Opfer im Stromschlag-Prozess: «Echt 'ne doofe Idee»

München (dpa/lby) - Im Aufsehen erregenden Münchner Prozess um
lebensgefährliche Stromschläge hat eines der zahlreichen Opfer die
Teilnahme an einer angeblichen Studie mit Geldnot begründet. «Ich
brauchte halt Geld und dafür hätte man halt Geld bekommen», sagte die

heute 27 Jahre alte Studentin aus Berlin am Mittwoch vor dem
Landgericht München II. Laut Anklage wurden ihr 3000 Euro geboten.
Heute wisse sie auch, dass sie sich darauf besser nicht hätte
einlassen sollen: «Wenn man sich da dann selber 220 Volt durch den
Körper gejagt hat, fällt einem auf, dass das echt 'ne doofe Idee
war.»

Ein 30 Jahre alter Informatik-Kaufmann ist in dem Verfahren wegen
Mordversuchs in 88 Fällen angeklagt. In ihrem Fall habe er sich im
Jahr 2015 als Mediziner Raik Haarmann von der Berliner Charité
ausgegeben. «Das hat einen seriösen Eindruck gemacht», sagte die
Biologie-Doktorandin. Der angebliche Doktortitel habe sie
beeindruckt.

Sie sei während des angeblichen Experimentes per Skype angewiesen
worden, ein «Löffel-Holzlöffel-Kabel-Gedöns» zu bauen. Als sie da
nn
den unter Strom stehenden Löffel berührte, habe sie «einen
Stromschlag abgekriegt, einen ziemlich starken», sagte die Zeugin vor
Gericht. «Es tat echt weh.»

Sie habe sich aufgebäumt. «Ich konnte nicht mehr atmen», sagte die
Biologin. «Ich lag dann da irgendwann auf dem Boden.» Ihre
Alarmglocken hätten bei der Sache zwar schon geschrillt. Aber sie
habe eben Geld gebraucht. «Ich wollte das ohne meine Eltern
schaffen.» Mit Elektronik kenne sie sich nicht besonders gut aus,
sagte sie. «Es war mir so peinlich, ich hab' da nie mit jemandem
drüber geredet.»