Zwei China-Rückkehrer mit Coronavirus infiziert

Bei zwei China-Rückkehrern wird das Coronavirus nachgewiesen. Sie
sollten schnell in die Frankfurter Uniklinik gebracht werden.
Chinesische Ärzte finden einen neuen Übertragungsweg der Viren.

Frankfurt/Main/Peking (dpa) - Zwei der per Bundeswehrflugzeug
zurückgekehrten Passagiere aus China haben sich nachweislich mit dem
Coronavirus infiziert. «Die betroffenen Personen haben diesen Befund
gefasst aufgenommen und wurden isoliert», hieß es in einer
gemeinsamen Pressemitteilung der Luftwaffe, des Deutschen Roten
Kreuzes (DRK) sowie des Landkreises und der Stadt Germersheim. Sie
sollten am Sonntag in das Frankfurter Uniklinikum gebracht werden.

Nach neuesten Erkenntnissen chinesischer Forscher kann sich das
Coronavirus nicht nur über Tröpfchen, sondern auch über das
Verdauungssystem verbreiten. Die Mediziner haben das Virus 2019-nCoV
auch in Stuhlproben und Rektalabstrichen gefunden, nachdem sie
festgestellt hatten, dass einige Patienten allein Durchfall statt
üblicherweise Fieber bekommen hatten, wie die amtliche
Nachrichtenagentur Xinhua am Sonntag berichtete. An der Forschung
waren das Renmin Hospital der Universität Wuhan und das
Virus-Institut der chinesischen Akademie der Wissenschaften in der
schwer betroffenen Provinzhauptstadt von Hubei beteiligt.

Am Samstag hatte die Bundeswehr Deutsche und Angehörige aus der stark
vom Coronavirus betroffenen Stadt Wuhan in China zurückgeholt. Vom
Flughafen Frankfurt aus wurden 115 von ihnen nach medizinischen
Untersuchungen zu einer Kaserne nach Germersheim (Rheinland-Pfalz)
gebracht, in der sie die nächsten zwei Wochen in Quarantäne
verbringen müssen. Da die Erkrankung bis zu zwei Wochen nach der
Infektion ausbrechen kann, ist die Quarantäne nötig.

Elf weitere Passagiere waren direkt in die Frankfurter Uniklinik
gebracht worden. Bei einem sollte abgeklärt werden, ob er mit dem
Coronavirus 2019-nCoV infiziert sei, hatte Sozialminister Kai Klose
(Grüne) am Samstag erläutert. Am Sonntag gab er Entwarnung: Bei dem
Patienten sei das Virus nicht nachgewiesen worden. Bei den zehn
anderen Passagieren, die in die Klinik gekommen waren, lagen andere
medizinische Gründe vor, die zunächst nicht weiter erläutert wurden.


Der gemeinsamen Pressemitteilung von Bundeswehr, DRK sowie Kreis und
Stadt Germersheim zufolge hatte die örtliche Einsatzleitung in
Germersheim am Sonntagmorgen die Information erhalten, dass die zwei
Menschen in der Kaserne positiv auf das Coronavirus getestet worden
waren. «Es ist der Fall eingetreten, wofür die Einrichtung dieser
Schutzzone erfolgt ist», hieß es weiter. Für das eingesetzte
militärische und zivile Personal sowie für die ehrenamtlichen
DRK-Helfer und die Bevölkerung bestehe kein Grund zur Sorge.

Die China-Rückkehrer kamen aus der Stadt Wuhan, die als Ursprungsort
der Epidemie gilt. Allein von dort wurden binnen eines Tages 45
weitere Todesfälle gemeldet. Die chinesische Gesundheitskommission
teilte am Sonntag in Peking mit, dass die Lungenkrankheit nun
insgesamt 304 Menschen in China das Leben gekostet habe. Die Zahl der
bestätigten Erkrankungen kletterte demnach so stark wie noch nie
innerhalb eines Tages - um 2580 auf 14 380 Fälle. Etwa 150
Infektionen sind außerhalb Chinas bekannt, davon acht in Deutschland.

Am Sonntag meldete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den ersten
bestätigten Todesfall außerhalb der Volksrepublik: Ein am 21. Januar
auf die Philippinen gereister Chinese aus Wuhan sei am Samstag
gestorben, seine Begleiterin erkrankt. Bei ihnen handelt es sich laut
WHO um die einzigen nachgewiesenen Infektionsfälle auf den
Philippinen. Mögliche Kontaktpersonen würden untersucht.

Alle in Deutschland bestätigten Fälle stehen im Zusammenhang mit der
Firma Webasto im bayerischen Stockdorf: Es sind sieben Angestellte
des Autozulieferers und ein Kind eines Infizierten. Alle acht
Menschen befinden sich nach Auskunft des bayerischen
Gesundheitsministeriums vom Sonntag in guter Verfassung. Dies gelte
auch für den jüngsten Fall, der erst am Samstagabend bekannt geworden
war - einen 33-jährigen Mann aus München.

Ein weiterer mit dem Virus infizierter Deutscher wurde auf der
Kanareninsel La Gomera registriert. Es ist der erste bekannte Fall in
Spanien. Der Mann sei mit einem der in Deutschland infizierten
Patienten in Kontakt gewesen, teilte die spanische Regierung mit.

China bekämpft die Seuche unterdessen weiterhin hart: Erstmals seit
Ausbruch des Krankheit wurde auch eine Millionenmetropole außerhalb
der schwer betroffenen Provinz Hubei stillgelegt. Für die neun
Millionen Bewohner von Wenzhou wird auch beschränkt, wie oft sie vor
die Tür gehen dürfen. Jede Familie könne ein Mitglied auswählen, da
s
alle zwei Tage zum Einkaufen könne, teilte die Stadtregierung mit.
«Andere sollten grundsätzlich nicht das Haus verlassen.»

Wenzhou liegt mehr als 800 Kilometer östlich vom Ursprungsort der
Epidemie in Wuhan. Der öffentliche Nahverkehr wurde stillgelegt,
ebenso der Überlandverkehr mit Bussen in andere Regionen. An den
meisten Bezahl- und Kontrollstellen der Zufahrtsstraßen zu der
Metropole wurde der Straßenverkehr gesperrt. Schulen und
Universitäten bleiben vorerst geschlossen. Diverse Ausnahmen gelten
nur für die medizinische Versorgung und die Bekämpfung der Seuche.