Apothekensterben schreitet voran - Versorgung bislang gesichert

Tabletten gegen Kopfschmerzen, Salben für schmerzende Gelenke: Für
fast alle gesundheitlichen Beschwerden bieten Apotheken das passende
Medikament. Aber der Weg zur Apotheke wird immer weiter.

Magdeburg (dpa/sa) - Die Zahl der Apotheken in Sachsen-Anhalt ist im
vergangenen Jahr weiter zurückgegangen. Ende 2019 gab es hierzulande
581 Apotheken, wie der Präsident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt,
Jens-Andreas Münch, in Magdeburg sagte. Ein Jahr zuvor waren es noch
588 Apotheken. Ende 2009 gab es noch 618 Apotheken. Der Rückgang
erfolge seit Jahren kontinuierlich. Noch sei die flächendeckende
Versorgung auch dank Rezeptsammelstellen und Botendienste gesichert.
Aber: «Kunden müssen teilweise längere Wege in Kauf nehmen,
insbesondere im Notdienst», so Münch.

Auch deutschlandweit lässt sich dieser Trend ablesen. Ende 2019 gab
es laut der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) in
der Republik 19 075 Apotheken und damit 348 weniger als ein Jahr
zuvor. Der Rückgang sei der bislang höchste in einem Kalenderjahr
verzeichnete, hieß es. Die Apothekendichte in Deutschland liegt
demnach bei 23 Apotheken pro 100 000 Einwohner und damit deutlich
unter dem EU-Durchschnitt von 31 Apotheken auf 100 000 Menschen.

Auch die Zahl der Inhaber von Apotheken ist laut
Landesapothekenkammer in den vergangenen Jahren gesunken. In
Sachsen-Anhalt gab es 447 Inhaber Ende 2019. Ein Jahr zuvor waren es
454. Die Gründe für den Schwund sind laut Kammer vielseitig.

So habe etwa die zurückgehende Zahl der Landärzte einen Einfluss auf
die Zahl der Apotheken. Denn: «Wo kein Arzt im ländlichen Bereich
praktiziert, kann keine Apotheke existieren», sagte Münch. Apotheken
seien zudem für viele Fachkräfte aufgrund des hohen Arbeitsumfangs
unattraktiv. Außerdem würden junge Apotheker oft wegen der hohen
Kosten davor zurückschrecken, Apotheken zu übernehmen. Nicht zuletzt
sei die unklare gesundheitspolitische Situation ein Grund, warum es
weniger Apotheken gebe.

Um den Negativtrend zu stoppen, brauche es mehr Planungssicherheit
für die Apotheken und gesetzgeberische Maßnahmen, sagte
ABDA-Präsident Friedemann Schmidt in Berlin. Die Bundesvereinigung
kritisierte unter anderem, dass ein vom Kabinett beschlossenes Gesetz
zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken nach wie vor nicht vom Bundestag
verabschiedet worden sei. Der Entwurf der Regierung sieht demnach
unter anderem eine Absicherung für einheitliche Preise bei
rezeptpflichtigen Arzneimitteln vor, die die Verbände fordern.

Außerdem ist es laut ABDA für die künftige Einführung des
elektronischen Rezepts wichtig, das Recht der Patienten auf die freie
Wahl einer Apotheke weiterhin zu schützen. In der Regel dürften
Apotheken und Ärzte keine Absprachen miteinander treffen, die dazu
führten, «dass ein Arzt einer bestimmten Apotheke Patienten zuführt
»,
erklärte ein ABDA-Sprecher. Ein Verbot solle zudem sicherstellen,
dass mit der Einführung auch des E-Rezepts Drittanbieter wie die
Betreiber von Internetseiten oder Apps keinen Einfluss auf die freie
Apothekenwahl nehmen könnten.