«Wir sind vergessen worden» - Sind Bestatter «systemrelevant»?

In Zeiten der Krise müssen bestimmte Berufsgruppen dafür sorgen, dass
die Gesellschaft nicht völlig zusammenbricht. Dazu zählen
beispielsweise Ärzte und Polizisten. Doch was ist mit Bestattern?

München/Schweinfurt (dpa/lby) - Die Bestatter in Bayern fordern, in
Zeiten der Corona-Krise auch als «systemrelevant» eingestuft zu
werden. «Wir müssen unbedingt in die Liste der systemkritischen
Berufe aufgenommen werden», sagte der Vorsitzende des
Bestatterverbandes Bayern, Ralf Michal, in Schweinfurt. «Wir sind
vergessen worden.»

Als «systemrelevant» gelten derzeit beispielsweise Ärzte, Pfleger
oder Polizeibeamte. Sie haben in Zeiten von Schul- und
Kitaschließungen einen Anspruch auf die Notbetreuung ihrer Kinder.
«Wir müssen die Versorgung sicherstellen, aber das geht nur, wenn
alle unsere Mitarbeiter auch zur Arbeit kommen können», sagte Michal,
der auch Vizepräsident des Bundesverbandes Deutscher Bestatter ist.
Er betonte allerdings auch: «Wir rechnen nicht mit einem Anstieg der
Sterbefälle über das normale Maß hinaus. Ich glaube nicht, dass es so

ist, dass wir auf einmal eine Sterbewelle kriegen.»

Pro Jahr stirbt im Schnitt ein Prozent der deutschen Bevölkerung. Im
Jahr 2018 starben in Bayern nach Angaben des Statistischen
Landesamtes knapp 135 000 Menschen - das sind im Schnitt rund 11 250
im Monat. Im Bundesverband Deutscher Bestatter, in dem 81 Prozent der
deutschen Bestatter organisiert sind, gibt es 220 bayerische
Mitglieder. Insgesamt dürfte es in Bayern damit rund 270 Bestatter
geben.

In seinem Betrieb werde derzeit in zwei Teams gearbeitet, die sich
möglichst nicht begegnen sollen, sagte Michal. So soll die Versorgung
sichergestellt werden, auch wenn ein Mitarbeiter sich mit dem
neuartigen Virus Sars-CoV-2 angesteckt hat. Es sei im Moment auch für
Bestatter schwer, Desinfektionsmittel, Masken und Handschuhe zu
bekommen. «Egal, wo wir hingehen, wir bekommen keine Schutzausrüstung
mehr», sagte Michal. «Aber die brauchen wir. Das ist wirklich ein
Problem. Wir müssen mit auf die Versorgungsliste.»

Ein weiteres großes Thema für Bestatter sei derzeit die
Ansteckungsgefahr auf Trauerfeiern - auch, weil dort Tränen fließen
und damit Körperflüssigkeiten. «Eine Trauerfeier an sich sollte schon

noch möglich sein», betone Michal. «Aber man kann den Kreis der
Trauergäste schon auf das Notwendige reduzieren.» Er habe in den
vergangenen Wochen schon bemerkt, dass die Trauerfeiern kleiner
würden. «Gerade ältere Menschen bleiben eher fern und schicken eine
Karte.» Bestatter gingen inzwischen dazu über, Kondolenzlisten
auszulegen, in die die Trauergäste sich - leserlich - eintragen
sollen, um beim möglichen Auftreten einer Infektion informiert werden
zu können.

Trauergottesdienste sind nach dem offiziellen Verbot der
Bundesregierung ohnehin in nächster Zeit nicht mehr möglich. Eine
große Auswirkung auf die Angehörigen von Gerstorbenen hat das aus
Sicht Michals allerdings nicht. «Das klassische Requiem wird wegen
des Priestermangels ja ohnehin kaum noch gemacht.» Er plädierte
dafür, Trauerfeiern als private, nicht als öffentliche
Veranstaltungen einzustufen. Dafür sei es hilfreich, wenn die
Todesanzeigen erst nach der Bestattung veröffentlicht werden und
nicht, wie bislang meist üblich, im Vorfeld.

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