Ameos und Verdi setzen sich erstmals an einen Tisch

Langsam scheinen die verhärteten Fronten aufzuweichen: Nach zwei
Wochen Streik bei Ameos haben sich der Klinikbetreiber und die
Arbeitnehmerseite endlich auf ein erstes Gespräch geeinigt. Dazu
bedurfte es allerdings Hilfe von Außen.

Bernburg (dpa/sa) - Zwei Wochen nach Beginn der unbefristeten Streiks
an den Ameos-Krankenhäusern haben sich der Klinik-Betreiber und die
Gewerkschaft Verdi zu einem ersten Treffen verabredet. Am
Dienstagnachmittag kommen beide Seiten zu einem Sondierungsgespräch
im Büro des Landrats des Salzlandkreises, Markus Bauer, zusammen. Der
Sozialdemokrat hatte das Gespräch eingefädelt, bestätigten beide
Seiten am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Vier der fünf
bestreikten Ameos-Standorte liegen in seinem Landkreis.

Verdi-Streikführer Thomas Mühlenberg zeigte sich am Montag nach einer
Besprechung mit der Tarifkommission offen für das Gespräch. «Eine
Tür, die jemand aufmacht, machen wir nicht zu», sagte Mühlenberg.
Über die Inhalte des Gesprächs könne er nur spekulieren. Er erwarte
nun, dass die Sondierungen in möglichst baldigen Verhandlungen
münden. Die Streiks sollen bis auf Weiteres wie geplant fortgesetzt
werden. Für Ameos wird Regionalleiter Frank-Ulrich Wiener an dem
Gespräch teilnehmen.

An den Ameos-Kliniken in Staßfurt, Bernburg, Aschersleben, Schönebeck
und Haldensleben laufen seit 27. Januar unbefristete Streiks.
Ärztinnen, Ärzte sowie Pflegerinnen und Pfleger wollen damit einen
Tarifvertrag und eine deutlich bessere Bezahlung durchsetzen. Ameos
hat Tarifverhandlungen bisher strikt abgelehnt. Schon im November
hatte es erste Warnstreiks gegeben. In Folge dessen soll Ameos
mehreren Mitarbeitern gekündigt haben. Der Betreiber bestreitet den
Zusammenhang zwar, die Kündigungen hatten dennoch zur Eskalation des
Konflikts beigetragen.

Im Januar stimmten dann die Verdi-Mitglieder für die unbefristete
Arbeitsniederlegung. Nach Gewerkschaftsangaben beteiligten sich bis
zu 600 Mitarbeiter daran und hätten damit gehörigen Einfluss auf den
Klinik-Alltag. Ameos hingegen sprach nur von vereinzelten
Auswirkungen des Streiks. So seien einzelne Operationen mit
Zustimmung von Ärzten und Patienten verschoben worden.

Dennoch hatte Ameos auf den Streik reagiert und den bisherigen
Regionalleiter, Lars Timm, abgelöst. Timm hatte Tarifverhandlungen
vehement abgelehnt und Verdi scharf angegriffen. Wiener hatte sich in
seinen ersten Tagen zurückhaltender geäußert und zunächst den Konta
kt
zu Betriebsräten und Politikern gesucht. Bereits in der vorigen Woche
hatte er Landrat Bauer getroffen. Nach einem stundenlangen Gespräch
hatte Wiener daraufhin erstmals Gesprächsbereitschaft signalisiert -
unter bestimmten Voraussetzungen, die er jedoch nicht öffentlich
gemacht hatte.

Nach dem Gespräch am Mittwoch waren aber weder Verdi noch Ameos auf
die andere Seite zugegangen, um ein Gespräch zu vereinbaren. Also
wurde Bauer ein weiteres Mal aktiv. «Der Landrat kümmert sich
intensiv darum, die Gesundheitsversorgung in seinem Landkreis
sicherzustellen», sagte Wiener am Montag. Er habe schon mehrere gute
und konstruktive Gespräche mit dem Landrat geführt, sagte der
Krankenhaus-Manager.

Ab jetzt sind die Konfliktparteien jedoch auf sich gestellt: Bauer
betonte am Montag, dass er kein Mandat hat, um in dem Tarifkonflikt
eine aktive Rolle zu spielen. «Ich habe beide Verhandlungsparteien
ins Landratsamt eingeladen, weil es keine weiteren Eskalationsstufen
geben darf», sagte Bauer. Es gehe ihm darum, die medizinische
Versorgung im Salzlandkreis sicherzustellen. «Die Menschen bei uns in
der Region haben eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung
verdient.»