auch
nicht mehr in den Park mit Braunbären, Wildpferden und Wisenten
kommen. Die Kosten für Personal, Futter und Strom liefen aber weiter,
auch wenn die halbe Belegschaft schon in Kurzarbeit sei. Was helfen
kann? «Das ist die große Frage. Ich halte es für unwahrscheinlich
,
dass wir mit einer Ausnahmeregelung wieder öffnen dürfen», sagt er.
Auf der Homepage des Parks ruft er zu Futter- und Geldspenden auf, um
seinen Park zu erhalten.

Wie den Parks geholfen werden kann, sei von Betrieb zu Betrieb
unterschiedlich, sagt Jens Kämmerling, Vorsitzender des
Landeszooverbands Brandenburg und Direktor des Tierparks Cottbus.
«Dem einen ist mit Krediten vielleicht geholfen, anderen bringt das
nichts», erklärt Kämmerling. In dem Verband haben sich 19 Tier- u
nd
Wildparks in Brandenburg zusammengeschlossen, ein nicht unbedeutender
Teil davon ist in privater Trägerschaft. Über das weitere Vorgehen
werde derzeit noch beraten.

Der Kindertierpark im Kinder- und Jugenderholungszentrum Frauensee
(KiEZ) in Heidesee (Dahme-Spreewald) setzt derweil auf eine
pragmatische Lösung und gibt seine rund 100 Tiere vorübergehend in
Pflege. So können Personalkosten gespart werden, sagt
Geschäftsführerin Nora Runneck. In dem Park leben vor allem
Kleintiere wie Kaninchen und Meerschweinchen, aber auch Ponys, Ziegen
und Schafe. Sie sollen zurückkommen sobald der Betrieb weitergehen
kann.

Für Parks mit großen Tieren und Wildtieren sei so etwas aber keine
Option, sagt Kämmerling - sie können nirgends anders untergebracht
werden. «Einen Wolf kann man nicht ins Tierheim geben», sagt auch
Imke Heyter vom Wildpark Schorfheide. Von rund 20 Mitarbeitern sind
dort nur noch fünf im Einsatz, alle anderen hat Heyter in Kurzarbeit
geschickt. Der Park hat nach eigenen Angaben rund 80 000 bis 100 000
Besucher pro Jahr.

«Eigentlich ist es grade total schön», sagt Heyter und erzählt von

den vielen jungen Schafen und Ziegen, die gerade geboren wurden.
Wirklich freuen kann sie sich aber gerade nicht. 50 000 Euro pro
Monat braucht sie für den laufenden Betrieb. Damit es weitergehen
kann, hofft sie nun auf Hilfe vom Staat - in Form von Fonds, nicht
von Krediten.