Angst vorm Händeschütteln - Coronavirus macht Badminton Probleme Von Bernd-Volker Brahms, dpa

Der Coronavirus macht dem internationalen Sport zunehmend zu
schaffen. Ein Beispiel: Badminton. Die von Asiaten dominierte
Sportart bekommt Probleme mit der Olympia-Qualifikation. Was passiert
beim deutschen Topturnier?

Mülheim/Saarbrücken (dpa) - Der Sportdirektor des Deutschen Badminton
Verbands ist wegen des grassierenden Coronavirus in Sorge. «Die
Situation ist sehr schwierig», sagt Martin Kranitz. Der von Asiaten
dominierte Sport bekommt zunehmend Probleme, weil die Qualifikation
für die Olympischen Spiele in Tokio in vollem Gange ist. Bis Ende
April finden jede Woche internationale Turniere statt, bei denen
Weltranglistenpunkte gesammelt werden können. Was tun?

Aus Kranitz' Sicht können jetzt weder die chinesischen Spieler bei
Turnieren ausgeschlossen werden, noch könnte es ohne
Wettbewerbsverzerrung eine verkürzte Olympiaqualifikation geben. «Es
wäre ja denkbar, jetzt einen Cut zu machen und den
Qualifikationszeitraum für beendet zu erklären», sagte Kranitz, der
am Olympiastützpunkt in Saarbrücken tätig ist.

Die Krankheit wirkt sich immer stärker auf den Sport auf. Die
Organisatoren der Spiele in Tokio sind wegen der Ausbreitung
«ernsthaft besorgt», wie sie am Mittwoch mitteilten, die Formel 1
diskutiert über eine mögliche Absage des Shanghai-Rennens im April,
das internationale Reitturnier in Hongkong wurde abgesagt. Von
Asiaten bestimmte Sportarten wie Badminton sind besonders betroffen.

Ende vergangener Woche wurde das mit 90 000 US-Dollar (81 500 Euro)
dotierte China Masters abgesagt. Noch zögert man in der
Geschäftsstelle des Weltverbands BWF im malaysischen Kuala Lumpur,
auch die Asienmeisterschaften abzusagen, die Ende April in Wuhan
stattfinden sollen - dort, wo die Virus-Erkrankung offenbar erstmals
auftrat. «Es ist zu früh, um eine definitive Entscheidung zu fällen
»,
heißt es vom Verband.

Auch in Deutschland gibt es Sorgen, denn vom 3. bis 8. März sollen in
Mülheim/Ruhr die mit 170 000 US-Dollar (154 000 Euro) dotierten
German Open ausgetragen werden. Fast die gesamte Weltspitze hat sich
angemeldet, auch knapp 40 chinesische Athleten plus Betreuerstab. Die
Chinesen, die mit den beiden Olympiasiegern Chen Long und Lin Dan
anreisen, sind Publikumsmagneten. Man stehe im Kontakt mit dem
Gesundheitsamt der Stadt, dem Robert-Koch-Institut und dem
Weltverband, sagt Sprecherin Claudia Pauli.

Bisher habe es noch keine Konsequenzen gegeben, sagt sie: «Wir müssen
abwarten, wie sich die Situation entwickelt.» Mit Blick auf die
größeren Turniere, die in den kommenden Woche vornehmlich in Europa
stattfinden, schlägt Kranitz vor: «Für die Chinesen wäre es jetzt

vielleicht sinnvoll, die Spieler zwei Wochen in ein anderes Land in
Quarantäne zu schicken, ehe sie zu den Turnieren fahren»

Vereinzelt habe es laut Kranitz Nachfragen von Schiedsrichtern und
Spielern gegeben, ob man den chinesischen Spielern wie üblich die
Hand geben solle. In einer Mitteilung der BWF vom Dienstag heißt es,
dass bis auf weiteres alle üblichen Konventionen und Etiketten wie
Seitenwahl mit Münzwurf, Händeschütteln und Siegerehrungen
beibehalten werden sollen.

Kai Schäfer aus dem westfälischen Lüdinghausen, der in der
Weltrangliste auf Rang 79 geführt wird und um seine Teilnahme in
Tokio zittert, hat noch ein anderes Problem. Der 26-Jährige wollte in
dieser Woche im iranischen Shiraz ein kleines Turnier spielen und
wichtige Punkte sammeln. «Nach dem Abschuss des Passagierflugzeugs
wurde das Turnier vom Weltverband abgesagt», sagte Kranitz mit
Hinweis auf den Abschuss einer ukrainischen Maschine Anfang Januar.
Bei den German Open steht Schäfer auf der Warteliste. Er könnte davon
profitieren und ins Turnier rücken, wenn die Chinesen zurückziehen
oder ausgeschlossen werden. «Allein das zeigt, wie kompliziert die
Situation gerade ist», sagte Kranitz.