Grenze zu Polen: Langsame Entspannung nach Stau-Chaos

An der Grenze zu Polen ist weiter Geduld gefragt. Helfer versorgen
Fahrer, die stundenlang warten. Polen will die Situation mit einer
Lockerung der Kontrollen verbessern.

Görlitz/Potsdam/Warschau (dpa) - Das Stau-Chaos an den
deutsch-polnischen Grenzen hat sich teils etwas entspannt: Zwar
stauten sich Lastwagen und Autos auf den Autobahnen in Sachsen und
Brandenburg am Donnerstag immer noch über viele Kilometer. Die
Autoschlange auf der A4 in Richtung Görlitz hatte sich aber auf rund
30 Kilometer verkürzt - am Mittwochabend waren es noch 60 Kilometer.
«Es hat sich alles etwas eingespielt», sagte eine Polizeisprecherin
am Nachmittag. Die Lastwagen kämen etwas schneller voran. Doch die
Bundeswehr bleibt vorerst im Stau-Einsatz, um Wartenden zu helfen.

Auf der A11 Berlin-Stettin (Szczecin) standen dagegen auch am
Nachmittag auf über 43 Kilometer Länge von Pomellen in Vorpommern bis
ans Kreuz Uckermark bei Prenzlau (Brandenburg) Lastwagen und Autos,
wie Polizeisprecher in Potsdam und Neubrandenburg erklärten.

Polen hatte am Wochenende an Grenzübergängen zu Deutschland
Kontrollen eingeführt, um die Verbreitung des Coronavirus zu
erschweren. Polen können in ihre Heimat zurückkehren, müssen aber f
ür
14 Tage in Quarantäne. Ausländer dagegen dürfen nur in Ausnahmefäll
en
ins Land. Für den Warenverkehr gibt es keine Begrenzungen. Seitdem
haben sich an den Grenzübergängen an den Autobahnen große Staus
gebildet.

Daraufhin lockerte Polen in der Nacht zu Donnerstag die Vorschriften
für die Kontrollen von Lastwagenfahrern und Berufspendlern. Beide
Gruppen müssten bei einem Grenzübertritt kein Formular mehr mit Daten
ihrer Erreichbarkeit ausfüllen, sagte eine Sprecherin des polnischen
Grenzschutzes. Damit lasse sich viel Zeit bei der Abfertigung sparen.

In Jedrzychowice an der A4 bei Görlitz wurde außerdem zur Entzerrung
des Verkehrs ein weiterer Punkt zur Kontrolle von Lastwagen eröffnet,
wie die Autobahndirektion in Wroclaw mitteilte. Lastwagen werden nun
auch östlich des Grenzübergangs zwischen der Abfahrt Zgorzelec und
der Autobahnraststätte Zarska Wies kontrolliert. Pkw-Fahrer haben die
Möglichkeit, die Autobahn auf diesem Abschnitt zu umfahren.

Auf der A12 gab es in dem kilometerlangen Lastwagen-Stau ein erstes
Todesopfer. Bei einem Auffahrunfall zwischen Storkow und Fürstenwalde
(Oder-Spree), in den drei Laster verwickelt waren, kam nach
Polizeiangaben am Donnerstag ein Fahrer ums Leben. Ein weiterer
Lkw-Fahrer wurde schwer verletzt. Aus noch unbekannter Ursache fuhr
ein Lastwagenfahrer auf das Stauende auf und starb an der
Unfallstelle. Seine Identität war zunächt nicht geklärt. Der Fahrer
des Lastwagens vor ihm kam mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus.
Auf der Autobahn 12 betrug der Stau am Donnerstagnachmittag 55
Kilometer.

In Sachsen ist die Bundeswehr auf der Autobahn 4 in Richtung
polnischer Grenze weiter im Einsatz. Seit Mittwochabend versorgen
dort rund 50 Soldaten vor allem Lkw-Fahrer, die 20 Stunden und länger
auf die Kontrollen der polnischen Seite warten müssen. Die Fernfahrer
seien für die Hilfe sehr dankbar, sagte Oberstleutnant Eric
Gusenburger, Sprecher des Landeskommandos Sachsen. «Oft geht der
Daumen hoch, die Fahrer freuen sich über die Unterstützung.»