Was die Pest anrichtete und wie sie bis heute wirkt - Schau in Herne

Die Erinnerung an die Pest lässt schaudern: Jahrtausende wütete die
Krankheit weltweit und raffte viele Millionen dahin. Eine
Sonderausstellung befasst sich jetzt mit der Pest und zeigt Bezüge
bis heute auf.

Herne (dpa/lnw) - Die Krankheit Pest hat ihren Schrecken noch nicht
verloren - zu sehr hat sich ihr tödliches Wüten über Jahrtausende in

das kollektive kulturgeschichtliche Gedächtnis eingebrannt. Die
Seuche grassierte seit der Antike in großen Pandemien, denen rund 100
Millionen Menschen weltweit zum Opfer fielen, wie das
Robert-Koch-Institut berichtet. Und es gibt sie immer noch: Auf
Madagaskar kommt es bis heute zu Ausbrüchen.

Was die Betroffenen seit jeher mitmachten, zeigt eine
Sonderausstellung in Herne auf faszinierende und dramatische Weise,
zu sehen ab Freitag bis zum 10. Mai 2020 im LWL-Museum für
Archäologie. Schon in der Jungsteinzeit trat die Pest auf und
verschonte danach keine Epoche der Menschheitsgeschichte.

Dank moderner Mittel ist die Seuche auch für Zeiten, aus denen es
keine Schriftquellen gibt, nachweisbar. «Anhand von archäologischen
Funden konnten wir in Verbindung mit DNA-Analysen die Ausbreitung und
Übertragung der Pest erforschen», erläuterte Museumsleiterin Doreen
Mölders am Mittwoch in Herne. Beteiligt daran war auch ein Experte
für Archäogenetik.

Die Schau zeichnet mit elf Themenbereichen ein Bild von mehr als 3000
Jahren Pest-Geschichte und beschäftigt sich zudem mit der
psychologischen Wirkung der Krankheit. «Wir verdeutlichen auch den
sozialen Umgang mit ansteckenden Krankheiten und das menschliche
Verhalten im Angesicht von existenziellen Bedrohungen», sagte
LWL-Direktor Matthias Löb. Etwa die Diskussion um eine Impfpflicht
zeige den Gegenwartsbezug.

«Lindere meinen Kummer» heißt eine Ikone der Gottesmutter, die
Pestkranke und Angehörige um Beistand und Trost anriefen. Auch sie
ist Teil der Ausstellung. Etwas anderes als Beten half nicht gegen
das todbringende Elend, auch wenn man es zeitweise mit Blattgold und
Elchgeweihen versuchte. Erst 1894 identifizierte der Arzt Alexandre
Yersin ein tödliches Bakterium als Verursacher. Damals erreichte die
Pest in ihrer letzten großen Welle alle Kontinente. Heute ist die
Krankheit heilbar.

Neben der Ikone sind weitere rund 300 archäologische und
kulturgeschichtliche Exponate aus aller Welt in der Ausstellung zu
sehen, darunter ein echtes, aber abgetötetes Pest-Bakterium unter dem
Mikroskop. Und auch ein besonderer Pest-Ort taucht auf: Einer der
letzten Pestfriedhöfe ist in Wünnenberg-Leiberg im Kreis Paderborn zu
finden. Er lag wegen der hohen Ansteckungsgefahr der Toten weit
außerhalb der Siedlungen.