Coronavirus-Pandemie trifft nun auch die Industrie mit Wucht Von Thomas Kaufner, dpa

Kein Lebensbereich ist von der Coronaviruskrise ausgenommen: Das
öffentliche Leben ruht, Händler und Gastronomie müssen die Türen
zusperren. Nun gerät auch die Produktion bei Industriegiganten ins
Stocken.

Berlin (dpa) - Die Coronavirus-Pandemie kommt nun auch mit Wucht bei
internationalen Flaggschiffen der Industrie an - allen voran
Autohersteller und Flugzeugbauer wie Volkswagen und Airbus.

Volkswagen muss nach Unterbrechungen in China jetzt auch auf dem
Heimatmarkt die Fertigung in zahlreichen Werken wegen der Ausbreitung
des neuen Erregers vorübergehend aussetzen. An den allermeisten
deutschen Standorten des weltgrößten Autobauers soll am Freitag (20.
März) die letzte Schicht laufen - voraussichtlich erst einmal für
zwei bis drei Wochen. Die VW-Tochter Audi folgt dem Beispiel der
Mutter: Sie fährt ihre Werke bis Ende dieser Woche schrittweise
komplett herunter.

Auch der Flugzeug- und Rüstungskonzern Airbus setzt seine Produktion
in Frankreich und Spanien vorübergehend aus, zunächst für vier Tage,

teilte das Unternehmen in Toulouse mit. Damit reagiert Airbus auf die
von den Regierungen erlassenen Vorschriften wie die gerade verhängte
Ausgangssperre in Frankreich. Das Unternehmen will nun schnell neue
Sicherheits- und Hygienemaßnahmen umsetzen, um die Produktion wieder
aufnehmen zu können.

Für den ohnehin angeschlagenen Airbus-Konkurrenten Boeing verschärft
sich die Lage: Aufgrund von Mitarbeitern, die mit dem Coronavirus
infiziert seien, müssten die Gesundheitsbehörden nun über die weitere

Produktion des Flugzeugbauers entscheiden, berichtete das «Wall
Street Journal» am Montag (Ortszeit).

Die Finanznachrichtenagentur Bloomberg berichtete unter Berufung auf
Insider, dass Boeing bei der US-Regierung auf kurzfristige
Finanzhilfen für sich selbst sowie für Zulieferer und
Fluggesellschaften dringe. Der Airbus-Rivale versuche, Entlassungen
und Schäden für Hunderte von kleineren Firmen in der Fertigungskette
zu vermeiden. Boeing wollte sich zu beiden Berichten auf Nachfrage
nicht äußern.

Neben VW und Audi fährt auch Opel die Produktion in seinem Stammwerk
Rüsselsheim herunter, in dem der Mittelklassewagen Insignia montiert
wird. Das geschehe wie in Eisenach und Kaiserslautern an diesem
Dienstag kontrolliert, berichtete ein Unternehmenssprecher. Die rund
2400 Beschäftigten in Rüsselsheim hatten bereits vor der Coronakrise
Kurzarbeit, weil sich das Modell nur noch mäßig verkauft. Opel
spricht derzeit mit den Arbeitnehmern und der Arbeitsagentur über die
Ausweitung der Kurzarbeit, hieß es in einer internen Information vom
Montag.

Der Autobauer Fiat Chrysler Automobiles (FCA) hatte schon am Montag
verkündet, das wegen des Ausbruchs des Coronavirus vorübergehend die
meisten Werke in Europa geschlossen würden. Davon ist auch die
Maserati-Produktion betroffen. In Italien sind bis Ende März sechs
Produktionsstätten betroffen, in Serbien und Polen jeweils eine.

Die Opel-Mutter PSA hatte als Gründe für den Produktionsstopp
Unterbrechungen in der Zulieferkette und einen deutlichen Rückgang
des Absatzes genannt. Betroffen sind auch Standorte in Spanien,
Frankreich, Portugal, Großbritannien und in der Slowakei.

Auch Audi argumentiert neben der deutlich verschlechterten Absatzlage
mit einer sich abzeichnenden Unsicherheit der Teileversorgung.
VW-Vorstandschef Herbert Diess sagte zudem, es sei nun Priorität,
Standorte abzuschalten. Er betonte: «Oberstes Ziel ist es, die
Ausbreitung des Coronavirus so stark wie möglich zu verlangsamen.»

In den vergangenen Tagen hatte es auch in deutschen VW-Fabriken erste
bestätigte Fälle von Infektionen mit dem Sars-CoV-2-Virus gegeben,
das die Lungenkrankheit Covid-19 auslösen kann. Auch VW geht davon
aus, dass man die kommende Zeit insbesondere in Deutschland mit
Kurzarbeitergeld überbrücken könne. Hierzu hatte die Bundesregierung

kürzlich Erleichterungen auf den Weg gebracht.

Bei VW gab es heftige Kritik, viele Mitarbeiter würden nicht
ausreichend informiert und beraten. Die Unterbrechung am Freitag
komme zu spät. Es sei nicht einzusehen, warum Kollegen «ohne klare
Worte aus dem Management für ein paar hundert Autos mehr eine
Ansteckung riskieren sollen, die sie dann womöglich früher oder
später nach Hause tragen».

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