Zahl der Coronafälle steigt - Entwarnung für Deutsche auf Schiff

Wieder meldet China einen Rekordanstieg der Virusfälle und Toten. Mit
der Epidemie nehmen Anfeindungen gegen Chinesen in Deutschland zu.
Auf einem Kreuzfahrtschiff in Japan gibt es zehn Infektionen.

Peking/Yokohama (dpa) - Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen und
der Toten durch das neue Coronavirus ist in China wieder schneller
gestiegen als in den Tagen zuvor. Bis Mittwoch kletterte die Zahl der
Patienten mit der neuen Lungenkrankheit innerhalb eines Tages um 3887
auf 24 324, wie die Gesundheitskommission in Peking berichtete. Die
Zahl der Toten stieg auf 490. Für acht deutsche Passagiere auf dem
Kreuzfahrtschiff «Diamond Princess», das vor Yokohama in Japan vor
Anker liegt, gab es Entwarnung. Zwar wurden zehn Virusfälle unter
Passagieren entdeckt, aber die Deutschen waren nicht darunter.

Die Infizierten wurden ins Krankenhaus gebracht. Das Schiff bleibt
vorerst weiter unter Quarantäne. Die 2666 Passagiere, etwa die Hälfte
davon Japaner, sowie 1045 Crew-Mitglieder sollen für weitere 14 Tage
an Bord bleiben, da die Untersuchungen auf den Erreger weitergehen,
wie das japanische Gesundheitsministerium mitteilte.

Mit der Entdeckung der zehn Infizierten von dem Schiff stieg die Zahl
der Fälle in Japan auf 33. Außerhalb von Festland-China gibt es in
mehr als zwei Dutzend Ländern jetzt mehr als 230 bestätigte
Infektionen, davon zwölf in Deutschland. In Hongkong und den
Philippinen sind zwei Patienten gestorben.

In Hongkong wurde am Mittwoch ein weiteres Kreuzfahrtschiff mit mehr
als 1800 Passagieren an Bord festgesetzt. Bei drei Menschen, die
zwischenzeitlich mit dem Schiff der asiatischen Gesellschaft Dream
Cruises gereist waren, war das Virus festgestellt worden, teilten
chinesische Behörden mit. Drei Mitglieder der Besatzung litten an
Fieber, sie wurden in ein Krankenhaus gebracht und dort isoliert, wie
die Gesundheitsbehörde des Hafens mitteilte. Die Passagiere mussten
den Angaben zufolge an Bord bleiben. Zunächst war unklar, wie lange
das Schiff nun in Hongkong bleiben muss.

Wegen der Ausbreitung des Virus wächst aus Sicht der chinesischen
Botschaft in Berlin die Zahl der Anfeindungen gegen chinesische
Bürger in Deutschland. «Die jüngsten Anfeindungsfälle und die
fremdenfeindlichen Äußerungen in einzelnen Medien haben nach dem
Coronavirus-Ausbruch zugenommen und sind besorgniserregend», teilte
die Botschaft auf Anfrage mit. Nach einem Angriff auf eine Chinesin
in Berlin habe man sofort die Polizei kontaktiert.

Wie die Berliner Polizei mitteilte, sollen zwei Frauen am
Freitagnachmittag im Stadtteil Moabit eine Chinesin rassistisch
beleidigt, bespuckt, an den Haaren zu Boden gerissen sowie geschlagen
und getreten haben. Die 23-Jährige wurde demnach am Kopf verletzt und
ambulant in einem Krankenhaus behandelt, ihre Brille zerbrach. Die
Angreiferinnen flüchteten.

Nach dem Fall habe man die chinesischen Staatsbürger in Deutschland
auf sozialen Medien und über die Webseite auf die aktuelle Situation
hingewiesen, erklärte die Botschaft. Man habe Ratschläge für den Fall

einer Provokation oder einer Straftat gegeben.

Aus Angst vor dem Virus hat Großbritannien alle Landsleute in China
zur Ausreise aufgerufen. «Wir raten britischen Staatsangehörigen, das
Land zu verlassen, falls sie können, um ihr Infektionsrisiko zu
minimieren», teilte Außenminister Dominic Raab in London mit.

Deutschland hatte Bundesbürgern lediglich geraten, von Reisen nach
China abzusehen, aber ausdrücklich davor gewarnt, die Provinz Hubei
zu besuchen. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte der Deutschen
Presse-Agentur: «Es ist doch in der aktuellen Lage eine
Selbstverständlichkeit, dass jemand, der nicht in China lebt oder
sein muss, einen Aufenthalt dort vermeidet oder beendet.»

Die USA und Russland flogen weitere Staatsbürger aus der vom
Coronavirus schwer betroffenen Metropole Wuhan in Zentralchina aus.
Auch andere Staaten wie Deutschland, Frankreich oder Australien haben
bereits Staatsbürger ausgeflogen.

Das Coronavirus kann nach Erkenntnissen deutscher Forschungsinstitute
auch von Patienten mit nur sehr milden Krankheitssymptomen übertragen
werden. Die Charité in Berlin, die München Klinik Schwabing und das
Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr teilten in einer Erklärung
mit, dass einige der derzeit in der Klinik Schwabing in München
behandelten Patienten auch bei nur schwachen Symptomen Viren in ihrem
Nasen-Rachen-Raum zeigten.

Zudem sei festgestellt worden, dass sich das Virus unabhängig von der
Lunge auch im Nasen-Rachen-Raum und im Verdauungstrakt vermehrt.
Diese Beobachtungen seien deutliche Hinweise für eine Übertragbarkeit
bereits bei milder oder beginnender Erkältungssymptomatik wie zum
Beispiel Halsschmerzen, einer Nasennebenhöhlen-Infektion oder nur
einem leichten Krankheitsgefühl ohne Fieber.

Nach Angaben der Ärzte geht es den zwölf Erkrankten in Deutschland
gut. Außer zwei Infizierten, die am Samstag mit anderen Deutschen aus
Wuhan ausgeflogen worden waren, gibt es zehn Patienten in Bayern, die
in Zusammenhang mit dem Autozulieferer Webasto stehen. Bei Webasto
war eine infizierte Kollegin aus China zu Gast gewesen. Auch der auf
der Kanareninsel La Gomera infizierte Deutsche ist nach Angaben der
Behörden wohlauf.