Weiterer Virus-Nachweis in Deutschland - Zahl der Toten bei 563

Mehr als 28 000 Menschen sind in China schon infiziert. Die schwer
betroffene Stadt Wuhan wandelt Sporthallen und Ausstellungsgelände in
Krankenlager um. In Deutschland gibt es den 13. Fall.

Peking/Yokohama/München (dpa) - Mit einem weiteren Nachweis auf das
Coronavirus ist die Gesamtzahl der Infizierten in Deutschland auf 13
gestiegen. Der Erreger wurde bei der Frau eines der Patienten aus
Bayern nachgewiesen, wie das bayerische Gesundheitsministerium am
Donnerstag mitteilte. In den vergangenen Tagen war bereits bekannt
geworden, dass sich auch zwei Kinder des Paares angesteckt haben. Sie
sind Ärzten zufolge - ebenso wie die Mutter - symptomfrei. Auch der
gesundheitliche Zustand des Vaters ist stabil.

Deutschlandweit gibt es nun 13 Menschen, die sich mit dem Erreger
infiziert haben. Bei zwei von ihnen wurde das Virus nachgewiesen,
nachdem sie am vergangenen Wochenende mit einem Flugzeug aus China
nach Deutschland geholt worden waren. Sieben Fälle stehen wie auch
die betroffene Familie in Zusammenhang mit dem
bayerischen Autozulieferer Webasto in Stockdorf bei München. Dort war
eine chinesische Mitarbeiterin zu Gast gewesen, deren Infektion erst
nach ihrer Rückkehr nach China nachgewiesen wurde.

Am Donnerstag wurde bekannt, dass der deutsche Coronavirus-Patient
auf der spanischen Insel La Gomera ebenfalls aus Bayern stammt. Er
habe Kontakt mit einem Mitarbeiter der Firma Webasto gehabt, teilte
das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mit.
Zunächst hatte die «Süddeutsche Zeitung» darüber berichtet. Der
26-Jährige sei derzeit isoliert, hieß es.

Außerhalb von Festland-China sind inzwischen in mehr als zwei Dutzend
Ländern rund 240 Infektionen bestätigt. In Hongkong und auf den
Philippinen waren zwei Tote zu beklagen. Die Zahl der Toten in China
stieg noch einmal schneller als bisher. Innerhalb eines Tages starben
bis Donnerstag 73 weitere Menschen, wie die chinesische
Gesundheitskommission in Peking berichtete. Damit stieg die Zahl der
Toten in China auf 563. Die bestätigten Infektionen mit der
Lungenkrankheit kletterten auch stark um 3694 auf 28 018 Fälle. Die
Kommission sprach von mehr als 24 000 Verdachtsfällen. Auch unter
Ärzten und Pflegern gibt es viele Infektionen.

Nach der Entdeckung von Virusfällen an Bord wurden in Japan und
Hongkong zwei Kreuzfahrtschiffe mit insgesamt rund 7000 Passagieren
und Besatzungsmitgliedern unter Quarantäne gesetzt. Auf der «Diamond
Princess» vor Yokohama wurden zehn weitere Fälle festgestellt.
Darunter ist keiner der acht Deutschen an Bord, wie Japans
Gesundheitsministerium berichtete. Es handele es sich um vier
Personen aus Japan, zwei aus Amerika, zwei aus Kanada, jeweils eine
aus Neuseeland und aus Taiwan. Damit sind derzeit 20 Personen an Bord
infiziert.

Hongkong, wo es 21 Fälle gibt, hat seine Grenze zur Volksrepublik bis
auf den Flughafen und zwei Übergänge weitgehend dicht gemacht.
Reisende aus China müssen grundsätzlich 14 Tage in Quarantäne.
Saudi-Arabien untersagte allen Bewohnern Reisen nach China. Dies
diene dazu, die Verbreitung des Virus zu verhindern, berichtete die
staatliche Nachrichtenagentur SPA.

Da die Ansteckung von Mensch zu Mensch anfangs nicht bekannt war,
haben sich in China in den ersten Wochen auch viele Ärzte und Pfleger
infiziert. Eine offizielle Auflistung, von der ein Foto im Internet
kursierte, weist bis zum 20. Januar 500 Fälle in 13 Krankenhäusern
von Wuhan auf. Die Zahl konnte aber offiziell nicht bestätigt werden.

Um die steigende Zahl der Kranken zu bewältigen, wandelt Wuhan
weitere Hallen und Gebäude in vorübergehende Bettenlager um. Eine
Ausstellungshalle, in der 1600 Betten aufgestellt wurden, nahm
erstmals Patienten auf. In zwei weiteren Einrichtungen sollen 2800
zusätzliche Betten zur Verfügung gestellt werden. Besonders Patienten
mit milden Symptomen sollen dort untergebracht werden.

In Wuhan alleine stieg die Zahl der bestätigten Infektionen bis
Donnerstag innerhalb eines Tag um 1700 auf mehr als 10 100. Die 28
ausgesuchten Krankenhäuser, die für Coronafälle bestimmt sind, bieten

nur 8250 Betten. Die Stadt will auch Hotels, Schulen, Turnhallen,
Sportzentren und andere Stätten in Aufnahmelager umwandeln, wie die
Nachrichtenagentur Xinhua berichtete.

Zur Behandlung von Erkrankten haben chinesische Behörden das
amerikanische Anti-Virus-Medikament Remdesivir für klinische Versuche
mit dem neuen Coronavirus zugelassen, wie Xinhua berichtete. Die
erste Gruppe von Patienten solle das Medikament am Donnerstag nehmen.
Es habe gute Ergebnisse bei anderen Coronaviren wie Sars oder Mers
und zumindest auf Zellebene auch bei dem 2019-nCov genannten neuen
Virus gezeigt. 761 Patienten nähmen an den Tests teil.