Marburger Bund: Klinikärzte im Norden leiden unter Arbeitsbedingungen

Kiel (dpa/lno) - Der Marburger Bund hat die Arbeitsbedingungen für
Ärzte an Schleswig-Holsteins Krankenhäusern angeprangert. «Die Ärzt
e
leiden unter hoher Arbeitsbelastung, Überstunden und unflexiblen
Arbeitszeiten», sagte der Landesvorsitzende Michael Wessendorf am
Donnerstag in Kiel. In einer Umfrage vom Herbst 2019, an der auch 500
angestellte Ärzte aus Schleswig-Holstein teilnahmen, bewerteten drei
von vier Ärzten (77 Prozent) ihre Arbeitsbedingungen als mittelmäßig

oder schlechter. Jeder zweite Arzt aus dem Norden gab an, häufig
überlastet zu sein.

«Die Ergebnisse der Umfrage sind alarmierend», sagte Wessendorf. Fast
ein Viertel der befragten Ärzte (23 Prozent) gab an, dass ihre
Überstunden weder vergütet noch mit Freizeit ausgeglichen würden. 58

Prozent der Mediziner arbeiteten demnach mindestens 49 Stunden pro
Woche. An den beiden Unikliniken in Kiel und Lübeck arbeite mehr als
jeder Vierte (27 Prozent) mehr als 60 Stunden die Woche, drei Prozent
der Uni-Ärzte gaben an, mehr als 80 Stunden pro Woche zu arbeiten.

«Überstunden werden von den Klinikbetreibern systematisch eingeplant,
um die Versorgung der Patienten sicherzustellen», sagte Wessendorf.
Nicht beziffern wollte er die Frage, wie viele Ärzte an den Kliniken
im Land zusätzlich nötig seien. «Wenn man anfängt, die Gesetze und

Arbeitszeiten einzuhalten, wäre schon etwas gewonnen.»

In keiner anderen Branche in Deutschland schrillten die Alarmglocken
derzeit so laut, sagte der zweite Vorsitzende des Marburger Bundes
Schleswig-Holstein, Joachim Schur. 24 Stunden Arbeit ohne Schlaf sei
für viele Ärzte in den Krankenhäusern keine Ausnahme mehr. «Die
Gefahr von Fehlern steigt.»