Modellprojekt - Senat will HIV-Therapie für nicht Versicherte
Menschen mit HIV haben heute die gleiche Lebenserwartung wie
Nicht-Betroffene - sofern sie Zugang zu einer adäquaten Therapie
haben. Für Menschen ohne Krankenversicherung ein lebensbedrohliches
Problem, dass die Gesundheitsbehörde nun lösen will.
Hamburg (dpa/lno) - In Hamburg haben sich 2018 etwas weniger Menschen
als im Vorjahr mit dem Immunschwächevirus HIV infiziert. Etwa 150
Menschen steckten sich laut Schätzungen des zuständigen
Robert-Koch-Instituts (RKI) in der Hansestadt an. «Die Zahlen
bestätigen, dass mehr Tests zu weniger Neuinfektionen führen», sagte
der Leiter der Aids-Hilfe Hamburg, Jörg Korell. Zusätzlich
reduzierten Präventionsmedikamente und eine gut verträgliche
Behandlung die Zahl der HIV-Infektionen. Schwierig hingegen bleibe
die medizinische Versorgung für illegalisierte Menschen mit HIV. Für
Menschen außerhalb des Versicherungssystems sei der Zugang zu
HIV-Medikamenten katastrophal.
Das will der Senat nun mit einem Modellprojekt ändern: Vom kommenden
Jahr an will die Gesundheitsbehörde für HIV-positive Menschen ohne
Krankenversicherung eine ambulante Therapie ermöglichen. Das Projekt
ist auf fünf Jahre im Centrum für AIDS und sexuell übertragbare
Erkrankungen in Altona (CASAblanca) angelegt und soll jährlich
evaluiert werden.
Laut Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) gibt es zwar
in Hamburg verschiedene Angebote für die medizinische Versorgung von
Menschen ohne Krankenversicherung - allerdings nicht für eine
HIV-Therapie. HIV-positiven Menschen ohne Krankenversicherung «wollen
wir mit diesem Projekt helfen, sie ins Hilfesystem zu vermitteln und
damit den Infektionsschutz in Hamburg verbessern, damit die Zahl der
Neuinfektionen in Hamburg noch weiter zurückgeht.» Ihre Behörde
finanziere das Projekt. Die Behandlung wird laut Prüfer-Storcks an
eine Sozial- und Rechtsberatung gekoppelt und findet in enger
Abstimmung mit dem bestehenden System der Hamburger
HIV-Schwerpunktpraxen statt.
Nach den Zahlen des RKI leben bundesweit etwa 88 000 Menschen mit
HIV, 7400 davon in Hamburg. Männer sind etwa fünfmal häufiger
infiziert als Frauen. Die große Mehrheit der Menschen mit HIV wird
behandelt, aber etwa jeder zehnte betroffene Hamburger weiß nichts
von seiner Infektion und kann so unwissentlich weitere Menschen
anstecken. In vielen Beratungsstellen kann man sich anonym und
kostenlos testen lassen.
Der mit Abstand häufigste Übertragungsweg ist der Sex zwischen
Männern, gefolgt von heterosexuellen Kontakten und intravenösem
Drogenkonsum. Die Übertragung durch Blutprodukte ist heutzutage
nahezu ausgeschlossen. Das Virus wird ausschließlich über Blut,
Sperma, Vaginalsekret oder durch Muttermilch übertragen. Schutz vor
Infektionen bieten vor allem Kondome beim Sex und saubere Spritzen
beim Drogenkonsum.
HIV verursacht unbehandelt Jahre nach der Infektion das
Immunschwächesyndrom Aids und führt ohne Therapie zum Tod. Mit
Medikamenten kann der Ausbruch der Krankheit Aids verhindert werden,
Infizierte haben dann die gleiche Lebenserwartung wie
Nicht-Betroffene. Eine Studie im Fachmagazin Lance wies zudem 2019
nach, dass bei adäquater Therapie auch bei ungeschütztem
Geschlechtsverkehr zwischen Männern eine Ansteckung ausgeschlossen
ist. Am 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag.
Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK
Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.