Coronavirus: Infizierte China-Rückkehrer sind wohlauf

Schlechte Nachrichten in der Kaserne in Germersheim: Bei zwei
China-Rückkehrern wird das Coronavirus nachgewiesen. Chinesische
Ärzte finden einen neuen Übertragungsweg der Viren.

Frankfurt/Main/Peking (dpa) - Den beiden aus China zurückgekehrten
und mit dem Coronavirus infizierten Passagieren geht es nach
Einschätzung der Ärzte gut. «Sie werden gegenwärtig isoliert
stationär betreut und sind medizinisch wohlauf», sagte der Ärztliche

Direktor des Uniklinikums Frankfurt, Jürgen Graf. Die beiden
Deutschen waren am Wochenende mit 122 weiteren Menschen mit einem
Bundeswehrflugzeug aus der stark vom Virus betroffenen Stadt Wuhan
zurückgeholt worden.

Nach neuesten Erkenntnissen chinesischer Forscher kann sich das
Coronavirus nicht nur über Tröpfchen, sondern auch über das
Verdauungssystem verbreiten. Die Mediziner haben das Virus 2019-nCoV
auch in Stuhlproben und Rektalabstrichen gefunden, nachdem sie
festgestellt hatten, dass einige Patienten allein Durchfall statt
üblicherweise Fieber bekommen hatten, wie die amtliche
Nachrichtenagentur Xinhua am Sonntag berichtete. An der Forschung
waren die Universität Wuhan und das Virus-Institut der chinesischen
Akademie der Wissenschaften in der schwer betroffenen
Provinzhauptstadt von Hubei beteiligt.

Am Samstag hatte die Bundeswehr Deutsche und deren Angehörige aus
Wuhan nach Frankfurt am Main gebracht. Nach Angaben von
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatten die beiden
Infizierten zunächst keine Symptome gezeigt. So wurden die beiden
nach medizinischen Untersuchungen mit 113 weiteren Passagieren zu
einer Kaserne nach Germersheim (Rheinland-Pfalz) gebracht. Da die
Erkrankung bis zu zwei Wochen nach der Infektion ausbrechen kann, ist
die dortige zweiwöchige Quarantäne nötig. Nachdem Schnelltests die
Infektion zeigten, kamen die beiden in die Frankfurter Uniklinik.

Der Leiter des Frankfurter Gesundheitsamts, René Gottschalk, warnte
derweil vor Ängsten: «Ich habe vor der Grippe deutlich mehr Angst -
aus Sicht der Gesundheitsbehörden - als vor diesem Virus. Nach allem,
was wir wissen, ist der Verlauf in Europa sehr mild.» Weiteren
Angaben zufolge hatten sich «99 Prozent» der Passagiere an den Tests

beteiligt. Ein Rückkehrer würde das noch nachholen.

Auch von den elf Passagieren, die direkt vom Flughafen in die
Frankfurter Uniklinik gebracht wurden, seien inzwischen sieben in der
Kaserne in Germersheim angekommen, hieß es. Bei einem Fluggast, der
zunächst Symptome gezeigt hatte, musste abgeklärt werden, ob er mit
dem Coronavirus 2019-nCoV infiziert ist - hier wurde am Sonntag
Entwarnung gegeben. Konkrete Gründe für den Klinikaufenthalt der
anderen zehn Rückkehrer waren zunächst nicht bekannt. Es sei einigen
einfach nicht gut gegangen, es sei eine sehr lange Reise gewesen,
sagte Spahn.

Die Stadt Wuhan in China gilt als Ursprungsort der Epidemie. Allein
von dort wurden binnen eines Tages 45 weitere Todesfälle gemeldet.
Die chinesische Gesundheitskommission teilte am Sonntag in Peking
mit, dass die Lungenkrankheit nun insgesamt 304 Menschen in China das
Leben gekostet habe. Die Zahl der bestätigten Erkrankungen kletterte
demnach so stark wie noch nie innerhalb eines Tages - um 2580 auf 14
380 Fälle. Etwa 150 Infektionen sind außerhalb Chinas bekannt. In
Deutschland sind neben den zwei infizierten Reiserückkehrern aus
China inzwischen acht Fälle in Bayern bekannt.

