Ende der Odyssee naht - Kreuzfahrtschiff «Westerdam» in Kambodscha Von Caroline Bock, dpa

Es reichte schon, dass das Schiff aus Hongkong kam. Die «Westerdam»
musste tagelang durch asiatische Gewässer fahren, wegen der Angst vor
Covid-19 durfte sie nirgends andocken - bis Donnerstag. Einem
Aida-Schiff könnte eine ähnliche Odyssee drohen.

Sihanoukville/Bangkok (dpa) - Nach tagelanger Odyssee durch
asiatische Gewässer kam für 2300 Menschen an Bord der «Westerdam»
buchstäblich Land in Sicht: Das Kreuzfahrtschiff, das wegen der Sorge
vor einer Einschleppung von Covid-19 mehrere asiatischen Häfen nicht
anlaufen durfte, ist in Kambodscha eingetroffen. Am Donnerstagabend
(Ortszeit) legte das aus Hongkong kommende Schiff in Sihanoukville
an, wie der Hafendirektor Lou Kimchhun bestätigte. Unter den
Passagieren an Bord des Schiffes waren nach Angaben der Reederei
Holland America Line auch 57 Deutsche.

Unterdessen könnte sich bereits die nächste Odyssee eines
Kreuzfahrtschiffes anbahnen: Die «Aidavita» der Rostocker Reederei
Aida Cruises konnte die vietnamesische Hafenstadt Cai Lan in der
Halong Bucht nicht anlaufen. Die örtliche Tourismusbehörde habe
Passagieren und Besatzung untersagt, an Land zu gehen, teilte ein
Mitarbeiter der Behörde mit. Auf der «Aidavita» befinden sich nach
Angaben der Reederei rund 1100 zumeist aus Deutschland kommende
Passagiere und 400 Crew-Mitglieder.

Das Schiff sei zuletzt von den Philippinen gekommen und habe zuvor
keinen chinesischen Hafen angesteuert, sagte ein Sprecher von Aida
Cruises am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in Rostock. «An
Bord der «Aidavita» gibt es weder Verdachtsfälle noch bestätigte
Coronavirus-Erkrankungen.» Nächster Halt der «Aidavita» solle nun d
er
thailändische Hafen Laem Chabang bei Bangkok sein.

Die insgesamt rund 1500 Gäste und 800 Besatzungsmitgliedern der
«Westerdam» konnten am Donnerstag nicht sofort von Bord gehen. Sie
würden erst medizinisch untersucht, erklärte der Hafendirektor. Wer
Symptome wie Fieber hat, werde auf Sars-CoV-2 getestet. Bisher gebe
es 20 solche Verdachtsfälle, sagte der Polizeichef von Sihanoukville
der «Khmer Times». Das Gesundheitsministerium von Kambodscha war
zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Die Gäste würden in den nächsten Tagen in die Hauptstadt Phnom Penh
gebracht, um von dort die Heimreise anzutreten, hieß es von der
Reederei. Die Holland America Line organisiere die Flüge und erstatte
die Kosten für die Kreuzfahrt. Man sei den kambodschanischen Behörden
«extrem dankbar» für ihre Unterstützung. Zuletzt hatten Thailand,
Taiwan, Japan, die Philippinen und Guam der «Westerdam» das Einlaufen
in ihre Häfen verweigert. Wie es für die Deutschen nach der Heimreise
weitergeht, war zunächst nicht klar. Vor Ort in Kambodscha waren
Mitarbeiter von Botschaften, darunter auch von der deutschen
Vertretung.

Das Schiff war am 1. Februar in Hongkong gestartet und sollte seine
Reise ursprünglich am 15. Februar im japanischen Yokohama beenden. Im
Hafen dieser Stadt liegt aktuell ein anderes Kreuzfahrtschiff, die
«Diamond Princess» - unter Quarantäne. Bei 218 Menschen war bis
Donnerstag nachgewiesen, dass sie sich an Bord mit Sars-CoV-2
infizierten. Alle Betroffenen wurden in Kliniken gebracht, einige von
ihnen sind schwer erkrankt.

Die übrigen rund 3600 Passagiere und Crew-Mitglieder sollen nach
derzeitigem Stand mindestens noch bis zum 19. Februar auf dem Schiff
bleiben. Senioren mit chronischen Krankheiten sollen früher von Bord
gehen dürfen und in speziellen Unterkünften bleiben, bis die
vorsorgliche Isolation endet. Unter den Passagieren an Bord sind nach
Erkenntnissen der deutschen Botschaft in Tokio auch zehn deutsche
Staatsangehörige. Keiner von ihnen sei bisher infiziert.

An Bord der «Westerdam» freuten sich die Passagiere über das
absehbare Ende der Reise, wie in sozialen Medien zu sehen war. Das
Müsli am Büffet sei ausgegangen, aber die Passagiere seien guter
Dinge, schrieb die Amerikanerin Christina Kerby bei Twitter. Lorraine
Oliveira, Urlauberin aus England, schrieb der Deutschen
Presse-Agentur, an Bord habe es medizinische Vorsorge gegeben,
außerdem verstärkte Hygiene- und Reinigungsmaßnahmen. Seit dem 4.
Februar seien sie und ihre Familie nicht mehr an Land gewesen.

Kambodscha kann sich nun über einiges Lob freuen. Der Chef der
Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus,
bedankte sich via Twitter beim Land und bei Premierminister Hun Sen.
Es sei ein willkommener Akt der Solidarität in einer Zeit, in der die
Welt noch eine Chance habe, das Virus zu stoppen sowie
Stigmatisierung und Angst zu vermeiden.