Entlastungen bei häuslicher Pflege - Sozialverband sieht Chancen Von Basil Wegener, dpa

Wenn Vater, Mutter oder ein Ehepartner pflegebedürftig werden,
verändert sich das Leben der Angehörigen oft komplett: Neben der
Pflege bleibt oft nicht viel Anderes. Nun sollen es die Betroffenen
zumindest etwas leichter haben.

Berlin (dpa) - Der Sozialverband VdK Deutschland sieht in einem neuen
Vorschlag aus der Bundesregierung gute Chancen für deutliche
Vereinfachungen bei der häuslichen Pflege. Der Bürokratiedschungel,
unter dem viele pflegende Angehörige litten, könnte sich lichten,
sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele der Deutschen Presse-Agentur in
Berlin. Bentele bezog sich auf ein neues Konzept
des Pflegebevollmächtigten der Regierung, Andreas Westerfellhaus.

Westerfellhaus will, dass Pflegebedürftige und ihre Angehörigen
weniger Anträge stellen müssen, Leistungen leichter abrufen können
und so auch finanziell entlastet werden. Das geht aus einem Konzept
hervor, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. An diesem Mittwoch
will Westerfellhaus damit an die Öffentlichkeit gehen.

Bentele sagte: «Menschen, die zu Hause gepflegt werden, fühlen sich
oft wie im Dschungel.» Keiner blicke mehr durch. «Die Bürokratie
überfordert die Menschen.» Viele, so Bentele, würden die Leistungen
erst gar nicht beantragen.

In dem Konzept von Westerfellhaus heißt es: «Pflegebedürftige haben
eine Vielzahl teilweise kleiner, kombinierbarer oder sich gegenseitig
ausschließender Leistungsansprüche.» Viele Leistungen würden daher

gar nicht in Anspruch genommen. Deshalb sollen die Ansprüche laut dem
Konzept in zwei Töpfe fließen: In ein Pflege- und ein
Entlastungsbudget für die einzelnen Betroffenen. Diese sollen die so
zusammengeführten Mittel besser abrufen können.

Bentele sagte: «Die häusliche Pflege könnte so einfacher und
flexibler werden, wenn daraus ein Gesetz wird.»

An anderer Stelle will der Verbraucherzentrale Bundesverband
ansetzen. Der Verband fordert, dass digitale Assistenten für
häusliche Pflege künftig von den Pflegekassen bezahlt werden. Dabei
handelt es sich etwa um Abschaltvorrichtungen für den Herd oder
digitale Erinnerungen für die Einnahme von Mahlzeiten. Entsprechende
Forderungen will der Verband ebenfalls an diesem Mittwoch in Berlin
vorstellen. 

Rund 2,9 Millionen Empfänger von Pflegeleistungen werden in
Deutschland ambulant gepflegt - laut offizieller Statistik 52 Prozent
allein von Angehörigen und 24,3 Prozent zusammen mit oder von
ambulanten Pflegediensten. Rund 70 Prozent der Angehörigen fühlen
sich laut früheren Aussagen von Westerfellhaus überlastet. Entlastung
sollen etwa die Möglichkeiten der Tages- und Nachtpflege, der
Kurzzeit- oder Verhinderungspflege durch professionell Pflegende
außerhalb des häuslichen Bereichs bringen. Viele Angehörige nutzen

solche Leistungen aber nicht.

Bentele bekräftigte im Übrigen die Forderung nach einer
Pflegevollversicherung, die alle pflegebedingten Kosten abdeckt.