Rechtsmediziner-Kongress - Neues zur Erforschung von Gewaltopfern

Wer Menschen verletzt oder tötet, hinterlässt immer Spuren.
Rechtsmediziner analysieren sie und helfen so bei der Aufklärung von
Verbrechen. Über neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden
wollen sich jetzt hunderte Experten in Hamburg austauschen.

Hamburg (dpa/lno) - Mehr als 400 Rechtsmediziner aus dem In- und
Ausland kommen am Mittwoch (9.00 Uhr) zu einem Kongress an der
Universität Hamburg zusammen. Auf der Internationalen Jahrestagung
der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin geht es um neue Methoden
zur Aufklärung von Verbrechen, die Untersuchung von Gewaltopfern und
besonders spektakuläre Einsätze im In- und Ausland, wie das
Universitätsklinikum Eppendorf mitteilte. Auf dem Programm stehen
mehr als 200 Vorträge und Workshops.

Eine Expertin aus der Schweiz berichtet über ihre Arbeit zur
Aufklärung der Massaker von Katyn im Jahr 1940 und des
Flugzeugabsturzes von Smolensk. Bei dem Unglück im Jahr 2010 waren
der damalige polnische Präsident Lech Kaczynski und über 90 weitere
hochrangige Polen ums Leben gekommen. An dem Vortrag seien auch zwei
polnische Rechtsmediziner beteiligt, sagte der Organisator des
Kongresses, Prof. Sven Anders.

Berliner Rechtsmediziner schildern ihre Untersuchungen nach dem
Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt und auf eine deutsche
Touristengruppe in Istanbul im Jahr 2016. Ein Hamburger Mediziner
spricht über ethische Fragen im Zusammenhang mit menschlichen
Körperteilen in wissenschaftlichen Sammlungen und Museen.

Die Experten tauschen sich auch über bildgebende Verfahren aus, die
heute zum Teil schon die Sektionen von Leichen ersetzen. Ein weiteres
Thema ist die Altersbestimmung von nicht identifizierten
Verstorbenen. Rechtsmediziner aus Leipzig und Frankfurt/Main werden
ihre Erkenntnisse aus der Insektenkunde beisteuern. Insekten können
in der forensischen Medizin wichtige Hinweise bei der
Todeszeitpunktbestimmung geben, erklärte eine Sprecherin des
Universitätsklinikums.

Tagungspräsident Prof. Klaus Püschel ist Leiter des Hamburger
Instituts für Rechtsmedizin, an dem jährlich etwa 1500 Obduktionen
gemacht werden. In einer Ambulanz für Opfer körperlicher Gewalt und
in einem Kinder-Kompetenzzentrum untersuchen die Hamburger Mediziner
pro Jahr mehr als 2300 Betroffene.