Bitte abgelehnt: Brasilien nimmt keine Lateinamerikaner aus Wuhan mit

Rio de Janeiro (dpa) - Brasilien will keine Argentinier, Kolumbianer
und andere Lateinamerikaner aus der stark vom Coronavirus betroffenen
Stadt Wuhan in China ausfliegen. Das berichtete die renommierte
Zeitung «Folha de S. Paulo». Demnach hätten Vertreter von
lateinamerikanischen Ländern die brasilianische Regierung um Hilfe
gebeten. Die beiden Flugzeuge der brasilianischen Luftwaffe, die am
Freitag in China starteten und am Sonntag in Brasilien ankommen
sollen, haben dem Bericht zufolge jedoch einige polnische
Staatsbürger an Bord.

Die Weigerung Brasiliens soll mindestens zwei Nachbarn des größten
lateinamerikanischen Landes verstimmt haben. Ein argentinischer
Diplomat, auf den die «Folha» sich berief, sah die Bevorzugung
polnischer Bürger als Ausdruck der ideologischen Ausrichtung der
brasilianischen Regierung. In Argentinien regiert der linksgerichtete
Präsident Alberto Fernández. Die rechte Regierung Brasiliens gehört
zusammen mit unter anderem Polen, Ungarn und den Vereinigten Staaten
zur Internationalen Allianz der Religionsfreiheit. Die Allianz
vertritt pro-christliche Positionen und verurteilt etwa Abtreibungen.

Der rechte Präsident Jair Bolsonaro hatte unter der Woche den
polnischen Außenminister Jacek Czaputowicz empfangen und angekündigt,
noch in diesem Halbjahr nach Polen und Ungarn zu reisen. Nach einem
Bericht des Portals «G1» sollten die zwei Flieger der brasilianischen
Luftstreitkräfte mit den Passagieren aus Wuhan in Warschau
zwischenlanden. Die Regierung Brasiliens hatte erst am vergangenen
Sonntag angekündigt, brasilianische Staatsbürger auszufliegen,
nachdem verzweifelte Brasilianer in Wuhan ein Video auf YouTube
veröffentlichten, in dem sie sich direkt an Bolsonaro wandten.