Coronavirus: Zahl der Infizierten in China steigt sprunghaft

Zuletzt war die Zahl neuer Erkrankungen etwas zurückgegangen. Doch
plötzlich gibt es in der Statistik einen kräftigen Anstieg. Wie
zuverlässig sind die offiziellen Angaben?

Peking (dpa) - Die Zahl neu nachgewiesener Todesopfer durch das
Coronavirus hat sich in China in der besonders schwer betroffenen
Provinz Hubei im Vergleich zum Vortag mehr als verdoppelt. Die Zahl
der neu nachgewiesenen Infektionen verzehnfachte sich dort sogar
fast. Wie die Behörden am Donnerstag mitteilten, wurden in Hubei 242

neue Todesopfer registriert, womit die Gesamtzahl der Toten in der
Provinz seit Ausbruch der Krankheit bei 1310 liegt.

Die Zahl der nachgewiesenen Infektion stieg um 14 840 auf nun 48 208
bekannte Fälle. Am Vortag waren in Hubei 97 Todesopfer und 1638 neue

Infektionen gemeldet worden. Landesweit lagen am Donnerstag zunächst

keine neuen Angaben über die Verbreitung des Virus vor. Allein durch
die neuen Infektionen in Hubei, wo die Lungenkrankheit in der Stadt
Wuhan ursprünglich ausgebrochen war, ist die Gesamtzahl der
Infektionen auf dem chinesischen Festland aber auf über 59 000
gestiegen. 

Wie die Gesundheitskommission der Provinz Hubei mitteilte, seien die

Diagnoseergebnisse nach einer Untersuchung «überarbeitet» worden.
Patienten seien gemäß der neuen Klassifikation hinzugefügt worden.

Demnach würden seit Donnerstag auch Fälle «klinischer Diagnosen
» in
die Zahl der bestätigten Diagnosen aufgenommen.

Wie die Zeitung «China Daily» unter Berufung auf chinesische
Experten berichtete, können Ärzte jetzt eine offizielle Diagnose
stellen, die auf einer Kombination von Faktoren wie Lungenbildern,
dem physischen Zustand und epidemiologischer Vorgeschichte beruht.
Bislang war demnach nur ein Testverfahren über Nukleinsäuren
zugelassen, das aber viele eindeutige Erkrankungen erst nach drei
oder vier Tests erkannt habe.

Generell vermuten Experten eine sehr hohe Dunkelziffer. So sind die
Möglichkeiten begrenzt, auf das neue Virus zu testen. Ferner
erscheint das sich wandelnde Berichterstattungssystem Chinas mit
unterschiedlichen Definitionen der einzelnen Fälle besonders für
lokale Stellen kompliziert. Die täglich berichteten Zahlen
repräsentieren laut Experten somit eher die Fähigkeiten, Fälle zu
identifizieren und zu melden, als das wirkliche Ausmaß der Epidemie. 

An Bord des unter Quarantäne gestellten Kreuzfahrtschiffes im
japanischen Yokohama ist unterdessen bei weiteren 44 Menschen eine
Infizierung mit dem neuen Coronavirus Sars-CoV-2 festgestellt worden.
Das gab das japanische Gesundheitsministerium bekannt. Damit erhöht
sich die Zahl der Infizierten an Bord auf 218. An Bord des
Kreuzfahrtschiffes sind auch zehn deutsche Staatsangehörige. Die
Quarantäne gilt noch bis zum 19. Februar. Gesundheitsminister
Katsunobu Kato gab jedoch bekannt, dass die Regierung Senioren mit
chronischen Krankheiten früher von Bord gehen lassen werde als
geplant, sofern sie negativ getestet wurden.

Japan will ungeachtet der Ausbreitung des Coronavirus wie geplant die
Olympischen Spielen im Sommer austragen. Der Chef des japanischen
Olympischen Komitees, Yoshiro Mori, bekräftigte bei einem Treffen mit
dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) in Tokio, dass die
Planung für die Spiele nicht durch die neue Lungenkrankheit
beeinträchtigt werde. «Ich möchte noch einmal klarstellen, dass eine

Absage oder Verschiebung der Tokio-Spiele nicht erwogen wurden»,
sagte Mori zum Auftakt eines zweitägigen Vorbereitungstreffens mit
dem IOC. Man werde mit der japanischen Regierung zusammenarbeiten und
«ruhig» mit jeglichen Problemen infolge des neuartigen Virus umgehen,
sagte Mori.

Derweil verschob die chinesische Sonderverwaltungsregion Hongkong
erneut die Öffnung der Schulen. Neuer Starttermin ist jetzt der 16.
März. Schüler sollen aber über das Internet unterrichtet werden.
 

Weltweit sind außerhalb des chinesischen Festlands mittlerweile mehr
als 500 Infektionen bestätigt, davon 16 in Deutschland. 14 Fälle
stehen in Zusammenhang mit dem bayerischen Autozulieferer Webasto.
Eine chinesische Mitarbeiterin hatte den Erreger bei einer
Dienstreise eingeschleppt. Die beiden jüngsten Fälle in Bayern waren
am Dienstagabend bekannt geworden.

Es handelt sich um einen 49-jährigen Webasto-Mitarbeiter und ein
Familienmitglied eines anderen Mitarbeiters. Webasto öffnete nach
zweiwöchiger Schließung am Mittwoch wieder seine Firmenzentrale.
Zudem war das Virus bei zwei Passagieren eines Rückholfluges der
Bundeswehr von Wuhan nach Frankfurt/Main festgestellt worden.