Fast 100 weitere Tote durch Covid-19 in China - Neue Fälle auf Schiff

Auf dem Kreuzfahrtschiff vor Japan sind jetzt schon 174 Passagiere
infiziert. Ein anderes Schiff findet erstmal keinen Hafen in Asien.
Spiegeln die Zahlen aus China das wahre Ausmaß der Epidemie wider?

Peking (dpa) - Das neuartige Coronavirus hat in China innerhalb eines
Tages erneut fast 100 weitere Todesopfer gefordert. Wie die Nationale
Gesundheitskommission am Mittwoch in Peking mitteilte, kamen
landesweit 97 Todesfälle hinzu. Die Zahl der Ansteckungen stieg um
2015 Fälle. Sowohl der Anstieg der Todesfälle als auch der neu
bestätigten Infektionen fiel den offiziellen Angaben zufolge etwas
niedriger aus: Am Vortag waren noch 108 Todesfälle und 2478 neue
Infektionen offiziell gemeldet worden. Auf dem chinesischen Festland
sind jetzt insgesamt 1113 Tote zu beklagen. Bei mehr als 44 000
Menschen ist eine Infektion mit dem Virus bestätigt, das inzwischen
den Namen Sars-CoV-2 erhielt. Die von ihm verursachte Krankheit heißt
nun Covid-19 (abgeleitet von: COrona VIrus Disease).

Die Zahlen aus China sind allerdings wenig aussagekräftig, generell
wird von Experten eine sehr hohe Dunkelziffer vermutet. So sind die
Möglichkeiten begrenzt, auf das neue Virus zu testen. Verschiedene
Verfahren werden dabei angewandt, wobei häufig auch falsche negative
Ergebnisse vorkommen, wie vielfach beklagt wird. Ferner erscheint das
sich wandelnde Berichterstattungssystem Chinas mit unterschiedlichen
Definitionen der einzelnen Fälle besonders für lokale Stellen
kompliziert. Die täglich berichteten Zahlen repräsentieren laut
Experten somit eher die Fähigkeiten, Fälle zu identifizieren und zu
melden, als dass sie das wirkliche Ausmaß der Epidemie darstellen.

Unterdessen ist an Bord des unter Quarantäne stehenden
Kreuzfahrtschiffes «Diamond Princess» im japanischen Yokohama bei
weiteren 39 Menschen eine Ansteckung festgestellt worden, wie das
japanische Gesundheitsministerium am Mittwoch bekanntgab. Vier
Personen zeigten ernste Symptome. Damit erhöht sich die Zahl der
Infizierten an Bord auf 174. Die übrigen der rund 3600 Passagiere und
Crew-Mitglieder sollen mindestens noch bis zum 19. Februar auf dem
Schiff bleiben. Von den zehn deutschen Staatsangehörigen an Bord ist
nach Angaben der deutschen Botschaft bisher keiner infiziert.

Wegen der Angst vor dem Covid-19-Virus ist auch ein aus Hongkong
kommendes Kreuzfahrtschiff in Schwierigkeiten - obwohl nicht einmal
Fälle an Bord bekannt sind. Nach Taiwan, Japan, den Philippinen und
Guam zögerte zuletzt auch Thailand, die aus Hongkong kommende
«Westerdam» der Holland America Line in einen Hafen einlaufen zu
lassen. An Bord sind rund 1500 Gäste und 800 Besatzungsmitglieder.
Darunter seien einige Deutsche, hieß es aus dem Auswärtigen Amt. Bis
zum Wochenende war auch in Hongkong ein Kreuzfahrtschiff mit mehr als
3000 Personen an Bord in Quarantäne gehalten worden, weil
zwischenzeitlich Infizierte mitgereist waren.

Mit Blick auf die Lungenkrankheit warnte der für den westlichen
Pazifik zuständige Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO),
Takeshi Kasai, «vor Häufungen ohne erkennbare Verbindungen nach
China». Er verwies besonders auf lokale Ansteckungen. Alle Länder
sollten sich «auf die Möglichkeit breiterer Übertragungen
vorbereiten». So hat Singapur 47 Fälle, die Hälfte durch örtliche
Ansteckungen, während Malaysia 18 Infektionen zählt. Weltweit sind
außerhalb des chinesischen Festlands mittlerweile mehr als
500 Infektionen bestätigt, davon 16 in Deutschland. 

Südkorea holte zum dritten Mal Landsleute aus der stark betroffenen
Stadt Wuhan in Zentralchina heim. Ein Charter-Flugzeug mit über 140
Südkoreanern und ihren chinesischen Familienangehörigen traf am
Mittwoch in Seoul ein. Fünf Passagiere wurden Berichten zufolge in
ein Krankenhaus gebracht, weil sie Symptome aufwiesen. Der Rest
sollte in einer militärischen Einrichtung unter Quarantäne gestellt
werden. Südkorea hatte bereits zuvor rund 700 Landsleute aus Wuhan
auf deren Wunsch in die Heimat zurückgeholt. In Südkorea sind bislang
28 Infektionsfälle gemeldet worden.

Aus Angst vor dem Virus wird die Formel 1 britischen Medienberichten
zufolge nicht wie geplant Mitte April in Shanghai fahren. Die
Rennserie habe sich gegen die Austragung des Grand Prix in der
ostchinesischen Hafenmetropole am 19. April entschieden, hieß es.
Offen ist noch, ob das als vierter Saisonlauf geplante Rennen
gestrichen oder auf einen späteren Zeitpunkt verlegt wird. Platz ist
dafür im dicht gedrängten Kalender mit eigentlich 22 Rennen kaum.

Zweifel gibt es zudem an der Premiere des Grand Prix in Vietnam. Der
Austragungsort Hanoi liegt nur rund 150 Kilometer entfernt von der
chinesischen Grenze. Der Motorsport-Weltverband FIA hatte
angekündigt, die Austragung der Rennen zu bewerten und, «falls nötig,

jede erforderliche Maßnahme» zu ergreifen, «um dabei zu helfen, die
weltweite Motorsportgemeinschaft und die breite Öffentlichkeit zu
schützen». Eine Rennabsage in der Motorsport-Königsklasse gab es
zuletzt 2011. Damals wurde der Große Preis von Bahrain zum Auftakt
der Saison wegen politischer Unruhen in dem Land nicht ausgetragen.