Erster Fall von Polio auf den Philippinen seit Jahrzehnten

Manila (dpa) - Zum ersten Mal seit Jahrzehnten gibt es auf den
Philippinen einen Fall der Kinderlähmung (Polio). Ein dreijähriges
Mädchen sei in Lanao del Sur auf den Südphilippinen positiv getestet
worden, teilte die Gesundheitsbehörde des Landes am Donnerstag mit.
Zudem habe man das Poliovirus auch in Umweltproben aus den
Millionenstädten Manila und Davao entdeckt. Gesundheitsminister
Francisco Duque zeigte sich alarmiert und forderte alle Eltern auf,
ihre Kinder impfen zu lassen.

Das identifizierte Poliovirus Typ 2 stammt nach Angaben der
Weltgesundheitsorganisation WHO ursprünglich aus einem Impfstoff mit
abgeschwächten Viren, der per Schluckimpfung gegeben wird. Solche
Viren könnten ausgeschieden werden, sich in Gebieten mit schlechten
sanitären Bedingungen verteilen und gefährlicher werden. So etwas
geschehe vor allem, wenn eine Bevölkerung nicht ausreichend gegen
Polio geimpft sei, schreibt die WHO. In Deutschland werden nach
Angaben des Robert Koch-Institutes andere, inaktivierte Impfstoffe
genutzt, bei denen kein derartiges Risiko bestehe. Geimpfte Menschen
seien vor Impf- und Wildtypen der Polioviren geschützt.

Die WHO teilte auf ihrer Internetseite mit, sie arbeite mit dem
nationalen Gesundheitsministerium zusammen und plane ab Oktober
massenhafte Impfungen auf den Philippinen. Polio trifft vor allem
Kleinkinder, verursacht bei ihnen Funktionsausfälle von Muskeln und
kann in seltenen Fällen zum Tod führen. Die Krankheit wird meist üb
er
den Kontakt mit Fäkalien übertragen, auch eine Tröpfcheninfektion ist

möglich. Eine Heilung gibt es bislang nicht.

Die Philippinen wurden im Oktober 2000 von der WHO für poliofrei
erklärt. Zum letzten bekannten Krankheitsfall kam es in dem Land im
Jahr 1993.