Coronavirus an Bord: Unklarheit über Vorgehen bei Schiff in Japan

Yokohama (dpa) - Auf dem wegen des neuen Coronavirus unter Quarantäne
stehenden Kreuzfahrtschiff in Japan herrscht auch nach gut einer
Woche weiter Unklarheit über das Ausmaß der Infektionen an Bord. In
der Regierung werde darüber diskutiert, ob alle an Bord verbliebenen
3600 Menschen, darunter zehn deutsche Staatsangehörige, auf den
Erreger getestet werden sollen, berichtete die japanische
Nachrichtenagentur Kyodo am Dienstag. Die «Diamond Princess» verließ

unterdessen zunächst den Hafen von Yokohama, das Schiff wurde am
Donnerstag zurückerwartet, wie der japanische Fernsehsender NHK
meldete.

Die Zahl der positiv auf den Erreger getesteten Personen an Bord war
zu Wochenbeginn auf mehr als 130 gestiegen. Die Betroffenen wurden in
Krankenhäuser gebracht. Da die meisten auf dem Schiff Verbliebenen
noch nicht getestet sind, könnte die tatsächliche Zahl höher liegen.

Alle Menschen an Bord auf das Coronavirus zu testen, gestalte sich
schwierig, da es im Land nur eine begrenzte Zahl an Testgeräten gebe,
hieß es. Eine solche Untersuchung würde so viele der Geräte binden,
dass Japan im Falle eines Ausbruchs andernorts im Lande nicht in der
Lage wäre, schnell zu reagieren, gab Yoshiaki Katsuda von der Kansai
University laut Kyodo zu bedenken.

Nach Ansicht seines Kollegen Hiroyuki Kunishima von der St. Marianna
University School of Medicine müssen am Ende die Politiker
entscheiden. Wenn man bedenke, wie ängstlich die Passagiere sein
müssen, sei es politisch gesehen vermutlich nötig, jeden zu testen,
sagte der Professor laut der Agentur. Hinzu kommt, dass viele der
Passagiere älter sind. Gerade für jene unter ihnen, die unabhängig
vom Virus auf Medikamente angewiesen sind, ist die lange Isolation in
ihren Kabinen im Schiff eine zusätzliche gesundheitliche Belastung.

Bis Montag hatte die Regierung 439 Tests vornehmen lassen, anfangs
vorrangig bei jenen, die Symptome wie Husten und hohes Fieber zeigten
oder Kontakt mit Menschen hatten, die solche Symptome aufwiesen.
Später wurden auch Senioren und Menschen mit Vorerkrankungen
getestet.