«Baby Powder»-Klagen: Weitere hohe Strafe gegen Johnson & Johnson

Der US-Konzern Johnson & Johnson ist seit Jahren mit Klagen wegen
umstrittener Körperpflegeartikel konfrontiert, darunter angeblich
asbestverseuchtes Babypuder. Nun gab es erneut ein hohes
Schadenersatzurteil. Das Unternehmen hat Berufung angekündigt.

New Brunswick (dpa) - Der US-Pharma- und Konsumgüterkonzern Johnson &
Johnson hat ein weiteres hohes Schadenersatzurteil wegen angeblicher
Krebsrisiken seines Pflegemittels «Baby Powder» hinnehmen müssen. Die

Geschworenenjury eines Gerichts in New Jersey verurteilte das
Unternehmen am Donnerstag (Ortszeit), frühere Nutzer seines
Babypuders mit 750 Millionen Dollar zu entschädigen. Die zuständige
Richterin signalisierte aber direkt danach, dass die Summe auf 186,5
Millionen Dollar (170,1 Mio Euro) gesenkt werden dürfte.

Bei dem Urteil ging es um den sogenannten Strafschadenersatz, der im
US-Recht als Zusatzsanktion in besonders schweren Fällen verhängt
werden kann. Zuvor waren den Klägern bereits 37,2 Millionen Dollar an
regulärem Schadenersatz zugesprochen worden. In den USA verhängen
Laienjurys immer wieder hohe Strafschadenersatzurteile, die danach
abgemildert werden, da das Verhältnis zum regulären Schadenersatz in
einem verfassungsrechtlich angemessenen Rahmen bleiben muss.

Ob Johnson & Johnson das Geld überhaupt jemals zahlen muss, ist
ohnehin unklar. Solche Urteile werden in den USA häufig in höheren
Instanzen gekippt, und der Konzern kündigte umgehend Berufung an. Die
Richterin habe handwerkliche Fehler gemacht, sagten Firmensprecher.
Johnson & Johnson habe sich nachweislich verantwortungsvoll
verhalten. Das Unternehmen steht seit Jahren aufgrund von Vorwürfen
wegen möglicher Krebsgefahren durch einige seiner Körperpflegeartikel
unter Druck, darunter angeblich asbestverseuchtes Babypuder.

Das Management weist die Vorwürfe zwar zurück, ist in den USA aber
mit Tausenden Klagen und drohenden Milliardenzahlungen konfrontiert.
Spektakulär hohe Schadenersatzurteile in erster Instanz gab es zuvor
schon, so war Johnson & Johnson 2018 von einer Geschworenenjury in
St. Louis zu Schadenersatz- und Strafzahlungen in Höhe von 4,7
Milliarden Dollar verurteilt worden. 2019 sorgte unter anderem ein
Fall für Aufsehen, bei dem einem Kläger zunächst acht Milliarden
Entschädigung zu gesprochen worden waren, weil ein Medikament des
Konzerns angeblich zu unerwünschtem Brustwachstum bei Männern führte.