Alle bestätigten Übertragungen der Viren innerhalb Deutschlands
stehen im Zusammenhang mit der Firma Webasto in Bayern: Angesteckt
haben sich sieben Angestellte des Autozulieferers und das Kind eines
Infizierten. Alle acht Menschen befinden sich nach Auskunft des
bayerischen Gesundheitsministeriums vom Sonntag in guter Verfassung.
Ein weiterer mit dem Virus infizierter Deutscher wurde auf der
Kanareninsel La Gomera registriert. Es ist der erste bekannte Fall in
Spanien. Der Mann sei mit einem der in Deutschland infizierten
Patienten in Kontakt gewesen, teilte die spanische Regierung mit.

Am Sonntag meldete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den ersten
bestätigten Todesfall außerhalb Chinas: Ein am 21. Januar auf die
Philippinen gereister Chinese aus Wuhan sei am Samstag gestorben,
seine Begleiterin erkrankt.

Immer mehr Länder holen ihre Staatsbürger heim. In Frankreich traf am
Sonntag ein zweiter Flieger mit Rückkehrern aus Wuhan ein. Die
Maschinen hatten Franzosen, Belgier, Niederländer und Dänen an Bord.
Die Passagiere des ersten Fluges sind für die Quarantäne in einem
Feriendorf bei Marseille untergebracht worden, auch die des zweiten
Fluges sollten isoliert werden. Mehrere Länder haben Einreiseverbote
oder -beschränkungen für Menschen aus China verfügt, zuletzt unter
anderem Neuseeland, Australien und Israel.

China bekämpft die Seuche unterdessen hart: Erstmals seit Ausbruch
des Krankheit wurde auch eine Millionenmetropole außerhalb der schwer
betroffenen Provinz Hubei so gut wie stillgelegt. Für die neun
Millionen Bewohner von Wenzhou wird auch beschränkt, wie oft sie vor
die Tür gehen dürfen. Jede Familie könne ein Mitglied auswählen, da
s
alle zwei Tage zum Einkaufen könne, teilte die Stadtregierung mit.
«Andere sollten grundsätzlich nicht das Haus verlassen.»

Wenzhou liegt mehr als 800 Kilometer östlich vom Ursprungsort der
Epidemie in Wuhan. Der öffentliche Nahverkehr wurde stillgelegt,
ebenso der Überlandverkehr mit Bussen in andere Regionen. An den
meisten Bezahl- und Kontrollstellen der Zufahrtsstraßen zu der
Metropole wurde der Straßenverkehr gesperrt. Schulen und
Universitäten bleiben vorerst geschlossen. Diverse Ausnahmen gelten
nur für die medizinische Versorgung und die Bekämpfung der Seuche.

Die G7-Staaten wollen nach Angaben von Minister Spahn über ein
einheitliches Vorgehen beim Coronavirus beraten. Spahn sagte, er habe
am Samstag mit dem US-Gesundheitsminister telefoniert. Sie hätten
vereinbart, dass es eine Telefonkonferenz der G7-Gesundheitsminister
geben solle.

Chinas Notenbank stärkt derweil das Finanzsystem des Landes in der
Coronavirus-Krise mit einer ungewöhnlich hohen Geldspritze: Die
Zentralbank stelle den Geschäftsbanken am Montag 1,2 Billionen Yuan
(rund 156 Milliarden Euro) Liquidität zur Verfügung, kündigte das
Institut an. Das solle die Funktionalität des chinesischen
Geldmarktes und Bankensystems sicherstellen. Die Ausbreitung des
Virus hatte den Börsen in den vergangenen Tagen weltweit gehörig
zugesetzt.