Merz zur K-Frage der Union: Fühle mich ermutigt

Noch ist nicht klar, ob die Union schon in diesem Jahr über eine
Kanzlerkandidatur entscheiden muss. Das hängt wesentlich von der SPD
ab. Doch die Debatte ebbt nicht ab.

Berlin (dpa) - Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz hält angesichts
des Umfragedesasters für CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer und
hoher eigener Zustimmungswerte die Debatte über die Kanzlerkandidatur
der Union am Köcheln. «Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, einen
Kandidaten zu stellen, dann sage ich, was ich vorhabe», sagte Merz
nach Angaben der «Passauer Neuen Presse» bei einer Podiumsdiskussion
am Donnerstagabend in Passau. Die Frage, ob er selbst Kanzlerkandidat
werden wolle, «steht heute nicht an». Merz fügte aber hinzu: «Ich
fühle mich ermutigt.» Zwei Wochen vor dem CDU-Parteitag in Leipzig
bleibt Kramp-Karrenbauer damit unter Druck.

Einer Umfrage zufolge trauen Anhänger der Union Merz eher eine
Kanzlerkandidatur zu als Kramp-Karrenbauer. 35 Prozent von ihnen sind
der Meinung, dass die Union mit ihm die größten Chancen hätte, ein
gutes Bundestagswahlergebnis zu erzielen, wie aus dem
ZDF-Politbarometer vom Freitag hervorgeht. Nur acht Prozent trauen
das Kramp-Karrenbauer zu. Vor ihr liegen noch NRW-Ministerpräsident
Armin Laschet (15 Prozent), Bayerns Ministerpräsident Markus Söder
(14 Prozent) und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (12 Prozent).

Bei den zehn Politikern, die als wichtigste des Landes eingeschätzt
werden, liegt Kramp-Karrenbauer auf dem letzten Platz, hinter Horst
Seehofer und Ursula von der Leyen.

Einer Infratest-Dimap-Umfrage zufolge trauen zwar auch die
Bundesbürger insgesamt Merz am ehesten zu, ein guter Kanzlerkandidat
der Union zu sein. Allerdings sind in der Umfrage für den
ARD-Deutschlandtrend diejenigen, die Merz für keinen guten
Kanzlerkandidaten halten, mit 43 Prozent leicht vorn - nur 42 Prozent
sagen, Merz sei dafür gut geeignet. Kramp-Karrenbauer findet die
geringste Zustimmung: Nur 19 Prozent halten sie für eine gute
Kanzlerkandidatin. Fast drei Viertel (74 Prozent) sind der Meinung,
die Verteidigungsministerin wäre keine gute Kandidatin.

CSU-Chef Markus Söder wäre nach Meinung von 29 Prozent ein guter
Kanzlerkandidat, wie aus der Umfrage hervorgeht. 53 Prozent sind
gegenteiliger Meinung. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) halten 27
Prozent für einen guten Kanzlerkandidaten. 60 Prozent der Befragten
finden, er sei kein guter Kandidat. Den NRW-Ministerpräsidenten Armin
Laschet halten 23 Prozent für einen guten Kanzlerkandidaten. 45
Prozent tun das nicht.

Betrachtet man nur die Meinungen der Unions-Anhänger, liegt im
ARD-Deutschlandtrend ebenfalls Merz an der Spitze. 50 Prozent sagen,
er wäre ein guter Kanzlerkandidat. Es folgt Söder mit 35 Prozent vor
Spahn und Kramp-Karrenbauer mit je 31 Prozent. Laschet trauen 29
Prozent der CDU/CSU-Anhänger zu, ein guter Kanzlerkandidat zu sein.

Im Interview mit der Nachrichtenseite n-tv.de hatte sich Merz zuvor
erstmals klar gegen eine Urwahl zur Kanzlerkandidatur ausgesprochen.
Er halte Regionalkonferenzen für ein geeignetes Mittel, bei mehreren
Bewerbern Personalentscheidungen herbeizuführen. In Passau sagte Merz
nach einem Bericht der «Passauer Neuen Presse», auch ein
Sonderparteitag könne über die Kanzlerkandidatur entscheiden.