Kreuzfahrtschiffe mit strengen Vorsorgemaßnahmen

Rostock/Hamburg (dpa) - Die Kreuzfahrtbranche ist eine der weltweiten
Wachstumsbranchen. Jeden Tag sind mehrere Hundert dieser Schiffe auf
den Weltmeeren unterwegs. Auf engsten Raum leben Tausende Menschen
zusammen - ohne strikte Hygieneregeln eine ideale Stätte zur
Verbreitung von Krankheitserregern. Reedereien weltweit sind
alarmiert, seit von China ausgehend eine neue Lungenkrankheit
kursiert.

«Wir sind höchst aufmerksam», sagte der Sprecher der Reederei Aida
Cruises mit Sitz in Rostock, Hansjörg Kunze. Der entscheidende
Schritt sei, zu verhindern, dass Infizierte an Bord kommen. Aktuell
würden keine chinesischen Häfen mehr angelaufen, auch Hongkong und
Macau nicht. Dies betreffe derzeit zwei Aida-Schiffe, deren Routen
geändert wurden. Passagiere bekämen auf allen Schiffen vor dem
Boarding einen Gesundheitsfragebogen. «Jeder, der 14 Tage vorher in
China war, wird nicht mitgenommen.» Einen Coronavirus-Verdachtsfall
habe es bislang bei Aida noch nicht gegeben.

Auf anderen Kreuzfahrtschiffen ist der Erreger bereits aufgetaucht.
So wurde er bei weit über 100 der Menschen an Bord der «Diamond
Princess» nachgewiesen. Nach derzeitigem Stand sollen die übrigen
rund 3600 Passagiere und Crewmitglieder bis zum 19. Februar auf dem
Kreuzfahrtschiff vor Yokohama in Japan unter Quarantäne bleiben.
An Bord sind der Deutschen Botschaft in Tokio zufolge auch zehn
deutsche Staatsangehörige. In Hongkong durften 3600 Menschen dagegen
inzwischen das Kreuzfahrtschiff «World Dream» verlassen. Das Schiff
war in der vergangenen Woche festgesetzt worden, nachdem bei drei
früheren Passagieren das Virus nachgewiesen worden war.

Das Problem sei die bis zu 14-tägige Zeit von der Infektion bis zur
Erkrankung, die eine Quarantäne notwendig mache, sagte Emil
Reisinger, Tropenmediziner und Infektiologe an der
Universitätsmedizin Rostock. Der Hygienestandard auf
Kreuzfahrtschiffen sei generell hoch. Dies sei auch dringend
notwendig, da viele Passagiere auf begrenztem Raum zusammenlebten.
Einen gewissen Schutz auch vor dem Coronavirus könne die
obligatorische Händedesinfektion bieten, da das neuartige Virus auch
durch Schmierinfektionen übertragen werden könne.

Die Kreuzfahrtindustrie hatte am Freitag ihre Vorsorgemaßnahmen
verschärft. Passagiere oder Besatzungsmitglieder, die 14 Tage vor der
Einschiffung aus oder über China gereist sind oder über Flughäfen in

dieser Region im Transit - einschließlich Hongkong und Macau - dürfen
nicht mehr an Bord eines Kreuzfahrtschiffs. Zudem werde allen
Personen die Beförderung verweigert, die möglicherweise Kontakt mit
einer infizierten Person hatten, hatte der internationale
Kreuzfahrt-Verband Clia mitgeteilt. Etliche Kreuzfahrten, die nach
China geführt hätten, wurden umdisponiert, verändert oder gestrichen.