Fernab des Coronavirus: Zahl der Grippefälle steigt deutlich

Die ganze Welt schaut auf China und den Ausbruch der neuen
Lungenkrankheit. Währenddessen steigt die Zahl der Grippefälle in
Baden-Württemberg rasant. Mindestens ein Dutzend Menschen sind schon
gestorben.

Stuttgart (dpa/lsw) - Während es in Baden-Württemberg bislang keine
Fälle der neuartigen Lungenkrankheit aus China gibt, steigt die Zahl
der Grippefälle seit einigen Tagen sehr stark. Bis zum Mittwoch
wurden dem Landesgesundheitsamt (LGA) mehr als 6430 Fälle gemeldet,
wie das Amt mitteilte. Das seien mehr als doppelt so viele wie im
Vergleichszeitraum des Vorjahres, als 2529 Fälle registriert wurden.
Zuerst hatten die «Stuttgarter Zeitung» und «Stuttgarter Nachrichten
»
über die Zunahme berichtet. Vor knapp zwei Wochen waren 2113 Fälle
gemeldet worden.

Nach Angaben des Regierungspräsidiums Stuttgart sind bisher
nachweisbar zwölf Menschen in Baden-Württemberg an der Influenza
gestorben, vier weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Influenza-Erkrankungen gibt es laut LGA in allen Stadt- und
Landkreisen, vor allem aber neben den Großstädten Stuttgart, Mannheim
und Freiburg auch in den Landkreisen Ludwigsburg und Esslingen, im
Rems-Murr-Kreis und im Rhein-Neckarkreis. Im Ostalbkreis hat sich die
Zahl sogar fast verzehnfacht von 23 auf 226.

Die Grippefälle müssen dem Landesgesundheitsamt gemeldet werden, wenn
das Virus im Labor nachgewiesen wurde. Das Regierungspräsidium
Stuttgart geht davon aus, dass die Dunkelziffer der Erkrankungen und
auch der Sterbefälle deutlich höher liegt. Die Grippesaison beginnt
demnach im Oktober. Ihren Höhepunkt erreicht sie im Februar und März.

Sozialminister Manne Lucha (Grüne) hatte zuletzt dazu aufgerufen,
angesichts der Debatte über das Coronavirus die normale Grippe nicht
aus dem Blick zu verlieren und sich unbedingt impfen zu lassen.
«Influenza ist wesentlich aggressiver, und die Ansteckungsgefahr beim
Nichtimpfschutz ist wesentlich größer», hatte er gesagt. «Wir haben

wesentlich mehr Sterbefälle bei Influenzazeiten, als wir das bei
dieser Form haben werden», sagte er mit Blick auf das Coronavirus.

Rund 25 100 Menschen sind bundesweit nach Angaben des Robert
Koch-Instituts (RKI) bei der außergewöhnlich starken Grippewelle
2017/2018 an Influenza gestorben.