Coronavirus breitet sich aus: Neue Fälle in Niedersachsen und Bremen Von Thomas Strünkelnberg, dpa

Trotz aller Versuche, das neuartige Coronavirus einzudämmen: Auch
Niedersachsen muss sich auf eine weitere Verbreitung des Erregers
einstellen, die bestätigten Fälle nehmen zu. Gesundheitsministerin
Reimann bleibt aber optimistisch.

Hannover (dpa/lni) - Nach dem Ausbruch des neuartigen Coronavirus in
Niedersachsen sind derzeit vier Menschen nachweislich infiziert. Die
Patienten und ihre Kontaktpersonen sind in häuslicher Quarantäne. Neu
bestätigt wurden zwei Fälle, je einer im Landkreis Ammerland und im
Kreis Cuxhaven, sowie ein weiterer Fall in Uetze. Außerdem wurden
zwei weitere Menschen in Bremen positiv auf das neue Virus getestet.
Damit erhöhte sich deren Zahl in Bremen auf insgesamt drei.

Lukas Fuhrmann, Sprecher der Bremer Gesundheitssenatorin, teilte am
Dienstag mit, dass es sich bei einem der beiden Fälle um einen
Fernfahrer handele. Er werde im Klinikum Bremen-Ost versorgt. Sieben
Kontaktpersonen seien in häuslicher Quarantäne, teilte die
Pressestelle des Senats am Abend weiter mit. Der zweite neue Fall sei
ein Mann, der nach der Rückkehr aus dem Skiurlaub in Südtirol über
Symptome geklagt habe. Er, seine Frau - die ebenfalls Symptome zeige
- sowie acht Kontaktpersonen befänden sich in Quarantäne. Das
Testergebnis der Frau stehe noch aus. Einen ersten Fall gab es in
Bremen am Wochenende.

In Niedersachsen wurde das Virus bei einem 21-Jährigen aus dem
Landkreis Ammerland festgestellt. Dieser habe die vergangenen Tage
bei seiner Mutter in Oldenburg verbracht, teilte das niedersächsische
Gesundheitsministerium mit. Der junge Mann, dessen Alter zunächst mit
20 Jahren angegeben worden war, und seine Mutter (56) seien in
häuslicher Quarantäne, wie auch zwei weitere Kontaktpersonen. Auch
wurde bekannt, dass ein Mann aus dem Landkreis Cuxhaven an der neuen
Krankheit Covid-19 leidet. Hintergrund ist laut Landkreis eine Reise
nach Norditalien. Der Mann, dessen Alter zunächst unklar blieb, sei
in häuslicher Quarantäne, seine Frau als Kontaktperson ebenso.

Am Wochenende war die erste Infektion mit dem neuartigen Coronavirus
in Niedersachsen bekanntgeworden. Ein 68 Jahre alter Mann aus Eltze
in der Gemeinde Uetze (Region Hannover) hatte sich offensichtlich
während einer Busreise nach Südtirol angesteckt. Am Dienstag
bestätigte sich Behördenangaben zufolge auch eine Infektion mit
neuerartigen Corona-Virus bei einer Kontaktperson des 68-Jährigen,
die aber keine Symptome aufweise.

Kontaktpersonen von Patienten oder Reiserückkehrer aus Risikogebieten
mit entsprechenden Symptomen sollten isoliert und so schnell wie
möglich auf das Virus getestet werden, sagte Gesundheitsministerin
Carola Reimann. Im Falle einer Ansteckung würden die entsprechenden
Kontaktpersonen ermittelt. Trotz der bislang bestätigten Fälle
zirkuliere das Virus in Niedersachsen weiterhin nicht, betonte die
SPD-Politikerin.

Ersten Erkenntnissen zufolge hatte der 21-Jährige aus dem Landkreis
Ammerland in Palenberg bei Heinsberg in Nordrhein-Westfalen Karneval
gefeiert und sich vermutlich dort angesteckt. Nach Angaben des
Landkreises gibt es dort sechs weitere Kontaktpersonen. Der junge
Mann werde medizinisch intensiv betreut, sein Zustand sei gut. Auch
in diesem Fall habe ein privates Labor den Test übernommen und das
Gesundheitsamt informiert, teilte das Gesundheitsministerium mit. Die
Behörden seien auf der Suche nach Kontaktpersonen des Patienten.

«Diese werden dann ebenfalls unter Quarantäne gestellt und bei
auftretenden Symptomen getestet», erklärte Reimann. «Dieses Verfahren

hat sich in der Region Hannover seit dem letzten Samstag bewährt.» In
fast allen Bundesländern gibt es inzwischen nachgewiesene Infektionen
mit dem neuen Coronavirus. Vor allem in Nordrhein-Westfalen gibt es
viele registrierte Ansteckungen mit dem Sars-CoV-2 genannten Erreger.

Doch nicht jeder Infizierte erkrankt. Die Mehrheit der Betroffenen
hat Erkältungssymptome oder gar keine Beschwerden. Schwerere
Krankheitsverläufe entwickeln nach den bisherigen weltweiten
Erkenntnissen bis zu 15 Prozent der Betroffenen. Häufig sind darunter
alte Menschen und Patienten mit Vorerkrankungen. Die Isolation der
Betroffenen und die Suche nach Kontaktpersonen erfolgt, damit sich
die Ausbreitung des Virus verlangsamt. Ziel ist, möglichst viel
Kapazität im Gesundheitssystem zu erhalten. Für die allermeisten
Kinder ist das neue Virus nach Angaben des niedersächsischen
Landesverbandes der Kinder- und Jugendärzte keine große Gefahr.

Um Arztpraxen zu entlasten, sollen in Niedersachsen regionale
Testzentren eingerichtet werden. Diese sollten eigentlich bis Ende
der Woche die Arbeit aufnehmen - das sei aber wohl nicht möglich,
sagte ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen.
Das größte Problem sei fehlende Schutzkleidung - ohne Schutzkleidung
drohten Ärzte auszufallen und in Quarantäne geschickt zu werden.

Die Deutsche Messe AG verschob wegen des Erregers zwei für März
geplante Branchentreffen in Hannover - sowohl die Halal-Messe für
islamkonforme Produkte als auch die IT-Messe Twenty2X sind betroffen.

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