Berlin erwartet Wuhan-Rückkehrer - Rund 3400 Virus-Nachweise in China

In China haben sich mittlerweile rund 35 000 Menschen mit dem
Coronavirus infiziert. Jetzt sollen weitere Rückkehrer in Berlin
landen. Die Vorbereitungen laufen.

Berlin (dpa) - Die deutsche Hauptstadt erwartet rund 20 weitere
Rückkehrer aus der schwer vom Coronavirus betroffenen Millionenstadt
Wuhan in China. Die Passagiere sollen an diesem Sonntag mit einer
Sondermaschine auf dem militärischen Teil des Flughafens Berlin-Tegel
landen, sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) am Samstag.

In China stieg die Zahl der nachgewiesenen Infektionen und der Toten
bis Samstag erneut kräftig an. Die Zahl der Nachweise kletterte
innerhalb eines Tages um 3399 auf 34 546, wie die
Gesundheitskommission in Peking mitteilte. Die Zahl der neu
nachgewiesenen Infektionen nahm damit im Vergleich zum Vortag wieder
zu, nachdem sie in den vergangenen zwei Tagen leicht zurückgegangen
war. Die Zahl der Toten stieg um 86 auf 722. Außerhalb von
Festland-China gibt es in mehr als zwei Dutzend Ländern
über 270 weitere Fälle, davon 14 in Deutschland.

Bereits vor einer Woche waren rund 100 deutsche Staatsbürger und
Familienangehörige von ihnen mit einer Maschine der Bundeswehr nach
Frankfurt/Main geflogen worden. «Die Bundesregierung hat entschieden,
weitere Rückkehrerinnen und Rückkehrer aus Wuhan in Berlin landen zu
lassen», sagte Kalayci. Sie sind laut Auswärtigem Amt «einzelne
Personen», die sich erst nach dem Rückholflug am vergangenen Samstag
gemeldet oder es nicht rechtzeitig zum Flughafen geschafft hätten.
Genauere Angaben zu den Rückkehrern gab es am Samstag zunächst nicht.
Auch viele Details zu dem Flug selbst waren noch nicht bekannt.

Am Donnerstag hatte «Der Spiegel» gemeldet, dass die Deutschen
möglicherweise mit einer Maschine mitfliegen, die eine größere Gruppe

von britischen Staatsbürgern zurückholen soll. Das britische
Außenministerium hatte zuvor angekündigt, weitere Briten und deren
Familienmitglieder mit einem Charter-Flug am Wochenende aus Wuhan
auszufliegen. Eine Sprecherin bestätigte auf Anfrage der Deutschen
Presse-Agentur, dass dabei auch möglichst viele Bürger anderer
europäischer Länder mitreisen sollen. Ob und wie viele Deutsche dabei
sein werden, konnte sie nicht sagen. Der Flug soll in Wuhan in den
frühen Morgenstunden (Ortszeit) am Sonntag starten.

In Tegel werden die Rückkehrer laut Gesundheitsverwaltung von einem
Amtsarzt in Empfang genommen. Er soll prüfen, ob bei Passagieren
während des Fluges Symptome aufgetreten sind. Sie sollen in einem
Isolierbereich in den DRK-Kliniken im Stadtteil Köpenick am
südöstlichen Stadtrand von Berlin untergebracht werden. Alle
Passagiere würden auf das Coronavirus getestet. Mit einem Ergebnis
wird für Montagmittag gerechnet. Die Rückkehrer sollen nach den
derzeitigen Plänen 14 Tage in dem Krankenhaus bleiben, untersucht und
gegebenenfalls behandelt werden.

Mit dem Bekanntwerden fünf neuer Infektionen in Frankreich ist die
Zahl der Coronavirus-Fälle in Europa auf mindestens 37 gestiegen. Ein
Kind und vier Erwachsene mit britischer Staatsbürgerschaft seien in
Frankreich positiv auf das Virus getestet worden, teilte die
französische Gesundheitsministerin Agnès Buzyn am Samstag mit. Die
Patienten würden in Krankenhäusern behandelt und zeigten keine
Anzeichen einer schweren Erkrankung, erklärte Buzyn.

In Deutschland gehen zwölf Fälle in Bayern auf eine chinesische
Mitarbeiterin des bayerischen Autozulieferers Webasto zurück. Auch
wurden zwei aus China ausgeflogene Rückkehrer positiv getestet. Zudem
gibt es nach Angaben (Stand von Freitagabend) der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) Fälle in Italien, Großbritannien,
Russland, Belgien, Finnland, Spanien und Schweden.

Laut WHO kann eine Infektion mit dem Coronavirus milde Symptome wie
Schnupfen, Halsweh, Husten und Fieber hervorrufen. Aber auch eine
Lungenentzündung und Atembeschwerden sind möglich. Der Anteil der
Infizierten, der an der Lungenerkrankung stirbt, liegt nach
derzeitigen Daten in China bei etwa zwei Prozent.

In China sind die ersten ausländischen Todesopfer bestätigt
worden. Wie die US-Botschaft in Peking am Samstag mitteilte, kam ein
mit dem Virus infizierter 60-jähriger US-Bürger in der besonders
schwer betroffenen Stadt Wuhan am 6. Februar ums Leben. Welches
Geschlecht das Opfer hat, ließ die Botschaft offen. Auch ein
Japaner starb in Wuhan, wie Japans Außenministerium mitteilte. Der
Patient habe an einer schweren Lungenentzündung gelitten. 

Die Zahl der positiv auf das Coronavirus getesteten Personen an Bord
eines unter Quarantäne gestellten Kreuzfahrtschiffes im japanischen
Yokohama stieg um 3 auf 64. Das teilte das japanische
Gesundheitsministerium am Samstag mit. Eine Person befinde sich in
einem kritischen Zustand. Die Quarantäne der «Diamond Princess» mit
rund 3700 Passagieren und Crew-Mitgliedern gilt laut japanischen
Behörden vorläufig bis 19. Februar. Von den zehn deutschen Gästen an

Bord ist bislang niemand infiziert, teilte die Reederei am Samstag
mit.