Zu wenig Pflegekräfte für krebskranke Kinder - Charité unter Druck

Die Berliner Charité gilt als eine der renommiertesten Kliniken
bundesweit. Pflegermangel am Kinderkrebszentrum bringt jedoch
Negativschlagzeilen. Wie geht es jetzt weiter?

Berlin (dpa/bb) - An Berlins Universitätsklinik Charité darf es nach

dem Willen der Politik nicht mehr zu einem Aufnahmestopp wie
am Kinderkrebszentrum vor Weihnachten kommen. «Die Klinik muss
gewährleisten, dass so drastische Situationen wie ein temporärer
Aufnahmestopp in der Kinderonkologie im Dezember 2019 nicht mehr
vorkommen», erklärte Steffen Krach (SPD) am Donnerstag. Wie interne
Verbesserungen erreicht werden könnten, erarbeite eine von der
Charité eingesetzte Task Force.

Die Uniklinik hatte wegen Personalmangels zeitweise keine neuen
Patienten in der Kinderonkologie aufgenommen. «Zu keinem Zeitpunkt
kam es zu einer Patientengefährdung», hatte die Charité erklärt. Al
le
laufenden Behandlungen und Chemotherapien seien gesichert. Neu an
Krebs erkrankte Kinder und Jugendliche seien zeitweise an andere
Einrichtungen verwiesen worden. Auch noch nach dem Aufnahmestopp
sprach die Klinik von einer «derzeit schwierigen Situation». Die
offenen Stellen könnten «trotz größter Bemühungen nur langsam
nachbesetzt werden». Es sei weiter nicht auszuschließen, dass Betten

gesperrt würden, wenn Schichten nicht ausreichend besetzt seien.

Das Online-Portal RBB24 berichtete im Zusammenhang mit der Diskussion
über Personalmangel an der Kinderonkologie am Donnerstag über einen
Todesfall eines Kleinkindes und bezog sich auf Informationen des
ARD-Magazins «Kontraste». Die Charité wollte sich auf Anfrage nicht
zu dem Medienbericht äußern und verwies auf die ärztliche
Schweigepflicht in dem Fall. Bei der Berliner Staatsanwaltschaft war
zu dem Sachverhalt nach Angaben eines Sprechers nichts bekannt.

Die Kinderonkologie ist ein hoch spezialisierter Bereich. Auch die
emotionale Belastung durch die Arbeit mit den Kindern und deren
Familien gilt als enorm. Die Klinik hatte betont, zur Entlastung der
dort tätigen Pfleger auch bereits andere Mitarbeiter eingestellt zu
haben, zum Beispiel Pharmazeutisch-Technische Assistenten für die
Zubereitung von Infusionen. Und ein Coach sollte eingesetzt werden,
um die Stimmung im Team zu verbessern. Neue Pflegekräfte für das
Zentrum zu finden, sei bundesweit schwierig, hieß es.

Auch Staatssekretär Krach verwies nun auf die generelle Problematik
im deutschen Gesundheitssystem: «Auch die beste Uniklinik in unserem
Land ist gegen den bundesweit herrschenden Personalmangel nicht
immun.» Das Land investiere zwar «hunderte Millionen in die
Infrastruktur» und setze Maßnahme um, damit Berlin noch mehr
Pflegekräfte ausbilde. Allein könne Berlin das Problem aber nicht
lösen. «Hier müssen Bund und alle Länder gemeinsam ran.» Krach
betonte, trotz der Herausforderungen leisteten die Charité und ihre
Beschäftigten «hervorragende Arbeit, auch in Krisensituationen».